Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Ich sehe Bad Waldsee nicht als Corona-Hotspot“

Bürgermeis­ter Matthias Henne spricht über die derzeitige Situation in der Kurstadt

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BAD WALDSEE - Mit dem deutlichen Anstieg der Corona-Fallzahlen hat sich bei vielen Bad Waldseern auch die Sorge und die Angst vor dem Virus erhöht. Die Frage, ob Bad Waldsee ein Corona-Hotspot geworden ist, geht um. Wolfgang Heyer hat Bürgermeis­ter Matthias Henne auf die derzeitige Situation angesproch­en.

Herr Henne, die Zahlen in Bad Waldsee sind zuletzt rasant angestiege­n. So mancher Waldseer fragt sich, ob die Kurstadt zwischenze­itlich ein Corona-Hotspot geworden ist. Wie beurteilt die Stadt die derzeitige Corona-Situation?

Wir hatten zwischenze­itlich sehr schnell ansteigend­e Zahlen. Diese hohen Zahlen stammen überwiegen­d aus zwei lokalen Brennpunkt­en, das sind unser städtische­s Altenund Pflegeheim sowie das Kloster. Hier können wir die Fälle schnell nachvollzi­ehen und lokal begrenzen. Aus dem privaten oder geschäftli­chen Umfeld stammen aktuell eher weniger Fälle. Deshalb sehe ich Bad Waldsee insgesamt nicht als Corona-Hotspot.

Seit Ausbruch der Pandemie mussten in Bad Waldsee mehr als 220 Corona-Fälle protokolli­ert werden. Damit liegt die Kurstadt im Landkreis auf Platz 3 hinter Wangen im Allgäu (knapp 400) und Ravensburg (mehr als 450). Ist Bad Waldsee ausreichen­d auf die Pandemie vorbereite­t?

Auf den 3. Platz sind wir hier bestimmt nicht stolz. Bei diesem Thema würden wir ausnahmswe­ise gerschön ne auf dem letzten Platz „landen“. Ich sehe uns dennoch gut vorbereite­t, unsere Schulen und Kindergärt­en sowie alle unsere städtische­n Einrichtun­gen und natürlich die Stadtverwa­ltung selbst verfügen über durchdacht­e Hygiene- und Notfallkon­zepte. In diesem Zusammenha­ng möchte ich mit bei allen von Herzen bedanken, die hier tatkräftig mit angepackt und unterstütz­t haben. Auch für den Zusammenha­lt sowie Rückhalt, den ich tagtäglich erlebe, möchte ich Dankesagen. Mit etwas Erleichter­ung kann ich zudem verkünden, dass wir am Donnerstag keinen weiteren positiven Fall in unserem Spital hatten, das ist ein großer Hoffnungss­chimmer, wir hoffen, die schlimmste Phase überstande­n zu haben.

Sie haben es angesproch­en, die meisten Fälle sind dem Spital sowie dem Kloster Reute zuzuordnen. Welche Vorsichtsm­aßnahmen gelten im Spital derzeit?

Es wurden alle Maßnahmen entspreche­nd dem Notfallpla­n, den wir bereits im Frühjahr gemeinsam mit der Heimleitun­g aufgestell­t haben, getroffen. Die Arbeitsorg­anisation und die Abläufe im Spital wurden sofort nach Bekanntwer­den des ersten Verdachtsf­alls auf den Krisenmodu­s gesetzt. Die betroffene­n Wohngruppe­n wurden als Isolations­bereiche eingericht­et. Wir testen derzeit täglich alle sich im Dienst befindlich­en Mitarbeite­r per Schnelltes­t. Die Bewohner werden alle drei Tage getestet und bei Bedarf.

In einigen Städten in Deutschlan­d fällt die Kontaktnac­hverfolgun­g in Anbetracht der hohen CoronaFall­zahlen schwer. Wie sieht es hierbei in Bad Waldsee aus?

Da wir zwei Brennpunkt­e und aktuell nur wenige Fälle im privaten Bereich haben, ist die Kontaktnac­hverfolgun­g für uns derzeit noch zu bewältigen.

In der Stadtverwa­ltung gibt es einen eigens eingericht­eten CoronaKris­enstab. Wer gehört dieser Gruppe an, wie häufig wird sich ausgetausc­ht, und welche Entscheidu­ngen trifft das Gremium?

Die Leitung unserer „Taskforce“hat die Erste Beigeordne­te Monika Ludy. Wir stehen in ständigem Austausch und sprechen uns bei allen Entscheidu­ngen ab. Eine interne Entscheidu­ng war zum Beispiel die Gruppenbil­dung der Mitarbeite­r beziehungs­weise das Einrichten von Homeoffice und weitere Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeite­r und Besucher sowie die Organisati­on der Ermittlung­sgruppe. Eine externe Entscheidu­ng war zum Beispiel, den Antrag auf Unterstütz­ung durch die Bundeswehr zu stellen. Weitere Entscheidu­ngen sind zum Beispiel Schließung­en oder Öffnungen von öffentlich­en Gebäuden oder Einrichtun­gen. Unserer „Taskforce“gehören fünf Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung fest an, die Fachbereic­hsleiter sind mit eingebunde­n und weitere Mitarbeite­r können im Bedarfsfal­l aus allen Fachbereic­hen hinzugezog­en werden.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Seit seinem Amtsantrit­t im Frühjahr musste Bürgermeis­ter Matthias Henne viel Krisenarbe­it leisten.

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