Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Das Virus ist sehr weit verbreitet in Wangen“
Allgäustadt meldet erneut viele Neuinfektionen – Warum das so ist, stellt auch die Verwaltung vor Rätsel
WANGEN (jps) - Mit zehn neuen Fällen hat sich der Anstieg der CoronaFallzahlen in Wangen erneut beschleunigt. Das belegen die vom Landratsamt am Freitag veröffentlichen Daten, verglichen mit dem Vortag. Die zur Wochenmitte spürbare „Atempause“mit deutlich weniger Neuinfektionen ist also vorüber.
Laut Verwaltungsdezernentin Astrid Exo kristallisiert sich aus den Kontaktaufnahmen der städtischen Mitarbeiter mit Betroffenen kein „klarer Hotspot“heraus. Auffällig sei aber, dass Neuinfizierten zunehmend oft selbst unklar ist, wo und wie sich sich angesteckt haben. Dies sei zuvor anders gewesen. Gegen ein „klares Muster“spreche überdies, dass sich die angesteckten Menschen über das gesamte Stadtgebiet verteilen, inklusive der sechs Ortschaften. Astrid Exo kommt angesichts der aktuellen Entwicklung zu der Schlussfolgerung: „Das Virus ist sehr weit verbreitet in Wangen.“Das zeigen auch die Vergleichszahlen des Landratsamts. Mit 16 gab es am Freitag zwar die meisten neuen Fälle in Ravensburg. Direkt dahinter folgen aber bereits Wangen und Leutkirch mit jeweils zehn. In der jüngeren Vergangenheit wurden überdies aus Wangen mehrfach die kreisweit höchsten Zahlen an Neuinfektionen vermeldet.
Da die Stadt aufgrund zahlreicher Heimkehrer von Skiurlauben zu Beginn der Pandemie bereits vergleichsweise stark betroffen war, sind in der Stadt auch die Gesamtfallzahlen relativ hoch. Zum Vergleich: Wangen hat jetzt insgesamt 225 Infektionen zu verzeichnen, das einwohnermäßig nahezu doppelt so große Ravensburg 268. Angesichts von drei zuletzt genesenen Personen liegt die Zahl der aktuell Infizierten in der Allgäustadt jetzt bei 91. Für die mittlerweile rund 30 damit beschäftigten Mitarbeiter der Stadtverwaltung entwickelt sich die Kontaktnachverfolgung in diesem Zuge immer mehr zur Herkulesaufgabe. „Das Team stößt an seine Grenzen“, so die Dezernentin. Allerdings gelinge es grundsätzlich nach wie vor, die Kontaktketten nachvollziehen zu können – und das relativ schnell.
Ob tatsächlich alle Kontaktpersonen erreicht werden, ist dennoch unklar: „Wir müssen darauf vertrauen, was die Leute uns sagen. Bei manchen ist aber die Tendenz da, der Behörde nicht zu viele Personen anzugeben“, sagt Astrid Exo. Und sie warnt: „Das ist keine Lappalie.“
Der am Freitag vermeldete deutliche Anstieg der Fallzahlen ist indes kein Wangener Phänomen, da das Landratsamt kreisweit gleich 72 Neuinfektionen vermeldete. Der Inzidenzwert liegt nach Berechnungen der „Schwäbischen Zeitung“somit bei 85,6. Hierbei gilt 50 eigentlich als kritischer Wert.
Mit vier neu Angesteckten in Kißlegg sowie je einem in Amtzell und Argenbühl ist erneut auch das Wangener Umland betroffen. Die derzeitigen Gesamtfallzahlen in den Gemeinden (in Klammern Genesene): Kißlegg 34 (18), Argenbühl 31 (25), Amtzell 30 (14) und Achberg 8 (5).