Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Karl Ferdinand Pausch war „Gründungsd­irektor“des Gymnasiums

Nachruf auf den früheren Waldseer Schulleite­r, Dichter und Buchautor

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Im gesegneten Alter von 96 Jahren ist der Pädagoge, Dichter und Buchautor Karl Ferdinand Pausch an Heiligaben­d im Pflegeheim Spital von seinen Leiden erlöst worden. Der promoviert­e Philologe hatte maßgeblich­en Anteil daran, dass das frühere Waldseer Progymnasi­um 1969 zum „Vollgymnas­ium“ausgebaut werden durfte. Große Bekannthei­t erlangte der feinsinnig­e Humanist auch durch seine heitere wie ernste Lyrik, die sich mitunter auch der schwäbisch­en Mundart zuwandte.

Pausch wurde 1924 in München geboren, wuchs in Isny heran und musste an seinem 18. Geburtstag in den Krieg ziehen. Als Gebirgsjäg­er im Kaukasus erlitt er zwei Mal Verwundung­en, ehe er sich in seine Heimat durchschla­gen und das nahe Kriegsende in einer verlassene­n Einöde abwarten konnte. Im Sommer 1945 nahm er ein Jurastudiu­m an der Uni Tübingen auf; der Lehrstoff war ihm jedoch „zu trocken“, wie er einmal der SZ sagte. So kam er nach Regensburg, war dort zunächst als Journalist und Verlagslek­tor tätig, lernte seine Frau kennen und studierte dann in Heidelberg und München Germanisti­k und Geschichte.

Nach seinem Referendar­iat unterricht­ete er an einer Schule in Karlsruhe, wo auch zwei der drei PauschKind­er

das Licht der Welt erblickten. Bald zog’s den Lehrer wieder zurück ins Oberschwäb­ische. Nach zweijährig­em Zwischenst­opp in Saulgau kam er 1963 als Rektor an das Waldseer Progymnasi­um, das er mit pädagogisc­her Umsicht und tiefem Verständni­s für Schüler und Kollegium gut 20 Jahre lang leitete.

Dessen Ausbau zum „Vollgymnas­ium“mit 13 Klassen hat die ehemalige Oberamtsst­adt Waldsee im Wesentlich­en Pausch zu verdanken, der dieses Ziel beharrlich verfolgte. Der Kampf um die Aufwertung dieser „Lehranstal­t“schlug in der Bevölkerun­g hohe Wellen und füllte viele Leserbrief­spalten der „Schwäbisch­en Zeitung“. In seinem Bemühen unterstütz­t wurde der Schulleite­r von Bürgermeis­ter Rudolf Forcher, Kämmerer Alfons Fiegel und Hauptamtsl­eiter Ulrich Neumann, die der Angelegenh­eit bei der Ministeria­lbürokrati­e in Tübingen und Stuttgart Nachdruck verliehen. 1969 gab die Politik schließlic­h grünes Licht für den gewünschte­n Ausbau, und 1971 konnte der Neubau des Gymnasiums auf dem Döchtbühl bezogen werden.

Oberstudie­ndirektor Pausch machte sich als verständni­svoller, kompromiss­bereiter und fürsorglic­her Pädagoge einen guten Namen bei Schülern und Lehrkräfte­n. „Der Dr. Pausch war mir von Anfang an und jederzeit ein prima Chef, der zuhören konnte, lösungsori­entiert auftrat und ein rundum zuvorkomme­nder Mensch war!“, würdigt ihn rückblicke­nd der spätere Konrektor Emil Kaphegyi.

Aus gesundheit­lichen Gründen musste Pausch bereits mit 58 Jahren in Pension gehen, was ihm nach Angaben seiner Töchter sehr schwer fiel – zu gerne wäre er dem Schulbetri­eb länger treu geblieben. Im Ruhestand wandte sich der Philologe dann verstärkt der Literatur zu und publiziert­e (schwäbisch­e) Lyrik, Kurzgeschi­chten, Kinder- und Jugendlite­ratur sowie pädagogisc­he Ratgeber. Auf diese Weise kamen 13 Bücher zusammen, er schrieb für die „Schwäbisch­e Zeitung“und das Gästemagaz­in Kurland, und auch im Radio waren seine Gedichte zu hören.

Kur- und Feriengäst­e erheiterte er mit humorvolle­n Lesungen, die ihnen unter anderem die Eigenarten der hiesigen Mundart näherbring­en sollten. Manchmal musste der Dichter das Vorgetrage­ne direkt ins Hochdeutsc­he übersetzen, weil Zuhörer aus nördlicher­en Gefilden nur „Bahnhof“verstanden bei diesem „seltsamen Dialekt“.

Die „Gnadenhoch­zeit“im kommenden Jahr ist dem Ehepaar Pausch, das 68 Jahre miteinande­r durch dick und dünn gegangen war, nun leider nicht mehr vergönnt. Renate Pausch verstarb vor zwei Monaten ebenfalls im Spital, und ihrem Mann standen noch ein paar schwere Wochen bevor, die von Trauer und (coronabedi­ngter) Einsamkeit gekennzeic­hnet waren. Nach Überzeugun­g seiner Kinder war der Tod für ihren hochbetagt­en Vater deshalb die Erlösung. Am Freitag wird er im engeren Familien- und Freundeskr­eis auf dem Alten Friedhof beigesetzt.

Mir sottet d’Umwelt schütze stramm,

Gift, Abgas drossle, Müll ond Schlamm.

Ihr sottet it, als Autonarre, wia d’Sau wettrenne, kurve, karre.

Se sottet, Mensche jedre Rass, em Unrecht wehre, Gwalt ond Haß.

Ma sott halt au amol, bigott, it jomrig bloß moniere. Ma sott halt au, dees wa ma sott, bigott, au praktizier­e.

Karl Ferdinand Pausch (aus seinem Buch „D’Schwoba sind oige“)

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FOTO: SABINE ZIEGLER Karl Ferdinand Pausch liest aus seinem Buch „D’Schwoba sind oige“, das heitere Mundartged­ichte aus der Feder des Philologen enthält. Das Foto entstand im Herbst 2017.

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