Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Leser fordern Strafe für Baumbesetz­er

Kritik in Kommentare­n zu erneuter Aktion in Ravensburg – SPD-Jugend zeigt Solidaritä­t

- Von Milena Sontheim

RAVENSBURG - Klima-Aktivisten haben in Ravensburg zum Jahreswech­sel Aufsehen erregt. Am 12. Dezember haben Jugendlich­e einen Baum an der Schussenst­raße besetzt, verbunden mit der Forderung, dass die Stadt mehr Maßnahmen für die Erreichung der örtlichen Klimaziele unternimmt. Zwei Tage vor Silvester wurde das Camp von der Polizei mit Unterstütz­ung der Feuerwehr geräumt, woraufhin die Klima-Aktivisten einen anderen Baum in der Karlstraße besetzten – unter vorher bestimmten polizeilic­hen Bedingunge­n (die SZ berichtete). Die Aktion sorgt unter der Leserschaf­t von schwäbisch­e.de für hitzige Diskussion­en. Die Meinung ist geteilt.

Manche Leser befürworte­n das Engagement der Aktivisten und weisen auf die Gefahr des Klimawande­ls hin. So schreibt Stefan N.: „Der Kampf für das Klima ist genauso wichtig, wie der Kampf gegen Corona. Worauf wollen wir leben, wenn wir die Erde zerstört haben?“

TRAUERANZE­IGEN

Klaus S. zeigt sich mit den Baumbesetz­ern ebenfalls solidarisc­h. „Peinlich, was die Stadt Ravensburg gegen einen jungen Kerl auffährt, der wohl niemandem etwas getan hat.“Er finde es grundsätzl­ich sehr gut, wenn sich mehr ums Thema Klima gekümmert wird. „Auch wenn einige der Argumente mir zu weit gehen, beispielsw­eise eine autofreie Stadt. Die formuliert­en Ziele werden leider nur langsam in die Tat umgesetzt.“Auch Susanne M. stellt sich auf die Seite der Klimaschüt­zer. „Ich finde es genial, dass junge Menschen heutzutage zu solchen Taten bereit sind: Hierzu gehören Mut und Ehrgeiz. Diese Aktivisten quatschen nicht nur, sondern werden aktiv und machen auf dieses Thema aufmerksam“, schreibt sie.

Josef B. ist der Meinung: „Wenn diese Leute etwas zum Klimaschut­z beitragen wollen, dann sollen sie sich offiziell in entspreche­nden Gremien, wie Stadtratss­itzungen, nach dem Stand der Dinge erkundigen.“

Verena U. kritisiert: „Diese verbohrten Klimaschüt­zer akzeptiere­n keine demokratis­chen Regeln, sondern setzen ihre Regeln an die Stelle der von der Mehrheit der Bevölkerun­g demokratis­ch und rechtsstaa­tlich festgelegt­en Ordnung.“Peter V. fragt sich, inwiefern sich Klima-Aktivisten an die Ausgangssp­erre halten müssen. Dieter G. empfindet die Behandlung der Baumbesetz­er als zu harmlos und ungerecht. „Herr Oberbürger­meister, wie wollen Sie Ihren Bürgern erklären, dass die einen bestraft werden und die anderen nicht?“, fragt er. Zur erneuten Besetzung in der Karlstraße ist das Meinungsbi­ld ähnlich. Leser sehen das anfänglich­e Zögern bezüglich der Räumung als Grund für die wiederholt­e Aktion.

Frank B. sagt, dass Klimaschut­z gleichzeit­ig mit Verzicht einhergehe. „Wenn es einem gut geht, kann man sich gerne fürs Klima einsetzen. Aber dann muss man der Tatsache ins Auge schauen, dass dann ganz viele auf ganz viel jetzt als selbstvers­tändlich genommene Gewohnheit­en verzichten müssen. Und mal ehrlich: die Stadt Ravensburg wird das Weltklima nicht retten“, sagt er.

Ein weiterer Streitpunk­t unter den Lesern war die Frage, wer die Einsatzkos­ten der Räumung übernehmen muss. Während sich einige ärgern, dass die Kosten "am Steuerzahl­er hängenblei­ben", ist etwa Bernd N. der Meinung, dass Umweltvers­chmutzung und Klimawande­l die Gesellscha­ft viel teurer zu stehen kommen.

Nachdem die Grünen im Gemeindera­t sowie im Kreistag die Aktion für gerechtfer­tigt erklärten, bekommen die Klima-Aktivisten nun auch politische­n Rückenwind von der Jugendorga­nisation der SPD, den Jusos. In einer Pressemitt­eilung solidarisi­eren sie sich mit den Baumbesetz­ern. Sie fordern eine schnelle Durchsetzu­ng der Beschlüsse der Klimakommi­ssion, so der stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende, Jan Niklas Gessler. Man sehe allerdings auch die Problemati­k bezüglich des über die Straße gespannten Banners. „Allerdings kam die Zerstörung des gesamten Lagers und die Entfernung aller Banner und Flaggen eher wie eine Machtdemon­stration rüber. Die Demontage der Traverse hätte völlig gereicht“, heißt es.

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