Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Vor allem in der Region fahren viele auf das „WG“ab
Schon rund 3600 Mal wurde das Retrokennzeichen seit dem 22. Juli ausgegeben
WANGEN - Zumindest gefühlt gehört das „WG“auf Kfz-Nummernschildern mittlerweile wieder genauso zum Straßenbild wie das „RV“. Rund ein Vierteljahr nach der ersten Ausgabe ist das Retrokennzeichen wie erwartet im Raum Wangen am beliebtesten. Aber auch viele Bürger im restlichen Altkreis fahren wortwörtlich darauf ab, wie aktuelle Zahlen aus dem Landratsamt zeigen.
Ab dem 15. Juli 2020 konnte man sich sein WG-Wunschkennzeichen reservieren lassen, und die Nachfrage war zu Beginn riesig. Mehr als 1200 Autofahrer sicherten sich gleich am ersten Tag ihr Nummernschild, nicht einmal eine Woche waren es bereits gut 2200 Fahrzeughalter, die sich für ein Kennzeichen des Anfang 1973 aufgelösten Altkreises Wangen registrieren ließen. Zu diesem Zeitpunkt gab es davon im Kreis Ravensburg nur noch 289 aus dem Altbestand, beispielsweise an älteren landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen. Seit dem 22. Juli, dem ersten möglichen Tag der Ummeldung, ist die Zahl bis heute stark gestiegen.
Rund 275 800 Kennzeichen sind derzeit im gesamten Landkreis Ravensburg ausgegeben, und fast 111 900 auf dem Gebiet des Altkreises
Wangen. Davon tragen insgesamt 3577 vorne ein „WG“, wie das Landratsamt unlängst auf SZ-Anfrage hin mitteilte. Wenig verwunderlich: Den Großteil, nämliche 3375 dieser Retrokennzeichen, gibt es demnach in den Kommunen des Altkreises. Im Wangener Stadtgebiet sind es 1452 Fahrzeuge mit WGKennzeichen, in den umliegenden Gemeinden zusammen etwa die Hälfte. In Kißlegg gibt es beispielsweise 247 Mal ein „WG“auf dem Nummernschild, in Amtzell sind es 143 Altkennzeichen, in Argenbühl immerhin 297 und in Achberg noch 42 (Stand 16. Oktober). Recht beliebt ist das WG-Kennzeichen aber auch in anderen Städten des Altkreises: So fahren 539 Leutkircher, 320 Isnyer und 220 Bad Wurzach darauf ab. Wenig überraschend hält sich die entsprechende Zahl der Fahrzeughalter im Schussental in Grenzen. So wurden bislang nur 28 WG-Kennzeichen in Ravensburg ausgegeben. Lediglich 19 sind es in Weingarten, obwohl man hier eventuell vermuten könnte, dass mancher Weingärtler ein „WG“besser findet als ein „RV“.
Auch der Leutkircher Christoph Krimmer hat mittlerweile ein „WG“am Auto hängen. Den Grund dafür bezeichnet er selbst zwar als „unspektakulär“, dürfte damit aber stellvertretend für viele „Wechsler“stehen. Krimmer hat sich ein neues Auto angeschafft und wollte dafür auch ein neues Kennzeichen mit den Initialen der Namen seiner Kinder.
Während diese Kombination bei „RV“schon weg war, sei es beim WGWunschkennzeichen kein Problem gewesen. Außerdem ist es laut Krimmer „ganz nett“, dass er jetzt auf seinem Auto wieder das gleiche Landkreis-Kürzel habe, wie die Fahrzeuge auf den alten Firmenfotos des gleichnamigen Leutkircher Familienbetriebs.
Eine ähnliche Motivation dürfte auch bei vielen Oldtimer-Freunden in der Region zu finden sein. Sie nehmen die Gelegenheit gerne war, an ihre historischen Fahrzeuge wieder das alte Kennzeichen anbringen zu können. So wie am ersten Tag im Juli der Wangener Jörg Nothhaft, der über sich und seinen alten „Mercedes Feuerwehr-Bus“sagt: „Ich bin Fan unserer Stadt und begeistert von zeitlos schönen Fahrzeugen. Beides kann man jetzt mit nur einem Stück Bleck zum Ausdruck bringen.“
Im Sommer 2018 hatte eine Initiative um den Wangener Gerold Fix und die beiden Ratzenrieder Berthold Büchele und Hans Knöpfler zur Wiedereinführung des WG-Kennzeichens eine Online-Petition ins Leben gerufen, die damals fast 3000 Unterstützer fand. In der Folge entschied der Kreistag im November 2019 mehrheitlich, das Kennzeichen des Altkreises Wangen – ebenso wie die der Altkreise Überlingen (ÜB) und Saulgau (SLG) – wieder auszugeben. Ab dem 22. Juli 2020 war die tatsächliche Ummeldung möglich, und nach rund einem Vierteljahr ist klar: Dieses Angebot nehmen immer mehr Autofahrer wahr. Das „WG“dürfte bald nicht mehr nur gefühlt genau wie das „RV“zum Straßenbild in der Region gehören.