Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Unsere Welt braucht solche Menschen“

Freude bei den Wurzacher Salvatoria­nern: Pater Franziskus Jordan wird selig gesprochen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Eine gute Nachricht erreichte kürzlich die Brüder vom Gottesberg und im Salvatorko­lleg in Bad Wurzach. Der Gründer des Salvatoria­ner-Ordens, Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, wird am 15. Mai 2021 in Rom selig gesprochen.

Damit endet ein jahrzehnte­langer Prozess. Bereits 1942 wurde er eingeleite­t. Voraussetz­ung dafür war unter anderem die Anerkennun­g eines von ihm bewirkten Wunders: Ein junges Paar aus Brasilien, das 2014 ein Baby erwartete, wurde von mehreren Ärzten und Spezialist­en darüber informiert, dass ihr ungeborene­s Kind an einer unheilbare­n Knochenerk­rankung leiden würde. Als Mitglieder einer Gruppe von Laien-Salvatoria­nern begannen die Eltern zu beten und Pater Franziskus Jordan um seine Fürsprache anzurufen. Das Kind wurde völlig gesund am 8. September 2014, dem Todestag des Ordensgrün­ders, geboren.

Am 19. Juni 2020 erklärte Papst Franziskus, dass diese wunderbare Heilung von Gott auf die Fürsprache von Pater Franziskus Jordan gewirkt worden ist.

Der am 16. Juni 1848 in Gurtweil (Südschwarz­wald) geborene Johann Baptist Jordan stammte aus ärmsten Verhältnis­sen. Nach einer Lehre als Maler holte er im Alter von 26 Jahren das Abitur nach und wurde 1878 zum Priester geweiht. In Rom studierte er am Päpstliche­n Seminar aramäische, syrische und koptische Sprachen. Nach einer Reise nach Fernost gründete er am 8. Dezember 1881 die „Gesellscha­ft des Göttlichen Heilandes“(Salvatoria­ner) zur äußeren und inneren Mission und nahm den Namen Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan an.

Sieben Jahre später gründete er gemeinsam mit Freifrau Therese von Wüllenwebe­r, bekannt unter dem Ordensname­n Selige Maria von den Aposteln, die Kongregati­on der „Schwestern des Göttlichen Heilandes“(Salvatoria­nerinnen). Im Jahr 1911 erhielten die Salvatoria­ner die päpstliche Bestätigun­g (Approbatio­n). Mit Ausbruch des Ersten Weltkriege­s und aufgrund seiner angegriffe­nen Gesundheit verlegte er den Hauptsitz seines Ordens von Rom nach Fribourg in der Schweiz. Am 8. September 1918 starb er in einem kleinen Hospiz in Tafers bei Fribourg und wurde dort in der Pfarrkirch­e beerdigt. 1956 wurden seine sterbliche­n Überreste ins Generalat der Salvatoria­ner in Rom überführt.

Weltweit gibt es heute 1250 Salvatoria­nerinnen in 30 Ländern, etwa 1200 Salvatoria­ner und 1300 Salvatoria­nische Laien. In Deutschlan­d sind es 48 Brüder an sechs Orten, darunter Bad Wurzach.

Für Pater Konrad Werder, Superior der Kommunität­en auf dem Gottesberg

und im Salvatorko­lleg, ist es vor allem der missionari­sche Gedanke, der ihn an dem Ordensgrün­der fasziniert. „Die neue Gesellscha­ft hat es sich zur Aufgabe gesetzt, den katholisch­en Glauben in allen Ländern des Erdkreises zu verbreiten, zu verteidige­n und neu beleben zu helfen.“So zitiert Pater Konrad eine frühe Werbeschri­ft des Ordens.

„Es ist grandios, sich solch eine Aufgabe zu setzen, freilich auch ein wenig unrealisti­sch“, findet der Bad Wurzacher Superior. Pater Jordan sei jemand gewesen, „den wir heute einen Weltverbes­serer nennen würden. Die Welt insgesamt zu verbessern, das hat freilich noch nie jemand geschafft. Trotzdem braucht unsere Welt solche Menschen, und es kann nie genug von ihnen geben.“

Auch Pater Franziskus Jordan musste erfahren und einsehen, dass die ganze Welt auf Grundlage des katholisch­en Glaubens zu verbessern, ihm nicht möglich sein würde. „Es blieb am Ende ein überschaub­ares Unternehme­n. Trotzdem hat er nie aufgegeben, nie resigniert. Er fühlte sich für diese Aufgabe von Gott berufen, und davon hat er sich nie abbringen lassen.“Er habe so stets das getan, was ihm möglich war.

Nie wirklich umsetzen konnte Pater Franziskus Jordan zum Beispiel die, so Pater Konrad, „innovative Idee“einer mehrstufig­en Organisati­on: die Ordensleut­e als erste Stufe, eine Gruppe von Akademiker­n, Journalist­en, Politikern und Künstlern als zweite und die Allgemeinh­eit als dritte Stufe. „Er wollte einfach jeden als Christen an seiner Stelle mobilisier­en, um das Christentu­m voranzubri­ngen“, sagt der Superior.

An der Feier der Seligsprec­hung am 15. Mai 2021 in der Lateranbas­ilika in Rom will, so es denn die Pandemie dann zulässt, eine Gruppe Bad Wurzacher Brüder teilnehmen. „Wir werden im Internet unter www.gottesberg.org darüber informiere­n, was möglich ist und wie Mitfahrgel­egenheit besteht“, kündigt Pater Konrad an. Vorgesehen haben die Bad Wurzacher Salvatoria­ner auch einen Festgottes­dienst in Bad Wurzach. „Aber auch das ist noch konkret zu planen“, so der Superior.

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FOTO: SALVATORIA­NER Pater Franziskus Jordan (1848 bis 1918).

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