Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Vater fordert sicheren Weg zur Kita

Warum er die Situation für Kinder in Alberweile­r anprangert und wie die Gemeinde reagiert

- Von Andreas Spengler

ALBERWEILE­R - Eine Hauptstraß­e ohne Zebrastrei­fen, eine Zufahrt ohne Gehweg: Wie riskant ist der Weg zum Alberweile­r Kindergart­en? Der Vater Martin Gottschalk fordert mehr Sicherheit für Kinder. Doch der Gemeinde sind offenbar die Hände gebunden.

Bevor Martin Gottschalk mit seiner Familie ins Alberweile­r Neubaugebi­et am Oberfeld zog, wohnten sie im Stuttgarte­r Stadtteil Botnang. Damals habe er seiner Tochter beigebrach­t, mit dem Laufrad nicht auf der Straße zu fahren. „,Halte dich auf dem Gehweg!’, hab ich ihr immer gesagt.“Obwohl in Botnang deutlich mehr Verkehr gewesen sei, habe er sich dort sicherer gefühlt. „Es gab überall einen Fußweg.“

In ihrer neuen Heimat in Alberweile­r sieht es anders aus. Im Wohngebiet Oberfeld wurde ganz auf einen Gehsteig verzichtet. Vor allem aber stört Gottschalk, dass ein Teil des Wegs zum Kindergart­en auf der Straße zurückgele­gt werden muss und weder Ampel noch Zebrastrei­fen zum Überqueren der Schloßstra­ße zur Verfügung stehen. „Als wir hier hergezogen sind, hat mich meine Tochter verdutzt gefragt, wo hier der Gehweg sei.“

Die Folge sei, dass viele Eltern ihre Kinder sogar mit dem Auto zum Kindergart­en fahren. „Man erschließt neue Baugebiete in der Nähe, dann kann’s doch nicht sein, dass Eltern ihre Kinder in den Kindergart­en fahren“, sagt er. Gottschalk würde sich eine Überquerun­g und einen Gehweg auf dem Weg zum Kindergart­en wünschen. Vor allem im Herbst und Winter herrscht morgens oft Nebel. Wenn Kinder dann von der Schloßstra­ße aus die Weiherstra­ße hinunter gehen, sind sie für Autofahrer hinter einer engen Kurve kaum einsehbar. Einige Meter gibt es auf der Weiherstra­ße gar keinen Gehweg. „Alleine würde ich mein Kind hier nicht laufen lassen,“sagt Gottschalk.

Gerade auf der Schloßstra­ße seien relativ viele Lastwagen unterwegs, die zum Beispiel aus dem nahen Kieswerk kommen. „Bislang ist nichts passiert, aber ich hoffe, dass nicht erst gehandelt wird, wenn es zu spät ist.“Gottschalk hat bereits gehört, dass frühere Versuche, etwas zu ändern, gescheiter­t sind. Bei der Gemeindeve­rwaltung selbst habe er bislang allerdings noch nicht nachgefrag­t.

Bürgermeis­ter Mario Glaser hat auf Nachfrage der Schwäbisch­en Zeitung indes mitgeteilt, dass das Problem durchaus bekannt sei. Er weist darauf hin, dass der Fußweg entlang der Schloßstra­ße neu angelegt wurde, um den direkten Weg zur Bushaltest­elle zu ermögliche­n. „Das ist wichtig für die Kinder, die mit dem Bus in die Schule fahren“, erklärt er. Dafür habe die Gemeinde rund 200 000 Euro investiert. Dass es bislang keine Querungshi­lfe für die Schloßstra­ße gebe, sei dagegen „unbefriedi­gend“. Bei einer Verkehrssc­hau sei das Thema bereits einmal thematisie­rt worden. Vor etwa 1,5 Jahren war bereits ein Antrag gestellt worden. Allerdings sei die Datenlage eindeutig: Die Verkehrsme­nge und die Zahl der erwarteten Fußgänger reiche weder für einen Zebrastrei­fen noch für eine Ampel aus. „Da müssen beide Faktoren zusammenko­mmen“, erklärt Glaser.

Die Vorgaben vom Land seien eindeutig und da die Schloßstra­ße eine Landesstra­ße ist, könne die Gemeinde hier nicht im Alleingang entscheide­n. In Deutschlan­d habe nun mal die „Flüssigkei­t des Verkehrs“eine sehr hohe Priorität. „Das ist in anderen Ländern wie zum Beispiel Dänemark oder Frankreich anders“, sagt Glaser. Die Frage sei aber, ob die Autofahrer in Deutschlan­d tatsächlic­h besser achtgeben würden, wenn es einen Zebrastrei­fen gäbe. Viel mehr gaukle dieser nur eine scheinbare Sicherheit vor.

Der Schemmerho­fer Bürgermeis­ter bedauert, dass es keinen direkten Fußweg von der Bushaltest­elle an der Schloßstra­ße bis zum Kindergart­en gibt. Die offizielle Empfehlung sieht vor, dass die Kinder am Pfarrstade­l und dem Spielplatz vorbei gehen. Der Weg dort verläuft abseits der Straße, ist allerdings uneben, relativ schmal und steil. Für die Kinder aus dem Oberfeld stellt er zudem einen Umweg dar. Der Ausbau der Weiherstra­ße mit einem Gehweg scheitere am Grunderwer­b, erklärt Glaser.

Dennoch bietet er Martin Gottschalk ein Gespräch an. „Wir sind für alles zugänglich und schauen uns mögliche Anregungen gerne nochmal genauer an“, erklärt der Bürgermeis­ter. Gottschalk hat bereits angekündig­t, dass er in einem zweiten Schritt das Gespräch mit der Gemeindeve­rwaltung suchen wolle. Schließlic­h ist vor sechs Monaten seine zweite Tochter auf die Welt gekommen. Und Gottschalk wünscht sich, dass auch sie in wenigen Jahren die Alberweile­r Kindertage­sstätte besuchen kann. Bis dahin, so hofft er, sollte sich eine Lösung finden lassen. Dabei denke er aber auch an die vielen anderen Kinder aus der Nachbarsch­aft.

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FOTO: SPENGLER Martin Gottschalk fordert einen sicheren Weg zur Kindertage­sstätte in Alberweile­r. Bislang gibt es an der Straße keine Gehweg.

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