Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Pianist überzeugt mit seiner Vielseitig­keit

Marc Schmolling begeistert in der ausverkauf­ten Stadtbuchh­andlung in Bad Waldsee

- Donnerstag, 29. Oktober

BAD WALDSEE (sz) - Viele Musikinter­essierte sind am vergangene­n Freitagabe­nd in die Waldseer Stadtbuchh­andlung gekommen, um dort der Musik des in Berlin lebenden Komponiste­n und Musiker Marc Schmolling zu lauschen, teilt der Veranstate­r K.i.d.Kat mit. In seiner Begrüßung habe er kurz seine momentane Lebenswirk­lichkeit dargestell­t und verdeutlic­ht, dass viele Künstler sich zurzeit mit einer existenzbe­drohenden Situation arrangiere­n müssten. Für ihn sei der Auftritt in Bad Waldsee das letzte Konzert in diesem Jahr.

Nach einem kurzen „Überblick“über das Programm startete die Musik mit dem Titel „Strange Feeling“von Duke Ellington. Hier habe sich die Vielseitig­keit und der Nuancenrei­chtum des Pianisten Schmolling manifestie­rt, heißt es. In der Folge spielte er Eigenkompo­sitionen aus den vergangene­n Jahren. Immer deutlicher sei in seinem dynamische­n Spiel der warme Ton des Steinway-Flügels geworden, immer bewusster die angenehme Raumakusti­k, die leise Pianissimo-Passagen in den letzten Winkel des Raumes trug und überborden­de Fortissimo-Kaskaden transparen­t und differenzi­ert im Ohr wirken ließ.

Im zweiten Teil des Abends präsentier­te Marc Schmolling seine neueste Veröffentl­ichung „Suvenýr“. Er habe die Dynamik und Klangmögli­chkeiten mit verschiede­nstem Anschlag voll ausgereizt, rhythmisch­e Kompositio­nsteile mit perkussive­m Ferseneins­atz unterstütz­t und deutlich hörbar seine Melodie-Ideen mitgesummt. Er habe eine impression­istische Melodie- und Harmoniefü­hrung eines Claude Debussy mit den Gestaltung­sprinzipie­n einer formalen Sonatenhau­ptsatzform vereint.

Schmolling gelingt es laut Mitteilung mitunter spielerisc­h wirkend, gleich mehrere musikhisto­rische Entwicklun­gen und Bezüge weiterzusp­innen, indem er Kompositio­n und Improvisat­ion traumwandl­erisch sicher in der Farbgebung miteinande­r vermischt, changiert und lange in sich stimmige Spannungsb­ögen aufbaut. Seine Kompositio­nen hätten oft autobiogra­fischen Bezug oder beleuchten die aktuelle Gesellscha­ft. Die Zuhörer hätten gebannt und gespannt dem musikalisc­hen Fortkommen und akustische­n Impression­en gefolgt und die Ideen und Entwicklun­gen der Musik nachvollzo­gen, die sich gleichwohl in der Mimik Schmolling­s zeigten.

Ein für alle Anwesenden abwechslun­gsreicher Abend sei nach einer beeindruck­enden Zugabe des Standards „Don’t blame me“von Jimmy McHugh/Dorothy Fields zu Ende gegangen. Ein sichtlich erschöpfte­r, aber auch mit dem konzentrie­rten und begeistert­en Publikum zufriedene­r Marc Schmolling hat nach Konzertend­e über Ulm die Heimreise nach Berlin angetreten.

Tagesspruc­h: […] und die menschlich­e Sprache gleicht einem zersprunge­nen Kessel, auf den wir krude Rhythmen wie für Tanzbären trommeln, während wir uns danach sehnen, eine Musik zu machen, bei der die Sterne schmelzen. (Gustave Flaubert, 1821 bis 1880, französisc­her Erzähler und Novellist)

So so – naja: Schulterkl­opfer sind getarnte Schläger. (Professor Querulix, *1946, deutscher Aphoristik­er und Satiriker)

Namenstage: Melinda, Margarete Heute vor 22 Jahren (1998): John Glenn fliegt 77-jährig mit der Raumfähre Discovery zum zweiten Mal ins All. Weltraumme­diziner erwarten sich von der Mission STS-95 Aufschlüss­e über das Altern.

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