Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Corona hinterläss­t Spuren im Haushalt

Bislang kommt Stadtkasse glimpflich davon – Einige Investitio­nen verschiebe­n sich

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Die wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Corona-Pandemie haben auch in der Haushaltsk­asse der Stadt Aulendorf Spuren hinterlass­en: Knapp zwei Millionen Euro weniger Gewerbeste­uereinnahm­en beispielsw­eise. Unterm Strich kommt die Stadt, was Einbußen angeht, in diesem Jahr indes relativ glimpflich davon. Nun hat die Kämmerei einen Nachtrag zum Haushalt aufgestell­t. Dieser zeigt: Auch nicht getätigte Investitio­nen entlasten den diesjährig­en Haushalt – mit Corona hat das allerdings nicht direkt zu tun.

Insgesamt geht Stadtkämme­rin Silke Johler nun davon aus, dass der erste Haushalt im neuen, doppischen System im Ergebnis nicht wie geplant mit einem kleinen Minus von 615 Euro, sondern mit einem Minus von 104690Euro abschließt. Damit lebt Aulendorf also ein Stück weit von seiner Substanz. Dauerhaft, das sieht auch Johler so, wird Aulendorf nicht über seine Verhältnis­se leben können, aktuell aber hat das negative Ergebnis keine Auswirkung­en auf die Liquidität. Aulendorf hat Rücklagen.

An den Rücklagen muss sich die Stadt in diesem Jahr trotzdem weniger bedienen als zunächst geplant. Gut 2,36 Millionen Euro, nicht ganz eine Million weniger, werden genutzt, weil sich im Finanzhaus­halt eine deutliche Verbesseru­ng ergibt. Diese resultiert allerdings vor allem aus geschobene­n Investitio­nen. Eine wirkliche Entlastung des Haushalts in den Folgejahre­n ist das also nicht wirklich. Die jetzt gesparten Gelder sind, zumindest gedanklich, bereits in den dann künftigen Projekten gebunden. Beim Schuldenab­bau ändert sich indes nichts. Aulendorf wird Ende 2020 voraussich­tlich erstmals weniger als zehn Millionen Euro Schulden haben – allerdings allein im städtische­n Haushalt, ohne die Eigenbetri­ebe.

Bei den Investitio­nen war in diesem Jahr einiges mehr geplant, als dann tatsächlic­h abgearbeit­et werden konnte. Stichwort: Unbesetzte Stelle Bauamtslei­tung. Ansonsten betrifft das etwa die Erschließu­ng des Baugebiete­s Buchwald, die Erneuerung der Heuwegbrüc­ke und auch zwei Maßnahmen in Bezug auf die Mühlbacher­neuerung. Daneben gab es weitere Änderungen. Die Skateanlag­e war zwar grundsätzl­ich auf dem Schirm, die 155 000 Euro allerdings nicht an der richtigen Stelle dafür veranschla­gt – reichen wird das

Geld indes nach jüngsten Entwicklun­gen trotzdem nicht (SZ berichtete). Bei den Grundstück­sverkäufen waren die erhofften Einnahmen von 2,5 Millionen Euro zu optimistis­ch, sie beliefen sich letztlich auf 1,7 Millionen Euro, vor allem aus dem Neubaugebi­et Tafelesch. Das Baugebiet Buchwald soll nun wohl im kommenden Jahr erschlosse­n werden, mit Grundstück­sverkäufen rechnet die Stadt allerdings erst 2022.

Coronabedi­ngt muss die Stadt Einnahmeei­nbußen nicht nur bei den Kindergart­enbeiträge­n hinnehmen, sondern auch bei der Kurtaxe, dem Einkommens­teuerantei­l und der Gewerbeste­uer. Allerdings bekommt sie auch einen Ausgleich vom Land. Unterm Strich stehen damit „nur“179 000 Euro weniger zur Finanzieru­ng aus dem Steuerbere­ich zur Verfügung.

Die Einnahmen aus Kurtaxe sind laut Kämmerei drastisch eingebroch­en. Statt mit 195 000 Euro rechnet die Stadt nur noch mit 80 000 Euro. Erfreulich verlief die Playmobil-Ausstellun­g und spülte der Stadt Mehreinnah­men von rund 23 000 Euro in die Stadtkasse. Bei der Gewerbeste­uer hatte die Stadt ursprüngli­ch mit rund 6,7 Millionen Euro Einnahmen gerechnet, jetzt werden es wohl nur rund 4,7 Millionen Euro sein. Den Einbruch bei den Gewerbeste­uereinnahm­en hat das Land allerdings bereits kompensier­t: Aulendorf erhielt rund 2,06 Millionen Euro. Um 530 000 Euro auf neu knapp 4,9 Millionen Euro hat sich zudem der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer reduziert.

Für die kommenden Jahren hat Aulendorf einige Großprojek­te auf der Liste. Was genau sich die Stadt davon – und wann – leisten kann, ist ob der momentan unsicheren Prognosen zu den Folgen der CoronaPand­emie schwer zu sagen. Derzeit erarbeitet die Kämmerei einen Haushaltsp­lan für das kommende Jahr. Er wird voraussich­tlich am 14. Dezember im Gemeindera­t vorgestell­t. Dann gilt es zu diskutiere­n, welche Projekte Vorrang haben – und was auch personalka­pazitätenm­äßig umsetzbar ist.

Der Gemeindera­t hat den Nachtragsh­aushalt bei einer Enthaltung von Karin Halder (BUS) und Gegenstimm­en der drei SPD-Räte beschlosse­n. Es hatte Kritik an der als zu ausführlic­h empfundene­n Form der Aufbereitu­ng und Unterlagen zum Nachtragsh­aushalt gegeben.

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