Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
England fürchtet die „Generation Messergewalt“
Tödliche Attacken durch Jugendliche nehmen zu – Opfer sind oft Gleichaltrige
Iain Brennan von der Universität Hull.
Eine zentrale Rolle spielen Gangs. In vielen Stadtteilen herrschen Bandenkriege, Rache und Revanche sind an der Tagesordnung, Gewalt gilt als besonderes Zeichen von Mut und Männlichkeit. Kürzlich wurden fünf Mitglieder einer Bande in der Stadt Milton Keynes, darunter zwei 17-Jährige, zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie hatten eine Geburtstagsparty überfallen und zwei mutmaßliche Mitglieder einer verfeindeten Gang erstochen. Die Opfer: 17 Jahre alt.
„Der allzu vertraute Hintergrund für diese sinnlosen und tragischen Morde war die Rivalität zwischen Banden junger Männer“, sagte der Richter. Verantwortlich sei eine „Kultur der Gewalt und der Messer, die in den sozialen Medien gefördert wird“. Der britische Jugendrat bezeichnete Messergewalt in einem Bericht vor rund einem Jahr als „Seuche unserer Generation“– verknüpft mit scharfer Kritik. Die Regierung höre nicht auf junge Menschen und reagiere nicht auf deren Ängste, heißt es da. Die bereitgestellten Mittel reichten nicht aus. Notwendig seien mehr Jugendarbeiter, Hilfen für Eltern und Sicherheitsleute an Schulen.
Experten rechnen damit, dass die Kriminalität noch weiter zunimmt – wegen der Corona-Pandemie. Denn während des wochenlangen Lockdowns, derzeit ist in England bereits der dritte in Kraft, stachelten sich die Gangmitglieder im Internet an, fürchten Soziologen. Sobald sich die Feinde dann wieder persönlich gegenüberstehen, könnten sich Hass und Wut Bahn brechen.