Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Er spricht auch unbequeme Wahrheiten aus“
Frau Emerich, warum ist Friedrich Merz aus Ihrer Sicht der Richtige für den CDU-Vorsitz?
Weil er geradlinig und schnörkellos agiert und auch mal unbequeme Wahrheiten ausspricht. Die Menschen möchten Politiker, die klare Meinungen haben, die Ja oder Nein sagen, statt immerzu Jein. Und er hat beruflich viel Erfahrung auch außerhalb der Politik: Er war Richter, Abgeordneter, hat aber auch erfolgreich in der Wirtschaft gearbeitet. Er vereint alles, was wir jetzt für die Pandemiebewältigung und in der Zeit danach brauchen.
Wäre Friedrich Merz auch ein guter Kanzlerkandidat?
Die Kanzlerkandidatur wird im zweiten Step entschieden – im Einvernehmen mit der CSU. Aber ich traue ihm den Job natürlich zu.
Sie haben die Initiative „Wir Frauen für Friedrich Merz“gegründet. Warum sollen sich de3nn gerade Frauen für Friedrich Merz einsetzen?
Landläufig heißt es immer, Frauen wären gegen Friedrich Merz oder hätten keinen Bezug zu ihm. Mit diesem Klischee wollte ich aufräumen, weil es einfach nicht stimmt. Deshalb habe ich im Februar die Initiative gegründet. Damals dachte man ja noch, der Parteitag wäre ein bisschen früher …
Trotzdem hat sich die Frauenunion kürzlich für Armin Laschet und Norbert Röttgen – und damit gegen Friedrich Merz – ausgesprochen ...
Stimmt. Da haben sich viele Frauen in der CDU auf den Schlips getreten gefühlt. Sich bei drei Kandidaten für zwei auszusprechen, ist für mich eine Verhinderungsempfehlung. Davon halte ich nichts. Man sollte für seinen Kandidaten werben, aber nicht gegen die anderen. Mir ist außerdem nicht ganz klar, wie innerhalb der Frauenunion die Abstimmung erfolgt ist oder ob es überhaupt eine gab. Der Bundesverband hätte meiner Meinung nach besser mal seine Mitglieder befragt und nicht nur seinen Vorstand. Das wäre demokratischer und aufschlussreicher gewesen. An der Basis gibt es viele Frauen, die für Friedrich Merz sind.
Muss die CDU aus Ihrer Sicht wieder ein Stück weiter nach rechts rücken?
Vor allem braucht die CDU neue Ideen und neuen Schwung in einer neuen Zeit. Unser Ziel muss es dabei sein, dass die CDU wieder alle drei Wurzeln vereint – konservativ, christlich-sozial, wirtschaftsliberal. Wir sind eine Volkspartei und müssen versuchen, so viele Menschen wie möglich mitzunehmen. Da würde es nicht schaden, wenn sich die CDU etwas konservativer aufstellt – aber immer mit Blick nach vorne.
In Baden-Württemberg hat Friedrich Merz eine breite Unterstützung. Wäre es aus Ihrer Sicht als Landtagskandidatin auch für die Landtagswahl ein Vorteil, wenn er CDU-Vorsitzender werden würde?
Baden-Württemberg ist ein wirtschaftlich erfolgreiches und lebenswertes Land. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Sympathien bei Friedrich Merz liegen. Sein Ansatz ist es, die Umwelt- und Wirtschaftspolitik mit marktwirtschaftlichen Instrumenten zu verbinden. Als Landtagskandidatin freue ich mich vor allem, dass die Entscheidung um den Parteivorsitz jetzt endlich fällt. Wenn die Entscheidung dann endlich steht, können wir als CDU gesammelt hinter unserem Kandidaten zusammenstehen.
Wie sehen Sie das Rennen aktuell?
Mein Gefühl ist, dass Friedrich Merz das Rennen macht. Er war im Wahlkampf sehr präsent und zur Zeit nimmt das ganze Thema natürlich Fahrt auf. Davon profitiert Friedrich Merz – vielleicht auch, weil wir seine Wirtschaftskompetenz gerade dringender denn je brauchen.