Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ortschaftsrat Reute-Gaisbeuren fordert Tempolimit
Räte mahnen Fortschreibung der Radwegeplanung von 2016 an – Runder Tisch mit Politikern angeregt
REUTE-GAISBEUREN - Um die Verkehrssicherheit für Radfahrer auf der alten B 30 zwischen Gaisbeuren und der Unterführung nach Heurenbach zu erhöhen, hat der Ortschaftsrat Reute-Gaisbeuren einstimmig eine weitere Verkehrsschau der Behörden eingefordert. Weil die Parallelstraße zur B 30 von Waldseer Schulen als „Schulweg“empfohlen wird, wünscht sich das Gremium aus Sicherheitsgründen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Stundenkilometer. Zudem solle das städtische Tiefbauamt im Zuge der noch nicht umgesetzten Radwegeplanungen von 2016 prüfen, ob in der Ortsdurchfahrt von Gaisbeuren eine Radweg-Unterführung machbar sei. Und nach Erschließung des Gewerbegebietes Gaisbeuren II erhofft sich die Ortschaft an der alten B 30 einen gut ausgebauten, beleuchteten Radweg.
Nach gut einstündiger Debatte rund um die mangelnde Verkehrssicherheit für radelnde Schüler auf der alten B 30 und entlang der Ortsdurchfahrt in Gaisbeuren machte der Ortschaftsrat auf Antrag von Angelika Brauchle einen Knopf an die Sache: „Wir können nicht auf eine Unterführung warten, das dauert noch Jahre. Aber eine Verkehrsschau für ein Tempolimit können wir fordern – ich möchte nicht schuld sein, wenn es zu einem Unfall mit einem Schulkind kommt, weil Autos und Transporter dort viel zu schnell unterwegs sind“, betonte die Rätin.
Wie berichtet, hatte Brauchle dieses Thema schon bei der OktoberSitzung aufs Tapet gebracht, weil sie von Eltern auf die Gefahrenlage angesprochen worden sei. Karl Schmidberger pflichtete ihr bei: „Ich radle dort jeden Tag und kann bestätigen, dass die Straße eine RaserAusweichstrecke ist, wenn sich auf der B 30 der Verkehr staut, was jeden Morgen der Fall ist. Im Oktober habe ich keinen einzigen mehr auf der alten B 30 radeln sehen, im September noch einige – ich vermute, dass es den Familien zu gefährlich ist, ihre Kinder hier fahren zu lassen“, sagte der Ortschaftsrat.
Auch der Ortsvorsteher erkennt in der Straße einen Gefahrenschwerpunkt, zumal hier zahlreiche Lastwagen unterwegs zur Müllumladestation sind. „Ich fürchte nur, dass eine neue Verkehrsschau zu keinem anderen Ergebnis kommt als die letzte, weil eine Schulwegempfehlung keine verkehrsrechtlichen Auswirkungen haben dürfte, und weil die Anzahl der Verkehrsteilnehmer vermutlich keine Geschwindigkeitsreduzierung hergeben wird“, sagte Strobel. Bei der letzten Schau 2014 seien 800 Kraftfahrzeuge pro Tag gezählt worden, von denen 80 Prozent an der Müllumladestation langsamer als 40 Stundenkilometer gefahren seien.
Zu Beginn der Ratssitzung hatte Strobel auf die bisherigen kommunalen Bemühungen in Sachen „Radwegplanung“hingewiesen. „Zuletzt gab es 2016 für Gaisbeuren Vorschläge vom Büro Brenner für sichere Übergänge auf der B 30“, rief er einige Ideen wach, die Radfahrern das sichere Überqueren der stark befahrenen Bundesstraße ermöglichen würden. „Aber Sie haben recht, seither ist leider nichts mehr passiert“, räumte der Ortsvorsteher nach Rückfragen mehrerer Räte ein.
Immerhin habe die Ortschaft für die alte B 30 aktuell ein eingeschränktes Halteverbot erwirken können, um das Parken von Lastern (die SZ berichtete) künftig zu untersagen. Strobel: „Die Schilder werden demnächst aufgestellt, und auch am Wohngebiet Zettelbach, wo ja der Radweg in Richtung Tennisplätze verläuft, kommen neue Fahrbahnmarkierungen, die auf ’rechts vor links’ aufmerksam machen und dadurch hoffentlich den motorisierten
Verkehr abbremsen.“Wilhelm Heine, der seit Jahren auch für die Landwirtschaft einen Durchlass unter der B 30 fordert, machte einen weiteren Vorschlag, den das Gremium für sinnvoll erachtete: „Wir stehen vor einem Wahljahr und das ist eine Chance: Wir sollten Politiker aus unserer Region zusammen mit Vertretern der zuständigen Behörden nach Gaisbeuren einladen und Möglichkeiten erörtern, wie wir rasch sichere Überquerungshilfen an der Bundesstraße bekommen könnten.“
Unterm Strich war sich der Ortschaftsrat einig, weiterhin einen Weg der kleinen Schritte zu gehen, weil man auf die große Lösung (neue B 30) noch „mindestens zehn Jahre“(Strobel) oder „sogar noch 20 Jahre“(Schmidberger) werde warten müssen. Mit den Anträgen zur Temporeduzierung auf 50 Stundenkilometer sowie dem „Arbeitsauftrag“an das Tiefbauamt für die weitere Radwegplanung wurde diese Vorgehensweise im Ortschaftsrat untermauert. Auch beim Treffen des AK Radverkehr (siehe Kasten) werde man diese Probleme ansprechen, kündigte Schmidberger an.
Der Arbeitskreis (AK) Radverkehr versammelt sich erstmals in diesem Jahr am Montag, 7. Dezember, um 16.30 Uhr im Haus am Stadtsee. Um 18 Uhr schließt sich eine Sitzung des Verwaltungsausschusses an. Im Ortschaftsrat Reute-Gaisbeuren wurde bemängelt, dass dieser AK, dem Stadträte und Bürger angehören, die sich in Sachen „Radverkehr“gut auskennen, zu selten tage. Karl Schmidberger kritisierte die großen Zeitabstände zwischen den Zusammenkünften und erntete dafür zustimmendes Kopfnicken seiner Ratskollegen. „Allein daran erkennt kann man den Stellenwert, der diesem AK zukommt. Dabei gibt es viele offene Fragen und unvollendete Projekte im Zusammenhang mit sicheren Radwegen in Bad Waldsee und den Ortschaften“, stellte der Ortschaftsund Stadtrat fest.