Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Sie haben ein offenes Ohr für Hilfsbedür­ftige

Trotz der Corona-Pandemie ist es gelungen, in Hochdorf eine Dienstleis­tungsbörse aufzubauen

- Von Katrin Bölstler

HOCHDORF - Im Frühjahr hat die „Sorgende Gemeinscha­ft“in Hochdorf ihre Arbeit aufgenomme­n. Trotz der Corona-Pandemie ist es den Verantwort­lichen gelungen, seitdem die geplante Dienstleis­tungsbörse aufzubauen, den Seniorentr­eff zumindest eingeschrä­nkt aufrechtzu­erhalten und Mitfahrbän­kle aufzustell­en. Da die Gemeinde das Projekt finanziell unterstütz­t, legten die Verantwort­lichen nun zum Jahresende einen Rechenscha­ftsbericht vor.

2019 hatte der Gemeindera­t dem Verein Lebensqual­ität für das Projekt „Sorgende Gemeinscha­ft“5000 Euro als Anschubfin­anzierung zur Verfügung gestellt. In einer Präsentati­on legte die stellvertr­etende Bürgermeis­terin Margit Geiger dar, wofür das Geld verwendet und wie viel ehrenamtli­che Arbeit zusätzlich geleistet wurde. Die Gemeinderä­tin ist zusammen mit Ursula Beck Mitglied der Steuerungs­gruppe, die das Projekt begleitet.

Aufgrund der Pandemie und deren Auswirkung­en ist es nicht gelungen, alle Projekte wie geplant umzusetzen. Da Kontakte stark eingeschrä­nkt werden mussten, fanden die Seniorentr­effen dieses Jahr nur zweimal statt. Die Hoffnung ist, dass sich das nächstes Jahr wieder ändern wird. Die Mitfahrbän­ke stehen zwar zum Teil schon, sind aber noch nicht gekennzeic­hnet. Dieses Angebot soll erst beworben werden, wenn es als ungefährli­ch erachtet wird, andere Menschen im eigenen Auto mitzunehme­n. Das größte Projekt, die Dienstleis­tungsbörse, ist angelaufen, wenn auch anders als gedacht. Die Bürozeiten im Rathaus mussten aufgrund der Kontaktbes­chränkunge­n eingestell­t werden. Stattdesse­n gibt es nun ein mobiles Büro – eine Tasche, in der sich alle wichtigen Daten und das mobile Telefon befindet. Diese Tasche, schilderte­n die Beteiligte­n, wird jede Woche weitergege­ben. Im Durchschni­tt klingele das Telefon etwa einmal die Woche. Petra Wydler, Gina Wiegräfe und Erika Hipper bilden das Vermittlun­gsteam, das sich im Wochenrhyt­hmus abwechselt.

Zwischen März und Juli gab es 13 Einsätze bei fünf hilfsbedür­ftigen Personen, von Juli bis Oktober weitere 32. Die Spannbreit­e der Aufgaben war dabei groß. „Das reicht von Hilfe bei der Gartenarbe­it oder am Computer bis hin zu der Begleitung zu einem Arzt“, berichtete Erika Hipper.

Das Bereitscha­ft zu helfen, sei bei den Hochdorfer­n sehr groß. 46 Helfer seien nun in der Datenbank erfasst. Dem stehen momentan zwölf Personen gegenüber, die sich als hilfesuche­nd gemeldet hätten. Die Pandemie habe das Ganze sehr erschwert. Dennoch sei man unter den gegebenen Umständen mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Es werde sicherlich noch eine Weile brauchen, bis das Angebot bekannter werde und noch mehr Hilfesuche­nde sich melden würden, sagte Traude Koch vom Verein Lebensqual­ität. Die Gemeinderä­te erhielten eine detaillier­te Liste, wofür das Geld der Gemeinde ausgegeben worden war. So waren die Frauen des Vermittlun­gsteams insgesamt 134 Stunden im Einsatz, um etwa Anrufe entgegenzu­nehmen oder die Einsätze zu koordinier­en. Diese Stunden wurden vergütet. Nicht vergütet hingegen wurden Hilfseinsä­tze, die weniger als 20 Minuten dauerten. Ebenso nicht vergütet wurden knapp 100 Stunden, die das Vermittlun­gsteam und Mitglieder des Vereins Lebensqual­ität leisteten, um die Buchhaltun­g für das Projekt zu machen, Flyer zu entwerfen oder die entspreche­nde IT-Struktur aufzubauen.

Insgesamt wurden von den 5000 Euro etwas mehr als 3000 Euro ausgegeben. Die restlichen 2000 Euro sollen zum Teil dieses Jahr noch verwendet beziehungs­weise auf das nächste Jahr übertragen werden. Um die Arbeit auch 2021 fortsetzen zu können, beantragte der Verein bei der Gemeinde eine weitere finanziell­e Unterstütz­ung von 4000 Euro.

Der Gemeindera­t bewilligte diesen Betrag, nicht jedoch ohne laut darüber nachzudenk­en, wie das Projekt sich in Zukunft selbst tragen könnte. Es herrschte jedoch Einigkeit darüber, dass dies kein normales Jahr gewesen sei und dass es vor allem im ersten Jahr einige Anschaffun­gen und Dinge zu organisier­en gebe, die in späteren Jahren nicht erneut anfallen würden. Prinzipiel­l waren sich alle einig, dass das Projekt wichtige karitative Aufgaben übernehmen würde und es ein Gewinn für Hochdorf sei.

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FOTO: KATRIN BÖLSTLER Petra Wydler (von vorne), Erika Hipper und Gina Wiegräfe bilden zusammen das Vermittlun­gsteam der Dienstleis­tungsbörse.

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