Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
L 285: „Tempo 30“sorgte zehn Tage für weniger Lärm
Reute-Gaisbeuren war erneut Umleitungsstrecke für die B 32 – Wieder Schienenersatzverkehr ab Januar
REUTE-GAISBEUREN - Eine Geschwindigkeitsreduzierung sorgt an der L 285 in Reute-Gaisbeuren für eine merkliche Lärmminderung und verursacht weniger krankmachenden Stress. Zu diesem Ergebnis kommt die „Interessengemeinschaft (IG) L 285“, nachdem an der Landesstraße gerade zehn Tage lang „Tempo 30“galt, weil diese als Umleitungsstrecke für die B 32 herhalten musste. Die IG kritisierte allerdings die fehlende Bürgerinformation und die ihrer Auffassung nach „nicht korrekt“angebrachten Verkehrsschilder. Zudem sei Gaisbeuren nicht berücksichtigt worden und habe den zusätzlichen Schwerlastverkehr ohne Tempolimit hinnehmen müssen.
Markus Hägele, Petra Hofacker, Manfred Obermayer, Steffi Rist, Michael Schmid und Elisabeth Ziegler vom IG-Organisationsteam wird’s nicht langweilig, weil die Ortsdurchfahrten von Reute-Gaisbeuren regelmäßig auch als Umleitungsroute für die B 32 herhalten müssen und Ärger vorprogrammiert ist. Zuletzt wurde diese Bundesstraße wegen Baumfällarbeiten vom 16. bis 25. November für den Schwerlastverkehr gesperrt. Zuständige Behörde war nach Angaben des Regierungspräsidiums das Straßenbauamt des Landratsamtes. „Die IG musste das aber erst selbst recherchieren, weil auch unser Ortsvorsteher keine Informationen bekommen hat“, kritisiert das Organisationsteam gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“die Öffentlichkeitsarbeit der Kreisverwaltung.
Achim Strobel bestätigt diesen Sachverhalt und lobt die Aufmerksamkeit der Bürgergruppe, in deren Folge die Stadt Bad Waldsee noch vor Umleitungsbeginn die Forderung nach „Tempo 30“an der L 285 beim Landratsamt habe durchsetzen können. Die Art jedoch, wie die Verkehrsschilder seitens der Straßenmeisterei aufgestellt wurden, stieß auf wenig Gefallen bei den Anwohnern. So war laut IG das Schorrenbühlgebiet „stark betroffen“vom zusätzlichen Lkw-Lärm. Zwar sei das Schild auf Initiative der IG vom „Gasthaus Drei König“200 Meter zurückverlegt worden auf Höhe Einfahrt Schorrenbühl gegenüber des alten Sportplatzes. „Allerdings in einer Höhe von vier Metern, was sich nach Einschätzung von Fahrschulen außerhalb des Sichtfeldes der Verkehrsteilnehmer befindet. Im Ergebnis wurde vom Ortseingang Reute aus Aulendorf kommend bis auf Höhe des Wohngebietes Schorrenbühl überhöhte Geschwindigkeit gefahren“, bemängelte die IG.
„Auch an allen Straßeneinmündungen im Ort war ’Tempo 30’ nicht erkennbar für Autofahrer, die von den Seitenstraßen auf die L 285 einfuhren. Eine Folge davon war, dass nach der Sternen-Kreuzung in Richtung Gaisbeuren gleich wieder auf 50 Stundenkilometer beschleunigt wurde und dass die Ortsdurchfahrt Gaisbeuren überhaupt nicht entschleunigt wurde“, so die IG.
Diese jüngste Umleitung hat die Interessengemeinschaft genutzt und betroffene Anwohner befragt, ob korrekt aufgestellte „30-Schilder“die Situation entspannen würden. „In der Tat brachten diese nach Aussagen vieler betroffener Bürger eine merkliche Lärmminderung und damit weniger krankmachenden Stress durch Lärm sowie eine Gefahrenminderung mit sich. Stehen Tempo-30Schilder, wird wenigstens unter 50 Stundenkilometer gefahren“, lautete das Fazit der IG. Auch nach Einschätzung Strobels war die zehntägige Tempominderung
„eine gute Sache. Es reduzierte den Lärm merklich und man konnte aus den Seitenstraßen viel sicherer einfahren auf die L 285“, so der Ortsvorsteher.
Die IG verleiht deshalb ihrer Forderung nach stationären Blitzern in den Ortsdurchfahrten, nach Geschwindigkeitsanzeigentafeln an den Ortseinfahrten sowie nach einem dauerhaften Tempolimit für ReuteGaisbeuren erneut Nachdruck. „Warum 30 Stundenkilometer als schnelle Umsetzung nicht gehen soll, ist für uns nicht nachvollziehbar – wenigstens nachts“, heißt
Interessengemeinschaft L 285 es dazu in Richtung Stadtverwaltung. Wie mehrfach berichtet, möchte das Rathaus aber zunächst den Lärmaktionsplan erarbeiten als Grundlage für die geforderten Lärmschutzmaßnahmen an der stark belasteten L 285. Strobel: „Das sollten wir jetzt abwarten, zumal der Gemeinderat darüber noch in diesem Jahr beraten wird.“
Den L 285-Anwohnern in ReuteGaisbeuren steht nach Weihnachten schon die nächste Bescherung ins Haus. Wie die IG von der Deutschen Bahn erfahren hat, wird von Januar bis April erneut ein Schienenersatzverkehr ab Aulendorf über die Landesstraße nötig. „Und dies bedeutet täglich mindestens 70 Doppelbusse in unseren Ortsdurchfahrten – der letzte fährt nachts um zwei Uhr oder teilweise auch später. Und dafür fordern wir wieder Tempo 30!“
„Warum 30 Stundenkilometer als schnelle Umsetzung nicht gehen soll, ist für uns nicht nachvollziehbar.“