Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
So gefährlich sind E-Bike-Akkus
Feuerwehr klärt über Gefahren auf – Worauf man bereits beim Kauf achten sollte
BAD WALDSEE - Verletzte Menschen, zerstörte Wohnhäuser, Schäden in Höhe von Hunderttausenden Euro: Explosionen von sogenannten Lithium-Ionen-Akkus, die unter anderem in E-Bikes, Smartphones und Laptops eingebaut sind, haben es in sich.
Gleich dreimal hat es in letzter Zeit in Baden-Württemberg geknallt: In Bad Waldsee ist der Akku eines Pedelecs in die Luft gegangen, nachdem ein 38-Jähriger ihn in der Nacht geladen hatte. Er und seine 41-jährige Frau zogen sich leichte Verletzungen zu. Auch in Kürnbach im Kreis Biberach hatte eine 47-Jährige den Akku ihres E-Bikes geladen und dadurch eine Explosion mit Brand ausgelöst. Sie verletzte sich leicht und kam ins Krankenhaus, ihre Wohnung ist seither unbewohnbar.
Ebenfalls gebrannt hatte es in einem Einfamilienhaus in Elzach im Kreis Emmendingen. Dort gingen nach ersten Polizei-Ermittlungen zwei im Hausflur gelagerte Akkus von Schraubern in die Luft.Verletzt wurde niemand, allerdings kam es zu einem Schaden in Höhe von 250 000 Euro.
Für die Feuerwehr sind solche Einsätze zum Glück noch selten. Generell steigt nach Brancheninformationen die Zahl von Akku-Bränden zwar erkennbar an - das liegt aber vor allem daran, dass die Zahl der akkubetriebenen Geräte außerordentlich steigt. „Wir haben es immer mal wieder mit solchen Fällen zu tun“, sagt Oliver Surbeck, Kreisbrandmeister aus Ravensburg. Auch die Feuerwehr in Friedrichshafen hatte bislang nur wenig Einsätze wegen explodierender Akkus, wie die Pressesprecherin der Stadt, Andrea Kreuzer, mitteilt.
Kritisch werde es vor allem dann, wenn E-Bike-Besitzer ihr Fahrrad unmittelbar in der Nähe oder in ihrer Wohnung lagern und beispielsweise über Nacht aufladen. Dadurch kann es zu einem Defekt des Akkus kommen, der einen Brand auslöst. In der Wohnung schlage ein Feuer dann schnell auf Möbel über.
Ein schwerer Fall ist Surbeck besonders in Erinnerung geblieben:
„Da ist ein E-Bike in einem Flur in Ravensburg explodiert. Dieser war danach so beschädigt, dass wir die Person über eine Leiter nach draußen retten mussten.“Um Explosionen zu verhindern, rät der Kreisbrandmeister, Betriebsanweisungen von E-Bikes vor der Benutzung sehr aufmerksam zu lesen. „Das sind richtige Handlungsanweisungen, nicht bloß Empfehlungen“, betont er. Zudem sollte man sein E-Bike regelmäßig warten. „Das gilt auch, wenn man damit zum Beispiel stürzt.“Denn dadurch könnte der Akku beschädigt werden, wie auch Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg weiß. Grundsätzlich können Akkus fast nur dann explodieren oder in Brand geraten, wenn sie entweder minderwertig produziert wurden oder beschädigt sind.
Oft sei ein Schaden am Rad oder am Akku deutlich sichtbar, sagt der Verbraucherschützer, etwa durch eine Delle. In dem Fall sollte man das E-Bike nicht mehr benutzen. Einen Schaden repariert am besten der Fachmann. Buttler rät auch, sorgsam mit dem Fahrrad umzugehen. Das betreffe ebenfalls Smartphones oder PCs, die Akkus der selben Technologie, nur in kleinerer Bauform, verwenden. Auch diese Lithium-IonenAkkus können sich bei Überbeanspruchung entzünden. „Das geschieht beispielsweise, wenn man das Smartphone gleichzeitig auflädt und darauf spielt“, so der Verbraucherschützer.
Eine weitere Gefahrenquelle sind ihm zufolge Billig-Akkus, die etwa in Fernost produziert werden und Qualitätsware nachahmen sollen. „Qualitätsware sind sie aber natürlich nicht“, betont der Verbraucherschützer. Teilweise kommen solche Akkus bereits fehlerhaft auf den Markt. „Bei zu starker Hitze oder Kälte können sie deshalb rasch brennen“, warnt Buttler.
Manchmal sei bei Billigprodukten auch das Ladekabel kein OriginalTeil oder werde beschädigt mitgeliefert. Dann könne es ebenfalls zu einer Überspannung und im schlimmsten Fall zu einer Explosion kommen. In dem Fall verständigt man am besten die Feuerwehr, sagt Kreuzer.
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