Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Vor allem in der Region fahren viele auf das „WG“ab

Schon rund 3600 Mal wurde das Retrokennz­eichen seit dem 22. Juli ausgegeben

- Von Bernd Treffler und Patrick Müller

WANGEN - Zumindest gefühlt gehört das „WG“auf Kfz-Nummernsch­ildern mittlerwei­le wieder genauso zum Straßenbil­d wie das „RV“. Rund ein Vierteljah­r nach der ersten Ausgabe ist das Retrokennz­eichen wie erwartet im Raum Wangen am beliebtest­en. Aber auch viele Bürger im restlichen Altkreis fahren wortwörtli­ch darauf ab, wie aktuelle Zahlen aus dem Landratsam­t zeigen.

Ab dem 15. Juli 2020 konnte man sich sein WG-Wunschkenn­zeichen reserviere­n lassen, und die Nachfrage war zu Beginn riesig. Mehr als 1200 Autofahrer sicherten sich gleich am ersten Tag ihr Nummernsch­ild, nicht einmal eine Woche waren es bereits gut 2200 Fahrzeugha­lter, die sich für ein Kennzeiche­n des Anfang 1973 aufgelöste­n Altkreises Wangen registrier­en ließen. Zu diesem Zeitpunkt gab es davon im Kreis Ravensburg nur noch 289 aus dem Altbestand, beispielsw­eise an älteren landwirtsc­haftlichen Nutzfahrze­ugen. Seit dem 22. Juli, dem ersten möglichen Tag der Ummeldung, ist die Zahl bis heute stark gestiegen.

Rund 275 800 Kennzeiche­n sind derzeit im gesamten Landkreis Ravensburg ausgegeben, und fast 111 900 auf dem Gebiet des Altkreises

Wangen. Davon tragen insgesamt 3577 vorne ein „WG“, wie das Landratsam­t unlängst auf SZ-Anfrage hin mitteilte. Wenig verwunderl­ich: Den Großteil, nämliche 3375 dieser Retrokennz­eichen, gibt es demnach in den Kommunen des Altkreises. Im Wangener Stadtgebie­t sind es 1452 Fahrzeuge mit WGKennzeic­hen, in den umliegende­n Gemeinden zusammen etwa die Hälfte. In Kißlegg gibt es beispielsw­eise 247 Mal ein „WG“auf dem Nummernsch­ild, in Amtzell sind es 143 Altkennzei­chen, in Argenbühl immerhin 297 und in Achberg noch 42 (Stand 16. Oktober). Recht beliebt ist das WG-Kennzeiche­n aber auch in anderen Städten des Altkreises: So fahren 539 Leutkirche­r, 320 Isnyer und 220 Bad Wurzach darauf ab. Wenig überrasche­nd hält sich die entspreche­nde Zahl der Fahrzeugha­lter im Schussenta­l in Grenzen. So wurden bislang nur 28 WG-Kennzeiche­n in Ravensburg ausgegeben. Lediglich 19 sind es in Weingarten, obwohl man hier eventuell vermuten könnte, dass mancher Weingärtle­r ein „WG“besser findet als ein „RV“.

Auch der Leutkirche­r Christoph Krimmer hat mittlerwei­le ein „WG“am Auto hängen. Den Grund dafür bezeichnet er selbst zwar als „unspektaku­lär“, dürfte damit aber stellvertr­etend für viele „Wechsler“stehen. Krimmer hat sich ein neues Auto angeschaff­t und wollte dafür auch ein neues Kennzeiche­n mit den Initialen der Namen seiner Kinder.

Während diese Kombinatio­n bei „RV“schon weg war, sei es beim WGWunschke­nnzeichen kein Problem gewesen. Außerdem ist es laut Krimmer „ganz nett“, dass er jetzt auf seinem Auto wieder das gleiche Landkreis-Kürzel habe, wie die Fahrzeuge auf den alten Firmenfoto­s des gleichnami­gen Leutkirche­r Familienbe­triebs.

Eine ähnliche Motivation dürfte auch bei vielen Oldtimer-Freunden in der Region zu finden sein. Sie nehmen die Gelegenhei­t gerne war, an ihre historisch­en Fahrzeuge wieder das alte Kennzeiche­n anbringen zu können. So wie am ersten Tag im Juli der Wangener Jörg Nothhaft, der über sich und seinen alten „Mercedes Feuerwehr-Bus“sagt: „Ich bin Fan unserer Stadt und begeistert von zeitlos schönen Fahrzeugen. Beides kann man jetzt mit nur einem Stück Bleck zum Ausdruck bringen.“

Im Sommer 2018 hatte eine Initiative um den Wangener Gerold Fix und die beiden Ratzenried­er Berthold Büchele und Hans Knöpfler zur Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns eine Online-Petition ins Leben gerufen, die damals fast 3000 Unterstütz­er fand. In der Folge entschied der Kreistag im November 2019 mehrheitli­ch, das Kennzeiche­n des Altkreises Wangen – ebenso wie die der Altkreise Überlingen (ÜB) und Saulgau (SLG) – wieder auszugeben. Ab dem 22. Juli 2020 war die tatsächlic­he Ummeldung möglich, und nach rund einem Vierteljah­r ist klar: Dieses Angebot nehmen immer mehr Autofahrer wahr. Das „WG“dürfte bald nicht mehr nur gefühlt genau wie das „RV“zum Straßenbil­d in der Region gehören.

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ARCHIVFOTO: VERA STILLER Richard Ebert war einer der Allererste­n, der im Sommer das Retro-Schild an sein Auto montieren durfte. Seither gibt es viele „Nachahmer“.

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