Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kritik an Strobls Lockdown-Vorstoß
CDU-Innenminster für harte Corona-Maßnahmen – Wissenschaftler pflichten bei
STUTTGART - Vor der Bund-LänderRunde zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie sorgt der badenwürttembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) mit einem radikalen Vorschlag für Aufsehen. Strobl fordert bei einer Verschärfung der Lage einen gut einwöchigen Lockdown in Deutschland. Damit stößt er bei Parteikollegen und dem Koalitionspartner auf breite Skepsis.
„Wenn die Zahlen sich weiter so entwickeln, dann müssen wir Maßnahmen
in den Blick nehmen, etwa, dass wir auch einmal für eine Woche alles dicht machen, dass von Freitag bis Sonntag die Woche drauf gar nichts mehr geht“, sagte Strobl dem Nachrichtenportal „The Pioneer“. Auf die Frage, ob die Schließung auch Schulen, Kitas und Geschäfte betreffen würde, sagte Strobl: „Alles heißt alles.“
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) dagegen sehe Strobls Vorstoß kritisch, heißt es aus dem Regierungsumfeld. Ein Lockdown, der alle Lebensbereiche umfasst, widerspreche der bisherigen
Leitlinie im Land. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) will der Abstimmung zwischen den Länderchefs und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch nicht vorgreifen, wie eine Sprecherin der „Schwäbischen Zeitung“sagte. Die Lage sei aber ernst.
Südwest-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sieht die Idee eines Lockdown hingegen äußerst kritisch. Schon jetzt kämpfe die Wirtschaft in fast allen Bereichen mit massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie. Justiz- und Tourismusminister Guido Wolf (CDU) mahnte, vor einem KomplettLockdown
müsse „intensiv geprüft werden, ob diese Maßnahme überhaupt geeignet ist, die Infektionsketten dauerhaft zu unterbrechen“. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) legte sich schon fest: „Eine Woche Lockdown bringt gar nichts.“
Teile der Wissenschaft unterstützen dagegen Strobls Idee, wie Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut: „Wenn man den Lockdown kurz und konzertiert macht, ist es für alle gut“, sagte sie dem Deutschlandfunk. „Für die Menschen, für die Wirtschaft, für die Gesundheit, für unser Sozialleben.“