Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wie sich das Erba-Areal aktuell verändert
Seit Anfang 2017 wird auf dem Gelände der früheren Baumwollspinnerei gebaut, saniert und erschlossen
WANGEN - Die Neuentwicklung des Erba-Areals ist für Wangen eine der größten städtebaulichen Herausforderungen. Seit Anfang 2017 wird auf dem Gelände der früheren Baumwollspinnerei nun schon gebaut, saniert oder erschlossen. Eine Rückschau auf die wichtigsten Ereignisse der vergangenen fast vier Jahre, verbunden mit einem Blick in die Zukunft.
Eigentlich sollte der Startschuss für die Sanierung auf dem Erba-Areal schon 2016 sein, doch nistende Störche auf dem von Weitem sichtbaren Kamin machten den städtischen Planungen damals einen Strich durch die Rechnung. Anfang 2017 war es aber so weit, und neben dem zu sanierenden Schornstein wurde das benachbarte Kesselhaus abgerissen. Mithilfe von Fördergeldern aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“entstand in diesem Bereich die „Neue Mitte Erba“– ein „Entree“zum Gelände der Landesgartenschau 2024 am südlichen Ende der ehemaligen Spinnerei.
Die Fläche rund um den Kamin wurde zu einer mit Granitsteinen gepflasterten Terrasse, sie könnte später als Außengastronomie genutzt werden. Auch der als Vereinsgebäude genutzte Lindenhof erhielt eine Terrasse. Das ehemalige Altersheim schräg daneben will der Leutkircher Investor Christian Skrodzki ab 2021 zu einem einfachen Hotel umbauen. Bestandteil der „Neuen Mitte“ist auch das sogenannte Comptoir-Gebäude, das mittlerweile grundlegend saniert wurde und als Info-Pavillon für kleine Ausstellungen oder als Anlaufpunkt bei Führungen genutzt werden soll. Bei den benachbarten, einstigen Arbeiterhäusern ist ebenfalls schon einiges passiert. Drei Gebäude werden von der Firma Ritter Immobilien Treuhaus saniert, dort sollen Eigentumswohnungen entstehen. Eines der drei Häuser ist bereits bewohnt. Drum herum sind sechs Doppelhäuser vorgesehen, hier sollen Bauherrengemeinschaften zum Zug kommen. In der Mitte des ehemaligen Arbeiterquartiers entstehen derzeit neue Wohnhäuser durch die Wangener Genossenschaft Wohnen Plus. Das sogenannte Arbeiterhaus Nummer 4 wird von zwei Familien privat für Wohnzwecke hergerichtet. Im ehemaligen Konsum-Gebäude wird das Büro Briegel Architekten aus Argenbühl einziehen, die Opfenbacher Steinmetzmeisterin Steffi Schneider richtet derzeit ihre Werkstatt samt Wohnung im einstigen Magazin-Gebäude ein.
Das bislang größte Einzelprojekt auf dem Erba-Areal ist die Neue Spinnerei, sie wird von den Investoren Wilhelm und Wolfgang Forster bis Mitte 2021 grundlegend saniert und nimmt aktuell immer mehr Formen an. Die Spinnerei soll im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss gewerblich sowie im zweiten Stock und in einem neuen Dachgeschoss zu Wohnzwecken genutzt werden. Das Gebäude wird über einen überdachten Fußgängersteg in zehn Metern Höhe mit der Quartiersgarage verbunden sein. Das dreistöckige Parkhaus ist bereits seit rund einem Jahr in Betrieb.
Zwischen Neuer Spinnerei und Quartiersgarage liegt das frühere Pförtnergebäude, in dem Mehrzweckräume für Vereine und Organisationen und eine Garderobe entstehen sollen, sowie das einstige Baumwolllager, aus dem bis 2021 eine robuste Veranstaltungshalle werden soll. Der ganze Komplex gehört zum Projekt „Platz für die Jugend und Begegnung der Generationen“, das ebenfalls mit Bundesmitteln gefördert wird. Weitere Bestandteile sind hier die benachbarte Festwiese und die bereits fertiggestellte Unterführung des Hochkanals, um Erba und Auwiesen verkehrstechnisch zu vernetzen.
Während die Zukunft der denkmalgeschützten Alten Spinnerei noch offen ist, steht die künftige Nutzung der sogenannten Carderie, ein Teil der früheren Notunterkunft für Flüchtlinge, bereits fest. Hier will nach der grundlegenden Sanierung bis 2022 das bislang am Atzenberg beheimatete Biotechnologie-Unternehmen Candor einziehen. Auf die benachbarte Fläche nordöstlich davon wird die Firma AVL SET ihren Sitz verlagern. Der Spezialist für Leistungselektronik in der E-Mobilität ist derzeit noch im Waltersbühl ansässig.
Die Firmenansiedlungen sind jedoch noch Zukunftsmusik. Genau wie die städtischen Pläne für die „erlebbare Wasserkraft“, die ebenfalls mit Bundesmitteln gefördert werde. Geplant ist dabei die Sanierung des früheren Trafogebäudes zur Nutzung als Gastronomie, für Ausstellungen oder Infoveranstaltungen. Ein Steg über den Hochkanal soll zu einem Energiespielplatz führen, schließlich soll um das Krafthaus ein multifunktionaler Turbinenplatz entstehen. Zukunftsmusik ist auch der geplante Umzug des Reit- und Fahrvereins (RFV) von den Auwiesen an den südwestlichen Zipfel des Erba-Areals. Dort will der RFV eine neue Reitanlage samt Halle und Turnierplatz hinstellen.
Der Großteil des früheren ErbaAreals wird in die Landesgartenschau 2024 eingebunden sein. Und so steht hinter einigen Projekten auch ein beträchtlicher Termindruck.