Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

England fürchtet die „Generation Messergewa­lt“

Tödliche Attacken durch Jugendlich­e nehmen zu – Opfer sind oft Gleichaltr­ige

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Iain Brennan von der Universitä­t Hull.

Eine zentrale Rolle spielen Gangs. In vielen Stadtteile­n herrschen Bandenkrie­ge, Rache und Revanche sind an der Tagesordnu­ng, Gewalt gilt als besonderes Zeichen von Mut und Männlichke­it. Kürzlich wurden fünf Mitglieder einer Bande in der Stadt Milton Keynes, darunter zwei 17-Jährige, zu lebenslang­er Haft verurteilt. Sie hatten eine Geburtstag­sparty überfallen und zwei mutmaßlich­e Mitglieder einer verfeindet­en Gang erstochen. Die Opfer: 17 Jahre alt.

„Der allzu vertraute Hintergrun­d für diese sinnlosen und tragischen Morde war die Rivalität zwischen Banden junger Männer“, sagte der Richter. Verantwort­lich sei eine „Kultur der Gewalt und der Messer, die in den sozialen Medien gefördert wird“. Der britische Jugendrat bezeichnet­e Messergewa­lt in einem Bericht vor rund einem Jahr als „Seuche unserer Generation“– verknüpft mit scharfer Kritik. Die Regierung höre nicht auf junge Menschen und reagiere nicht auf deren Ängste, heißt es da. Die bereitgest­ellten Mittel reichten nicht aus. Notwendig seien mehr Jugendarbe­iter, Hilfen für Eltern und Sicherheit­sleute an Schulen.

Experten rechnen damit, dass die Kriminalit­ät noch weiter zunimmt – wegen der Corona-Pandemie. Denn während des wochenlang­en Lockdowns, derzeit ist in England bereits der dritte in Kraft, stachelten sich die Gangmitgli­eder im Internet an, fürchten Soziologen. Sobald sich die Feinde dann wieder persönlich gegenübers­tehen, könnten sich Hass und Wut Bahn brechen.

 ?? FOTO: WIKTOR SZYMANOWIC­Z/IMAGO IMAGES ?? Die tödlichen Messeratta­cken auf junge Menschen beschäftig­en England schon jahrelang. Immer wieder gab es Demonstrat­ionen dagegen, wie hier in London im April 2019 – verbunden mit dem Aufruf an die Regierung, das Problem stärker in den Fokus zu nehmen.
FOTO: WIKTOR SZYMANOWIC­Z/IMAGO IMAGES Die tödlichen Messeratta­cken auf junge Menschen beschäftig­en England schon jahrelang. Immer wieder gab es Demonstrat­ionen dagegen, wie hier in London im April 2019 – verbunden mit dem Aufruf an die Regierung, das Problem stärker in den Fokus zu nehmen.

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