Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Altschützen hoffen auf ein Ehemaligenschießen 2021
Altenschießen beim Ravensburger Rutenfest soll nicht nachgeholt werden – Bedauern bei ehemaligen Schützen
RAVENSBURG - Sollte das Ravensburger Rutenfest in diesem Jahr wieder stattfinden können, dann wird dabei das 2020 ausgefallene Altenschießen voraussichtlich nicht nachgeholt. Diese Ankündigung der Rutenfestkommission hat viele ehemalige Schützen betroffen und traurig gemacht.
„Mit großem Schmerz habe ich erfahren, dass das Altenschießen 2020 nicht nachgeholt werden soll. Für mich war es alle fünf Jahre ein wunderschöner Anlass, meine alten Schulkameraden aus den 1950er-Jahren wieder zu treffen. Jedes Mal, wenn wir auseinandergingen, war die Hoffnung groß, sich in fünf Jahren möglichst gesund wiederzusehen. Dass daraus zehn Jahre werden sollen, stimmt mich sehr traurig“, schrieb Rudolf Krakora aus Altmünster der „Schwäbischen Zeitung“. Peter Klaiber aus Hamburg ergänzte: „Mit zunehmendem Alter (ich bin 76 Jahre alt) wurde die Vorfreude und Hoffnung im Laufe der Jahre immer größer auf ein Wiedersehen beim nächsten
Altenschießen. Aber eine Riesenlücke von zehn Jahren seit dem letzten Treffen?“
Anfang Dezember hatte Dieter Graf, der Vorsitzende der Ravensburger Rutenfestkommission, der
„Schwäbischen Zeitung“gesagt: „Beim Altenschießen sind viele ältere Herrschaften darunter, die teils von weit her anreisen müssten. Das wird wohl nicht möglich sein.“Aktuell zeigt Graf Verständnis für das Bedauern der ehemaligen Schützen der Gymnasien. Aber: „Der Altersdurchschnitt dieser Herren liegt weit über 60 Jahre. Das ist genau die Gruppe, die durch Corona besonders gefährdet sein könnte.“Sollte sich die Corona-Lage in den kommenden Monaten hingegen dramatisch verbessern, werde die RFK kurzfristig darüber entscheiden, ob das ausgefallene Altenschießen doch noch nachgeholt werden kann.
Darauf hofft auch Werner Schempp. Die Begründung, man wolle „ältere Herrschaften“nicht anreisen lassen, sei nicht nachvollziehbar und vollkommen unverständlich, findet er. Ob sich jemand dem Risiko einer Anreise zum Altenschießen aussetzen wolle oder nicht, sei dessen private Entscheidung, sagt der Rutenhauptmann von 1971.
„Das Rutenfest ist ein herrliches Heimatfest und zugleich ein überdimensionales Klassentreffen“, sagt der 68-Jährige, der bis August 2017 Ministerialdirigent im Staatsministerium Baden-Württemberg war und seit Dezember 2017 als Präsident der VWA-Hochschule amtiert. Ihm wurde das Rutenfest quasi in die Wiege gelegt. Aufgewachsen in der Berger Straße, mit einem in der RFK aktiven Vater, der auch Altentrommler war. Sein Onkel Hans Burkhard war jahrelang fürs Rutentheater zuständig. Schempp selbst, der heute in Ulm lebt, war von Kindesbeinen beim Festzug dabei und drei Jahre lang im Trommlerkorps der Ravensburger Gymnasien aktiv.
„Die Bedeutung des Altenschießens lässt sich am ehesten emotional erklären. Man freut sich, alle fünf Jahre ehemalige Klassenkameraden, Freunde und Bekannte wiederzusehen“, sagt Werner Schempp. Allerdings müsse derzeit die Vernunft sprechen: „So ein Fest ist nur möglich, wenn wir die Pandemie im Griff haben.“Gesundheit gehe vor Emotion. Aber: „Sollte der Fünf-Jahres-Turnus des Altenschießens jetzt ganz ausfallen, dann wäre das vor allem für Männer in ganz hohem Lebensalter sehr schade.“