Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Vater fordert sicheren Weg zur Kita
Warum er die Situation für Kinder in Alberweiler anprangert und wie die Gemeinde reagiert
ALBERWEILER - Eine Hauptstraße ohne Zebrastreifen, eine Zufahrt ohne Gehweg: Wie riskant ist der Weg zum Alberweiler Kindergarten? Der Vater Martin Gottschalk fordert mehr Sicherheit für Kinder. Doch der Gemeinde sind offenbar die Hände gebunden.
Bevor Martin Gottschalk mit seiner Familie ins Alberweiler Neubaugebiet am Oberfeld zog, wohnten sie im Stuttgarter Stadtteil Botnang. Damals habe er seiner Tochter beigebracht, mit dem Laufrad nicht auf der Straße zu fahren. „,Halte dich auf dem Gehweg!’, hab ich ihr immer gesagt.“Obwohl in Botnang deutlich mehr Verkehr gewesen sei, habe er sich dort sicherer gefühlt. „Es gab überall einen Fußweg.“
In ihrer neuen Heimat in Alberweiler sieht es anders aus. Im Wohngebiet Oberfeld wurde ganz auf einen Gehsteig verzichtet. Vor allem aber stört Gottschalk, dass ein Teil des Wegs zum Kindergarten auf der Straße zurückgelegt werden muss und weder Ampel noch Zebrastreifen zum Überqueren der Schloßstraße zur Verfügung stehen. „Als wir hier hergezogen sind, hat mich meine Tochter verdutzt gefragt, wo hier der Gehweg sei.“
Die Folge sei, dass viele Eltern ihre Kinder sogar mit dem Auto zum Kindergarten fahren. „Man erschließt neue Baugebiete in der Nähe, dann kann’s doch nicht sein, dass Eltern ihre Kinder in den Kindergarten fahren“, sagt er. Gottschalk würde sich eine Überquerung und einen Gehweg auf dem Weg zum Kindergarten wünschen. Vor allem im Herbst und Winter herrscht morgens oft Nebel. Wenn Kinder dann von der Schloßstraße aus die Weiherstraße hinunter gehen, sind sie für Autofahrer hinter einer engen Kurve kaum einsehbar. Einige Meter gibt es auf der Weiherstraße gar keinen Gehweg. „Alleine würde ich mein Kind hier nicht laufen lassen,“sagt Gottschalk.
Gerade auf der Schloßstraße seien relativ viele Lastwagen unterwegs, die zum Beispiel aus dem nahen Kieswerk kommen. „Bislang ist nichts passiert, aber ich hoffe, dass nicht erst gehandelt wird, wenn es zu spät ist.“Gottschalk hat bereits gehört, dass frühere Versuche, etwas zu ändern, gescheitert sind. Bei der Gemeindeverwaltung selbst habe er bislang allerdings noch nicht nachgefragt.
Bürgermeister Mario Glaser hat auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung indes mitgeteilt, dass das Problem durchaus bekannt sei. Er weist darauf hin, dass der Fußweg entlang der Schloßstraße neu angelegt wurde, um den direkten Weg zur Bushaltestelle zu ermöglichen. „Das ist wichtig für die Kinder, die mit dem Bus in die Schule fahren“, erklärt er. Dafür habe die Gemeinde rund 200 000 Euro investiert. Dass es bislang keine Querungshilfe für die Schloßstraße gebe, sei dagegen „unbefriedigend“. Bei einer Verkehrsschau sei das Thema bereits einmal thematisiert worden. Vor etwa 1,5 Jahren war bereits ein Antrag gestellt worden. Allerdings sei die Datenlage eindeutig: Die Verkehrsmenge und die Zahl der erwarteten Fußgänger reiche weder für einen Zebrastreifen noch für eine Ampel aus. „Da müssen beide Faktoren zusammenkommen“, erklärt Glaser.
Die Vorgaben vom Land seien eindeutig und da die Schloßstraße eine Landesstraße ist, könne die Gemeinde hier nicht im Alleingang entscheiden. In Deutschland habe nun mal die „Flüssigkeit des Verkehrs“eine sehr hohe Priorität. „Das ist in anderen Ländern wie zum Beispiel Dänemark oder Frankreich anders“, sagt Glaser. Die Frage sei aber, ob die Autofahrer in Deutschland tatsächlich besser achtgeben würden, wenn es einen Zebrastreifen gäbe. Viel mehr gaukle dieser nur eine scheinbare Sicherheit vor.
Der Schemmerhofer Bürgermeister bedauert, dass es keinen direkten Fußweg von der Bushaltestelle an der Schloßstraße bis zum Kindergarten gibt. Die offizielle Empfehlung sieht vor, dass die Kinder am Pfarrstadel und dem Spielplatz vorbei gehen. Der Weg dort verläuft abseits der Straße, ist allerdings uneben, relativ schmal und steil. Für die Kinder aus dem Oberfeld stellt er zudem einen Umweg dar. Der Ausbau der Weiherstraße mit einem Gehweg scheitere am Grunderwerb, erklärt Glaser.
Dennoch bietet er Martin Gottschalk ein Gespräch an. „Wir sind für alles zugänglich und schauen uns mögliche Anregungen gerne nochmal genauer an“, erklärt der Bürgermeister. Gottschalk hat bereits angekündigt, dass er in einem zweiten Schritt das Gespräch mit der Gemeindeverwaltung suchen wolle. Schließlich ist vor sechs Monaten seine zweite Tochter auf die Welt gekommen. Und Gottschalk wünscht sich, dass auch sie in wenigen Jahren die Alberweiler Kindertagesstätte besuchen kann. Bis dahin, so hofft er, sollte sich eine Lösung finden lassen. Dabei denke er aber auch an die vielen anderen Kinder aus der Nachbarschaft.