Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Das passiert mit dem Brot nach Ladenschluss
Was hat es mit dem Anhänger voller Backwaren auf sich? Die SZ hat bei der Bäckerei Herrmann nachgefragt
BAD WALDSEE - Ein SZ-Leser hat der Redaktion ein Bild zukommen lassen, dass einen Anhänger voller Brot, Brötchen und Brezeln zeigt. Das ungewöhnliche Foto, das im Hirschhof aufgenommen wurde, sorgte bei dem Leser für Irritationen. Die „Schwäbische Zeitung“ist der Sache nachgegangen. Ein Anruf bei Bäckermeister Michael Herrmann sorgt für Klarheit.
In den Regalen der Bäckereien liegen meist bis kurz vor Ladenschluss noch Seelen, Mischbrote oder Körnerwecken und laden zum Kauf ein. Doch was passiert mit den übriggebliebenen Backwaren nachdem die Bäckereien geschlossen haben? Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei der Bäckerei Hermann wird das unverkaufte Brot beispielsweise gesammelt und einmal pro Woche von einem Landwirt aus Bergatreute abgeholt. „Er verfüttert das Brot an seine Tiere, also an Schweine und Kühe“, berichtet Hermann und erklärt damit das an die Redaktion gesandte Foto.
So manche Backware wird aber aber auch weiterverarbeitet, beispielsweise zu Knödelbrot und zu Semmelbröseln. Oder es wird zu einem reduzierten
Preis am nächsten Tag nochmal angeboten. „Es gibt auch Bäcker, die geben ihr Brot an professionelle Speiseverwerter weiter. Da geht es dann in die Biogasanlage“, weiß der 52-jährige Bäckermeister. Andere spenden ihr Brot an die
Tafel oder überlassen es Foodsharing-Initiativen wie es sie auch in Bad Waldsee gibt (die SZ berichtete: „Essen teilen, anstatt wegzuwerfen“, 11. März).
Wie viel Brot täglich übrigbleibt, hängt von mehrere Faktoren ab, wie Herrmann berichtet: „Das Wetter spielt eine zentrale Rolle. Aber auch, ob Feiertage oder Feste anstehen. Und dann gibt es Tage, dann kann man sich selbst nicht erklären, warum so viel oder so wenig verkauft wurde.“Im Durchschnitt schätzt der Inhaber das täglich rund fünf bis acht Prozent der Gesamtproduktion nicht verkauft wird.
Seine Verkaufsschlager sind nach wie vor das Bauernlaib, der Knauzen sowie Seelen und Brezeln. Gleichwohl hat sich das Kaufverhalten der Kunden während der ersten CoronaMonate verändert. „Da wurden viel mehr Großbrote gekauft. Unsere kleinen Filialen, wie beispielsweise in Haisterkirch, haben einen richtiges Plus gehabt. Das lag wahrscheinlich daran, dass viele nicht mehr nur in den Discounter zum Einkaufen sind und daran, dass die Leute mehr zuhause gegessen haben“, zeigt der Bäckermeister eine coronabedingte Entwicklung auf.
Apropos Krise: Ohne Einbußen ist auch die Bäckerei Herrmann nicht durch die Krise gekommen und merkt die Auswirkungen bis heute.
So manche Lieferung hat längst nicht mehr den Umfang wie davor. Der Grund: „Wenn ein Kurbetrieb 100 Prozent ausgelastet ist, dann sind das aufgrund von Abstandsund Hygieneregeln nicht mehr die 100 Prozent wie früher“, verdeutlicht Herrmann die Veränderung. Rund 20 bis 30 Prozent weniger Brot fallen daher pro Lieferung an. „Klar fehlt uns da was, aber es ist halt so.“
Michael Herrmann
„Klar fehlt uns da was, aber es ist halt so.“