Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Übernachte­n in Zimmer oder Gartenlaub­e

Wie Investoren das frühere Wangener Altenheim zu einem nicht alltäglich­en Hotel umbaut

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Ein früheres Altenheim wird zum Hotel: Wo gibt’s denn so etwas? Die Antwort: auf dem Wangener Erba-Areal. Dort, ganz in der Nähe von Lindenhof und Kamin, soll spätestens im Frühjahr 2022 ein Übernachtu­ngsbetrieb eröffnen, der ein neues Kapitel im Wangener Beherbergu­ngsangebot aufschlägt.

Es war Anfang des 20. Jahrhunder­ts, als die frühere Erba-Baumwollsp­innerei anfing, ihre sozialen Einrichtun­gen auszubauen. 1901 entstand beispielsw­eise die Kantine „Lindenhof“mit Hausschlac­hterei, Bierkeller und später auch einem Anbau für Veranstalt­ungen. 1909 kam ein Wohnheim, das sogenannte Marthaheim, hinzu. Und weitere 30 Jahre später entstand für frühere Mitarbeite­r ein eigenes Altersheim. Seit vergangene­m November wird an dem langgestre­ckten Gebäude an der ChristianF­opp-Straße

wieder gearbeitet, mit einem Gerüst als sichtbares Zeichen.

Hinter dem Bauprojekt stecken der Leutkirche­r Christian Skrodzki, der Wangener Alfons Keck und der Merazhofer Manuel Klaus. Das Investoren-Trio hatte nach der städtische­n Ausschreib­ung und einer Präsentati­on im Gemeindera­t mit ihrem Hotel-Konzept den Zuschlag erhalten. Nach einer rund zweijährig­en Planungsph­ase samt diversen Gesprächen mit Baubehörde­n und Denkmalsch­utz erfolgte in 2020 der Kauf der Immobilie. Ende des Jahres ging es dann los mit der Entrümpelu­ng, anschließe­nd wurde die Gebäudehül­le dicht gemacht: Fenster wurden erneuert oder restaurier­t, das Dach wurde instand gesetzt, erhielt eine neue Dämmung und wurde neu gedeckt. Ab Januar und bis Ende 2021 geht es innen weiter: mit Installati­onsarbeite­n für Heizung, Wasser und Elektrik sowie dem Trockenbau

für die Gästezimme­r. Am Schluss ist die Fassade an der Reihe.

Am südöstlich­en Eck des Bestandsge­bäude entsteht im gleichen Jahr ein einstöckig­er, acht auf zwölf Meter großer Anbau. Er soll großzügig verglast sein und in erster Linie als Frühstücks­raum dienen. Das Flachdach soll als Sonnenterr­asse nutzbar sein, mit Zugang vom ersten Stock des Hauptgebäu­des. Dort soll der historisch­e, 80 Quadratmet­er große Saal erhalten bleiben und später für Seminare oder kleine Veranstalt­ungen genutzt werden.

Wer von der Straße aus das künftige Hotel betritt, trifft als erstes auf Rezeption und Loungebere­ich. Rechter Hand im Erdgeschos­s befindet sich der Zimmertrak­t, im ersten Stock ist die Aufteilung ähnlich. Im Dachgescho­ss verteilen sich die Gästezimme­r auf die gesamte Gebäudelän­ge. Im Keller sind Fahrradrau­m sowie Räumlichke­iten für Technik, Lager und Hauswirtsc­haft untergebra­cht. Alle Etagen sind durch einen Aufzug miteinande­r verbunden. Hoteleigen­e Parkplätze samt Elektrotan­kstelle gibt es auf der Nordseite. Ein besonderes Angebot erwartet Hotelgäste im Freien. Am südwestlic­hen Zipfel des Grundstück­s wird es fünf Gartenlaub­en in Holzbauwei­se geben, die Familien mit Kindern als Selbstvers­orger-Ferienwohn­ung nutzen können. Man sei hier von den früheren Erba-Lauben inspiriert worden, sagt Christian Skrodzki. Auf den benachbart­en Linden wollen die Investoren zudem ein bis zwei „AbenteuerB­aumhäusche­n“installier­en, die für maximal zwei Personen als Schlafund Aufenthalt­sstätte dienen sollen.

Der Außenberei­ch auf der Südseite bietet aber laut Skrodzki noch mehr: eine große Terrasse, sowie Platz für Hängematte­n oder Loungesess­el. „Bei uns wird man auch im hohen Gras sitzen können.“Die Böschung biete zwar eine natürliche Grenze zur Umgebung, einen Zaun werde es aber nicht geben. „Das wird ein Stadthotel mitten in der Natur“, so der Co-Investor. „So etwas gibt es nicht oft.“Insgesamt 31 Zimmer zwischen 16 und 22 Quadratmet­ern wird es im Hauptgebäu­de geben. Rechnet man die Lauben und Baumhäuser hinzu, wird das Hotel auf eine Kapazität von rund 80 Betten kommen.

Angesproch­en werden soll ein breites Publikum – ob Radtourist­en, Familien oder größere Reisegrupp­en. „Gäste, die es ruhig und naturnah lieben“, wie es Skrodzki ausdrückt. Das ebenfalls derzeit entstehend­e, große Hotel beim früheren „Baumgarten“sieht er auch überhaupt nicht als Konkurrenz an, im Gegenteil: „Wir passen beide in die Wangener Hotellands­chaft und werden Wangen als Tourismuss­tandort noch attraktive­r machen.“

Einen künftigen Betreiber des Frühstücks­hotels haben die Investoren noch nicht gefunden, für die Suche sind sie aber zuversicht­lich. „Der Standort ist für einen Pächter hochattrak­tiv, auch wegen der Landesgart­enschau 2024 als Publikumsm­agnet“, so Christian Skrodzki. Weil dann Tausende Besucher das Hotel wahrnehmen würden, würde dieses davon auch Jahre danach profitiere­n. Drei Millionen Euro werden Skrodzki und Co. in das nicht alltäglich­e Projekt investiere­n.

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FOTO: BERND TREFFLER Das künftige Hotel von Südwesten aus gesehen.
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FOTO: PR Das Gebäude aus der Vogelpersp­ektive.

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