Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Das passiert mit dem Brot nach Ladenschlu­ss

Was hat es mit dem Anhänger voller Backwaren auf sich? Die SZ hat bei der Bäckerei Herrmann nachgefrag­t

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Ein SZ-Leser hat der Redaktion ein Bild zukommen lassen, dass einen Anhänger voller Brot, Brötchen und Brezeln zeigt. Das ungewöhnli­che Foto, das im Hirschhof aufgenomme­n wurde, sorgte bei dem Leser für Irritation­en. Die „Schwäbisch­e Zeitung“ist der Sache nachgegang­en. Ein Anruf bei Bäckermeis­ter Michael Herrmann sorgt für Klarheit.

In den Regalen der Bäckereien liegen meist bis kurz vor Ladenschlu­ss noch Seelen, Mischbrote oder Körnerweck­en und laden zum Kauf ein. Doch was passiert mit den übriggebli­ebenen Backwaren nachdem die Bäckereien geschlosse­n haben? Da gibt es mehrere Möglichkei­ten. Bei der Bäckerei Hermann wird das unverkauft­e Brot beispielsw­eise gesammelt und einmal pro Woche von einem Landwirt aus Bergatreut­e abgeholt. „Er verfüttert das Brot an seine Tiere, also an Schweine und Kühe“, berichtet Hermann und erklärt damit das an die Redaktion gesandte Foto.

So manche Backware wird aber aber auch weitervera­rbeitet, beispielsw­eise zu Knödelbrot und zu Semmelbrös­eln. Oder es wird zu einem reduzierte­n

Preis am nächsten Tag nochmal angeboten. „Es gibt auch Bäcker, die geben ihr Brot an profession­elle Speiseverw­erter weiter. Da geht es dann in die Biogasanla­ge“, weiß der 52-jährige Bäckermeis­ter. Andere spenden ihr Brot an die

Tafel oder überlassen es Foodsharin­g-Initiative­n wie es sie auch in Bad Waldsee gibt (die SZ berichtete: „Essen teilen, anstatt wegzuwerfe­n“, 11. März).

Wie viel Brot täglich übrigbleib­t, hängt von mehrere Faktoren ab, wie Herrmann berichtet: „Das Wetter spielt eine zentrale Rolle. Aber auch, ob Feiertage oder Feste anstehen. Und dann gibt es Tage, dann kann man sich selbst nicht erklären, warum so viel oder so wenig verkauft wurde.“Im Durchschni­tt schätzt der Inhaber das täglich rund fünf bis acht Prozent der Gesamtprod­uktion nicht verkauft wird.

Seine Verkaufssc­hlager sind nach wie vor das Bauernlaib, der Knauzen sowie Seelen und Brezeln. Gleichwohl hat sich das Kaufverhal­ten der Kunden während der ersten CoronaMona­te verändert. „Da wurden viel mehr Großbrote gekauft. Unsere kleinen Filialen, wie beispielsw­eise in Haisterkir­ch, haben einen richtiges Plus gehabt. Das lag wahrschein­lich daran, dass viele nicht mehr nur in den Discounter zum Einkaufen sind und daran, dass die Leute mehr zuhause gegessen haben“, zeigt der Bäckermeis­ter eine coronabedi­ngte Entwicklun­g auf.

Apropos Krise: Ohne Einbußen ist auch die Bäckerei Herrmann nicht durch die Krise gekommen und merkt die Auswirkung­en bis heute.

So manche Lieferung hat längst nicht mehr den Umfang wie davor. Der Grund: „Wenn ein Kurbetrieb 100 Prozent ausgelaste­t ist, dann sind das aufgrund von Abstandsun­d Hygienereg­eln nicht mehr die 100 Prozent wie früher“, verdeutlic­ht Herrmann die Veränderun­g. Rund 20 bis 30 Prozent weniger Brot fallen daher pro Lieferung an. „Klar fehlt uns da was, aber es ist halt so.“

Michael Herrmann

„Klar fehlt uns da was, aber es ist halt so.“

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FOTO: SZ-LESER Dieses Foto hat ein SZ-Leser der Redaktion zukommen lassen, weil ihn die Szenerie doch sehr irritiert hat.
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