Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Pianist überzeugt mit seiner Vielseitigkeit
Marc Schmolling begeistert in der ausverkauften Stadtbuchhandlung in Bad Waldsee
BAD WALDSEE (sz) - Viele Musikinteressierte sind am vergangenen Freitagabend in die Waldseer Stadtbuchhandlung gekommen, um dort der Musik des in Berlin lebenden Komponisten und Musiker Marc Schmolling zu lauschen, teilt der Veranstater K.i.d.Kat mit. In seiner Begrüßung habe er kurz seine momentane Lebenswirklichkeit dargestellt und verdeutlicht, dass viele Künstler sich zurzeit mit einer existenzbedrohenden Situation arrangieren müssten. Für ihn sei der Auftritt in Bad Waldsee das letzte Konzert in diesem Jahr.
Nach einem kurzen „Überblick“über das Programm startete die Musik mit dem Titel „Strange Feeling“von Duke Ellington. Hier habe sich die Vielseitigkeit und der Nuancenreichtum des Pianisten Schmolling manifestiert, heißt es. In der Folge spielte er Eigenkompositionen aus den vergangenen Jahren. Immer deutlicher sei in seinem dynamischen Spiel der warme Ton des Steinway-Flügels geworden, immer bewusster die angenehme Raumakustik, die leise Pianissimo-Passagen in den letzten Winkel des Raumes trug und überbordende Fortissimo-Kaskaden transparent und differenziert im Ohr wirken ließ.
Im zweiten Teil des Abends präsentierte Marc Schmolling seine neueste Veröffentlichung „Suvenýr“. Er habe die Dynamik und Klangmöglichkeiten mit verschiedenstem Anschlag voll ausgereizt, rhythmische Kompositionsteile mit perkussivem Ferseneinsatz unterstützt und deutlich hörbar seine Melodie-Ideen mitgesummt. Er habe eine impressionistische Melodie- und Harmonieführung eines Claude Debussy mit den Gestaltungsprinzipien einer formalen Sonatenhauptsatzform vereint.
Schmolling gelingt es laut Mitteilung mitunter spielerisch wirkend, gleich mehrere musikhistorische Entwicklungen und Bezüge weiterzuspinnen, indem er Komposition und Improvisation traumwandlerisch sicher in der Farbgebung miteinander vermischt, changiert und lange in sich stimmige Spannungsbögen aufbaut. Seine Kompositionen hätten oft autobiografischen Bezug oder beleuchten die aktuelle Gesellschaft. Die Zuhörer hätten gebannt und gespannt dem musikalischen Fortkommen und akustischen Impressionen gefolgt und die Ideen und Entwicklungen der Musik nachvollzogen, die sich gleichwohl in der Mimik Schmollings zeigten.
Ein für alle Anwesenden abwechslungsreicher Abend sei nach einer beeindruckenden Zugabe des Standards „Don’t blame me“von Jimmy McHugh/Dorothy Fields zu Ende gegangen. Ein sichtlich erschöpfter, aber auch mit dem konzentrierten und begeisterten Publikum zufriedener Marc Schmolling hat nach Konzertende über Ulm die Heimreise nach Berlin angetreten.
Tagesspruch: […] und die menschliche Sprache gleicht einem zersprungenen Kessel, auf den wir krude Rhythmen wie für Tanzbären trommeln, während wir uns danach sehnen, eine Musik zu machen, bei der die Sterne schmelzen. (Gustave Flaubert, 1821 bis 1880, französischer Erzähler und Novellist)
So so – naja: Schulterklopfer sind getarnte Schläger. (Professor Querulix, *1946, deutscher Aphoristiker und Satiriker)
Namenstage: Melinda, Margarete Heute vor 22 Jahren (1998): John Glenn fliegt 77-jährig mit der Raumfähre Discovery zum zweiten Mal ins All. Weltraummediziner erwarten sich von der Mission STS-95 Aufschlüsse über das Altern.