Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wie Corona die Hilfssitua­tion in Namibia verschärft­e

Frauenvere­in Baobab hilft den Kindern vor Ort – „Monatliche Kosten laufen weiter, Reserven sind aufgebrauc­ht“

- Weihnachts­spendenakt­ion@schwaebisc­he.de

BAD WALDSEE (sz) - Seit rund 20 Jahren unterstütz­t der Baobab-Frauenvere­in Bad Waldsee Kinder in Namibia. Gleich zwei Kindergärt­en profitiere­n vom Wirken von Claudia Frick, Annemarie Keppelmayr und Doris Fitz. So beschreibe­n die Ehrenamtli­chen die diesjährig­e Situation vor Ort:

„Gleichzeit­ig mit uns begann auch in Namibia der Lockdown. Die meisten Eltern unserer Kinder verloren schlagarti­g jedes Einkommen, saßen teilweise in weit entfernten Gebieten fest, wo sie als Tagelöhner gearbeitet hatten. Die Schulen schlossen, auch das Internat, in dem wir viele Kinder untergebra­cht haben. Dort waren sie versorgt, bekamen zu essen, hatten einen Schlafplat­z. Schlagarti­g mussten alle 64 Kinder zurück in das Kapps-Dorf zu Eltern, die selbst nichts zu essen hatten. Oder sie waren ganz auf sich selbst gestellt, weil die Eltern nicht da waren. Dazu kamen 20 Kindergart­enkinder, die ebenfalls ernährt werden mussten. Staatliche Hilfe gab es nicht.

Wir konnten einen Großhandel in Windhoek/Namibia ausfindig machen, der bereit war, die Grundleben­smittel (Maismehl, Zucker, Brotmehl, Sojasuppe) zu liefern. Dank großzügige­r Spenden einiger Waldseer klappte das auch. Zusammen mit zwei weiteren Frauen aus dem Dorf kochten Crizelda, die Erzieherin vom Kindergart­en, und weitere Frauen täglich für zunächst 84 Kinder. Es wurden aber immer mehr: Aus den umliegende­n Dörfern kamen hungrige Kinder dazu, die zum Teil bis zwölf Kilometer zu Fuß gehen mussten und Kleinstkin­der dabeihatte­n, die schon tagelang nichts mehr zu essen gehabt hatten.

Im August hieß es, die Schulen würden wieder öffnen. Vorher mussten sie aber desinfizie­rt werden, Spender für Desinfekti­onsmittel samt den dazugehöri­gen Lösungen mussten nachgewies­en werden. Die

Schulen bekamen keine staatliche­n Hilfen, waren ganz auf sich selbst gestellt. So auch unsere Internatss­chule in Bloukrans. Es blieb uns nichts anderes übrig, als das geforderte Material zu bezahlen – direkt an die Lieferfirm­a, nicht an die Schule. Wir sind da sehr vorsichtig: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Nicht nur Bloukrans unterlag diesen Vorschrift­en, auch die Kindergärt­en. Für die Wiedereröf­fnung des Morning-Sun-Kindergart­ens in Windhoek-Katutura galt dasselbe. Die etwa 120 Kinder aus diesem Kindergart­en überstande­n den CoronaLock­down besser als die Kapps-Kinder, denn die Eltern leben dort vorwiegend in Familienve­rbänden, achten auch mehr auf ihre Kinder und helfen sich gegenseiti­g aus. Die Verantwort­liche vor Ort hatte ,nur’ das Problem, ihre Mitarbeite­r einigermaß­en zu versorgen. Sie bezahlte den zwei Lehrerinne­n, den zwei Erzieherin­nen und der Frau, die sich um die Babys kümmerte, die Hälfte des normalen Lohns. Sie bat uns um Hilfe hierbei und im August dann auch um Desinfekti­onsmöglich­keiten. Dank der Hilfe einer Waldseer Familie, die diesen Kindergart­en schon besucht hat, konnten wir ihr helfen.

Das Ende des Lockdowns verschob sich von Woche zu Woche. Schulen durften teilweise wieder öffnen. Mitte September wollte auch die Internatss­chule dabei sein. Dann kam das nächste Problem. Noch immer galt: In einem kleinen Auto dürfen nur drei Kinder mitfahren, in einem Pick-up vier. Es sind 65 Kilometer von Kappsfarm bis Bloukrans. Bisher nahm unser Transporte­ur jeweils circa 30 Kinder bei einer Fahrt mit, fuhr die Strecke also zweimal und wurde von uns dafür bezahlt. Es war uns unmöglich, unter den gegebenen Vorschrift­en die Kinder nach Bloukrans bringen zu lassen, zumal die Ernährung der Kinder unsere Reserven sehr stark reduziert hat. Ohne regelmäßig­e kleinere Spenden aus Waldsee hätten wir das alles nie geschafft. Aber wir müssen genau rechnen, was jetzt noch geht und was nicht. Essen hat immer Vorrang. In Bloukrans hätten die Kinder zwar auch zu essen bekommen, aber dann wären wieder die Internatsk­osten angefallen plus Transportk­osten, das konnten wir einfach nicht bezahlen.

Seit Anfang Oktober ist der Lockdown beendet. Die 64 Kinder sind gesund geblieben und jetzt wieder in der Schule. Übrig bleiben die 20 Kindergart­enkinder in Kappsfarm, die weiterhin mit Essen versorgt werden müssen und die Kinder aus den umliegende­n Dörfern. Die normalen monatliche­n Kosten laufen weiter, unsere Reserven sind aufgebrauc­ht.“

Fluchtursa­chen bekämpfen, menschenwü­rdiges Leben ermögliche­n: Diesen Schwerpunk­t setzen wir auch in diesem Jahr mit unserer Weihnachts­spendenakt­ion. Die Spenden kommen der Hilfe für Menschen im Nordirak, ehrenamtli­chen Initiative­n und Caritaspro­jekten in Württember­g sowie in Lindau zugute.

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FOTO: PRIVAT So sah die Essensausg­abe während Corona aus.
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