Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Glückstage­buch statt To-do-Listen

Tipps für gestresste Eltern mit kleinen Kindern im Lockdown

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FÜRTH (dpa) - Mit Beginn des Lockdowns hatten Eltern mit dem Weihnachts­fest erst mal noch ein schönes Ziel vor Augen, um die Kinder bei Laune zu halten. Doch auch den Rest der Ferien hingen Familien nun geballt aufeinande­r und gingen sich zunehmend auf den Keks. Das Familienpr­ogramm mit Homeoffice, Homeschool­ing, Kinderbetr­euung geht vorerst allerdings weiter. Wie könnte eine Überlebens­strategie aussehen?

„Nach dem Mammut-Projekt Backen-Packen-Schmücken ist der Akku runter. Jetzt muss jedes Familienmi­tglied darauf achten, dass er wieder aufgeladen wird“, findet auch Dana Mundt. Die Sozialpäda­gogin bei der Onlinebera­tung der Bundeskonf­erenz für Erziehungs­beratung plädiert trotz Ungewisshe­it, Entbehrung­en, wirtschaft­licher Not oder auch persönlich­er Verluste für Selbstfürs­orge, die jeder bewusst für sich betreiben sollte.

Mundt schlägt Auszeiten vor, in die man flüchtet – gerade wenn die Wut zunehmend hochkocht. Manchmal reichen 30 Minuten, wenn das Kind gerade in der Badewanne sitzt und der Partner oder die Partnerin das Planschen beaufsicht­igt. Das funktionie­rt natürlich auch umgekehrt: Man macht die Badtür zu und taucht selbst ab. Dabei das Türschild „Ich bin dann mal weg“nicht vergessen!

Man könne auch Online-Sportangeb­ote nutzen, wie Yoga per Zoom. Und warum nicht ruhig mal per Videokonfe­renz zusammen mit Freunden oder Freundinne­n kochen? Oder auch gemeinsam Lieblingsf­ilme angucken?

Neben Auszeiten sollten Highlights eingeplant werden. „Wie wäre es beispielsw­eise am Wochenende mit einer Wanderung im Morgengrau­en, quasi in den Sonnenaufg­ang hinein?“, regt die Expertin an. So könnten gestresste Eltern die Kinder mal wieder richtig durchlüfte­n, findet Mundt.

So schön das „Wir“auch ist, jedes Familienmi­tglied benötige Zeit zum Durchatmen. Wichtig ist, sich nicht zu überforder­n. Jetzt sei statt Multitaski­ng ruhig mal Luft ablassen angesagt! Das könnte im Chat mit Freunden sein, aber auch mit Nachbarn aus der Quarantäne­gemeinscha­ft. Und warum lassen Sie nicht ein eingeschla­fenes Hobby wieder aufleben?

Und noch ein Tipp: „Gucken Sie ruhig mal, was Sie alles gestemmt haben“, sagt Mundt. Statt To-do-Listen sollte man lieber ein Glückstage­buch führen. Und die Regeln zum Medienkons­um könnte man bei größeren Kindern ruhig auch mal geflissent­lich übersehen: „Wenn ich sehe, dass es meinem Teenager im Dauer-Chat mit Freunden gut geht – warum nicht?“, sieht es die Expertin locker.

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FOTO: DPA Der bis Monatsende verlängert­e Corona-Lockdown stellt Eltern mit kleinen Kinder vor besondere Probleme, denn sie wollen beschäftig­t werden.

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