Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Alte Kaplanei erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Sanierungs- und Umbaupläne finden Mehrheit im Buchauer Gemeinderat – trotz erheblicher Mehrkosten
BAD BUCHAU - Seit dem Auszug des Stiftsmuseums schlummert das Bad Buchauer Präzeptoratsgebäude im Dornröschenschlaf. Doch die Schönheit wach zu küssen, hat seinen Preis: Rund 891 000 Euro muss die Stadt in die Hand nehmen, um das historische Gebäude für das Progymnasium nutzbar zu machen. An den Kosten schieden sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Geister, auch wenn schließlich mit elf Ratsmitgliedern die Mehrheit für die Sanierungspläne stimmte.
Die Planungen für das Präzeptoratsgebäude, auch alte Kaplanei genannt, beschäftigen die Stadt schon geraume Zeit. Denkmalschutz, Brandschutz, Barrierefreiheit und die Interessen des Progymnasiums gilt es in dem historischen Gebäude im Stiftsbezirk unter einen Hut zu bringen. Lange Zeit befand es sich in den Händen der Kirche. Vor drei Jahren hat die katholische Kirchengemeinde aber ihre Nutzungsrechte aufgegeben und das Präzeptoratsgebäude formell an die Stadt Bad Buchau übergeben. Und „Eigentum verpflichtet“, hielt Bürgermeister Peter Diesch im Gemeinderat fest, wo die hohen Sanierungskosten zu einer lebhaften Diskussion führten.
Tatsächlich sei man bei den Bestandsaufnahmen auf ein „großes Problem“gestoßen, so Ordnungsamtsleiter Norbert Moll: Das historische Gebäude weise eine hohe Feuchtigkeit auf. „Das riecht man und wenn man im Keller an die Wand fasst, bekommt man eine feuchte Hand.“Die Luftfeuchtigkeit betrage mehr als 80 Prozent. Die Stadt beauftragte auch ein Fachbüro, um nähere Feuchtigkeitsmessungen vorzunehmen und die Ursache zu ermitteln. Demnach seien die Wände im Keller komplett durchnässt und die Feuchtigkeit habe auch schon die Wände im Erdgeschoss in Mitleidenschaft gezogen. „Eine professionelle und dauerhafte Trockenlegung der Außenmauern ist daher unumgänglich“, so Moll.
Kopfzerbrechen bereitet in dem denkmalgeschützten Gebäude auch das Thema Barrierefreiheit. Sie wurde von den Räten unbedingt eingefordert, als Anfang 2019 das Nutzungskonzept im Gremium vorgestellt wurde. Zumindest eine Teilbarrierefreiheit, so Moll, sei durch eine Rampe zu vertretbaren Kosten hinzubekommen.
Norbert Moll Damit sind zumindest die Räume im Erdgeschoss für Rollstuhlfahrer zugänglich, wo künftig neben Putzraum und Personal-WC die Schulsozialarbeit, Lehrerarbeitsplätze und ein Konferenzraum untergebracht werden soll. Im Obergeschoss sind ein Unterrichtsraum für Bildende Kunst, Vorbereitungsräume und Schüler-WCs vorgesehen. Untergeschoss und Dachboden werden nicht genutzt. Mit Umbau, Trockenlegung und allen Nebenkosten liegt der Aufwand nach aktueller Schätzung bei 891 000 Euro – deutlich mehr als die vor drei Jahren noch anvisierten 250 000 Euro. „Die Kosten sind herzhaft“, räumte Moll ein. Sie seien „zugegebenermaßen noch mit dem Projekt gewachsen“.
Bei der Abstimmung konnten sich zehn Räte und der Bürgermeister mit diesem Kompromiss anfreunden. „Ich kann aber“, so Diesch, „jede Gegenstimme absolut nachvollziehen.“
„Wenn man an die Wand fasst, bekommt man eine feuchte Hand.“