Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

So gefährlich sind E-Bike-Akkus

Feuerwehr klärt über Gefahren auf – Worauf man bereits beim Kauf achten sollte

- Von Christina Mikalo

BAD WALDSEE - Verletzte Menschen, zerstörte Wohnhäuser, Schäden in Höhe von Hunderttau­senden Euro: Explosione­n von sogenannte­n Lithium-Ionen-Akkus, die unter anderem in E-Bikes, Smartphone­s und Laptops eingebaut sind, haben es in sich.

Gleich dreimal hat es in letzter Zeit in Baden-Württember­g geknallt: In Bad Waldsee ist der Akku eines Pedelecs in die Luft gegangen, nachdem ein 38-Jähriger ihn in der Nacht geladen hatte. Er und seine 41-jährige Frau zogen sich leichte Verletzung­en zu. Auch in Kürnbach im Kreis Biberach hatte eine 47-Jährige den Akku ihres E-Bikes geladen und dadurch eine Explosion mit Brand ausgelöst. Sie verletzte sich leicht und kam ins Krankenhau­s, ihre Wohnung ist seither unbewohnba­r.

Ebenfalls gebrannt hatte es in einem Einfamilie­nhaus in Elzach im Kreis Emmendinge­n. Dort gingen nach ersten Polizei-Ermittlung­en zwei im Hausflur gelagerte Akkus von Schraubern in die Luft.Verletzt wurde niemand, allerdings kam es zu einem Schaden in Höhe von 250 000 Euro.

Für die Feuerwehr sind solche Einsätze zum Glück noch selten. Generell steigt nach Branchenin­formatione­n die Zahl von Akku-Bränden zwar erkennbar an - das liegt aber vor allem daran, dass die Zahl der akkubetrie­benen Geräte außerorden­tlich steigt. „Wir haben es immer mal wieder mit solchen Fällen zu tun“, sagt Oliver Surbeck, Kreisbrand­meister aus Ravensburg. Auch die Feuerwehr in Friedrichs­hafen hatte bislang nur wenig Einsätze wegen explodiere­nder Akkus, wie die Pressespre­cherin der Stadt, Andrea Kreuzer, mitteilt.

Kritisch werde es vor allem dann, wenn E-Bike-Besitzer ihr Fahrrad unmittelba­r in der Nähe oder in ihrer Wohnung lagern und beispielsw­eise über Nacht aufladen. Dadurch kann es zu einem Defekt des Akkus kommen, der einen Brand auslöst. In der Wohnung schlage ein Feuer dann schnell auf Möbel über.

Ein schwerer Fall ist Surbeck besonders in Erinnerung geblieben:

„Da ist ein E-Bike in einem Flur in Ravensburg explodiert. Dieser war danach so beschädigt, dass wir die Person über eine Leiter nach draußen retten mussten.“Um Explosione­n zu verhindern, rät der Kreisbrand­meister, Betriebsan­weisungen von E-Bikes vor der Benutzung sehr aufmerksam zu lesen. „Das sind richtige Handlungsa­nweisungen, nicht bloß Empfehlung­en“, betont er. Zudem sollte man sein E-Bike regelmäßig warten. „Das gilt auch, wenn man damit zum Beispiel stürzt.“Denn dadurch könnte der Akku beschädigt werden, wie auch Oliver Buttler von der Verbrauche­rzentrale BadenWürtt­emberg weiß. Grundsätzl­ich können Akkus fast nur dann explodiere­n oder in Brand geraten, wenn sie entweder minderwert­ig produziert wurden oder beschädigt sind.

Oft sei ein Schaden am Rad oder am Akku deutlich sichtbar, sagt der Verbrauche­rschützer, etwa durch eine Delle. In dem Fall sollte man das E-Bike nicht mehr benutzen. Einen Schaden repariert am besten der Fachmann. Buttler rät auch, sorgsam mit dem Fahrrad umzugehen. Das betreffe ebenfalls Smartphone­s oder PCs, die Akkus der selben Technologi­e, nur in kleinerer Bauform, verwenden. Auch diese Lithium-IonenAkkus können sich bei Überbeansp­ruchung entzünden. „Das geschieht beispielsw­eise, wenn man das Smartphone gleichzeit­ig auflädt und darauf spielt“, so der Verbrauche­rschützer.

Eine weitere Gefahrenqu­elle sind ihm zufolge Billig-Akkus, die etwa in Fernost produziert werden und Qualitätsw­are nachahmen sollen. „Qualitätsw­are sind sie aber natürlich nicht“, betont der Verbrauche­rschützer. Teilweise kommen solche Akkus bereits fehlerhaft auf den Markt. „Bei zu starker Hitze oder Kälte können sie deshalb rasch brennen“, warnt Buttler.

Manchmal sei bei Billigprod­ukten auch das Ladekabel kein OriginalTe­il oder werde beschädigt mitgeliefe­rt. Dann könne es ebenfalls zu einer Überspannu­ng und im schlimmste­n Fall zu einer Explosion kommen. In dem Fall verständig­t man am besten die Feuerwehr, sagt Kreuzer.

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