Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zunftarchivar fotografiert 200 wertvolle Masken
Matthias Metzler aus Bad Saulgau kommt für seine Fotodokumentation in etwa 60 Häuser – Lange Fahndungsliste
BAD SAULGAU - Matthias Metzler, Zunftarchivar der Dorauszunft Saulgau, ist überwältigt: Für seine Fotodokumentation alter Saulgauer Fasnetsmasken ist er in etwa 60 Häusern gewesen, in denen er knapp 200 wertvolle Masken fotografiert hat. Seine Arbeit ist noch nicht beendet, denn die Fahndungsliste ist noch lang.
Vor einem Jahr hatte die „Schwäbische Zeitung“Bad Saulgau erstmals von Metzlers Suche nach Masken aus den 1950er- und 1960er-Jahren berichtet. „Dieser Artikel hat mir viel Arbeit beschert“, sagt Metzler schmunzelnd. Nach der Veröffentlichung des Artikels klingelte morgens zum ersten Mal das Telefon. Es folgten etliche Telefonate und E-Mails von Besitzern solcher Masken. Den Besitzern stattete er einen Besuch ab. Bei Kaffee und Kuchen erfuhr der Archivar viele persönliche Geschichten über die Masken. „Die Familien hüten zuhause einen Schatz“, sagt Metzler, der nie und nimmer erwartet hätte, „dass mir so viele Bürger die Türen für mein Anliegen öffnen“.
Offensichtlich ist es dem Archivar gelungen, auch das Vertrauen fremder Menschen zu gewinnen. „Weil ich allen klar gemacht habe, dass ihre Masken nicht zur Schau ins Internet gestellt werden“, so Metzler. Vielmehr gehe es bei seiner Fotodokumentation um die schöpferische Vielfalt der Saulgauer Masken. Metzler fotografierte die knapp 200 Masken mit einer Fotobox alle aus der gleichen Perspektive, um den Schnitzer oder die Entstehungszeit ableiten zu können.
Die vielen Besuche bei überwiegend Bad Saulgauer Bürgern waren von Erfolg gekrönt. „Es waren seltene und unerwartete Masken dabei, wie zum Beispiel vom Saulgauer Bildhauer Johann Baptist Steiner“, so Metzler. Die Fotodokumentation nahm allmählich Fahrt auf, nachdem die Familie des verstorbenen Ehrenzunftrats Karl-Heinz Schad der Zunft eine Riedhutzel aus den früheren 1960erJahren geschenkt hatte. Das Vermächtnis war wie ein Startschuss für die Suche nach weiteren seltenen Exemplaren – von Steiner, Alfons Scheck, Egon Leeuw und Otto Wetzel. Masken, deren Herkunft außerhalb Bad Saulgaus ist, seien für nicht zugänglich. „Ich bin kein Sammler, ich suche nur Saulgauer Masken“, so Metzler, den die Faszination der Masken nicht erst seit seinem Projekt ergriffen habe. „Es ist sensationell, was ich alles fotografiert habe.“Seine Bemühungen wurden belohnt, als er eine der ersten Zennenmacher-Masken von Alfons Scheck als Dauerleihgabe erhielt. „Das ist wie ein Sechser im Lotto.“
Metzlers Suche nach seltenen Masken hört nicht auf. Er müsse erst einmal alle Telefonanrufe abarbeiten, die auf seiner Fahndungsliste gelandet sind. Bis zum Landschaftstreffen der Dorauszunft Anfang 2022 soll die Fotodokumentation beendet sein. Es liegt noch viel Arbeit vor Metzler. Arbeit, die er gerne erledigt. „Es gibt 10 000 Ehrenämter. Ich habe wahrscheinlich das schönste.“