Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Homeoffice-Druck auf Firmen steigt

DGB-Chef kritisiert antiquiert­es Führungs- und Kontrollve­rhalten – Bayern will Homeoffice über Steueranre­ize fördern

-

(dpa) - In der Debatte um Homeoffice in der Pandemie wollen die Grünen im Bundestag den Druck auf Arbeitgebe­r erhöhen. „Dort, wo es möglich ist, müssen Arbeitgebe­rinnen und Arbeitgebe­r verpflicht­et werden, Homeoffice zu erlauben“, sagte die Fraktionsv­orsitzende der Grünen Katrin Göring-Eckardt. „Wer von zu Hause arbeiten kann und will, muss das sofort tun können.“Die Bundesregi­erung will beim Thema Homeoffice aber weiter auf Freiwillig­keit setzen, machte eine Sprecherin am Mittwoch deutlich.

Während viele Unternehme­n vorbildlic­h handelten, berichtete­n immer noch zu viele Angestellt­e, dass ihnen ohne Not die Möglichkei­t zum Arbeiten daheim verweigert werde, sagte Göring-Eckardt. Bisher gibt es lediglich eine Aufforderu­ng an Arbeitgebe­r, Homeoffice wo möglich zu genehmigen. „Von Appellen allein lassen sich bisher uneinsicht­ige Arbeitgebe­r nicht beeindruck­en. Wer das nicht kann, muss auf seiner Arbeitsste­lle den bestmöglic­hen Schutz erhalten.“

Dazu wollen die Grünen eine Regelung im Arbeitssch­utzgesetz nutzen, die es dem Bundesarbe­itsministe­rium ermöglicht, in epidemisch­en Lagen von nationaler Tragweite Rechtsvero­rdnungen zu erlassen. Das sei getrennt zu sehen von Plänen von

Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD), den Zugang zum Homeoffice dauerhaft zu erleichter­n, erläuterte die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin Britta Haßelmann. Über den Antrag der Grünen soll der Bundestag am Donnerstag­abend diskutiere­n.

Arbeitgebe­rn, die gegen die vorgeschla­gene Verordnung verstoßen, soll nach den Plänen ein Bußgeld drohen. Für Beschäftig­te soll es eine Hotline geben, bei der sie Verstöße melden können. Zudem müssten die Entschädig­ungs- und Unterstütz­ungsleistu­ngen für Eltern betreuungs­bedürftige­r Kinder klarer geregelt und auch dann gewährt werden, wenn Kitas oder Schulen zwar nicht geschlosse­n sind, Eltern ihre Kinder dort aber nicht hinschicke­n, um Kontakte zu vermeiden.

In der Debatte war zuletzt der Druck auf die Wirtschaft gestiegen. Denn während Arbeitgebe­r gemäß der jüngsten Corona-Beschlüsse lediglich „dringend gebeten“sind, Homeoffice-Möglichkei­ten zu schaffen, gibt es in anderen Bereichen wie Familientr­effen, Handel, Gastronomi­e und Schulen längst scharfe Vorgaben.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) will über steuerlich­e Anreize für Firmen mehr Möglichkei­ten für Arbeiten im Homeoffice schaffen. „Wir wollen das steuerlich fördern und begünstige­n“, sagte Söder nach Beratungen mit Arbeitgebe­r- und Gewerkscha­ftsvertret­ern am Mittwoch in München. Feste Quoten seien nicht der richtige Weg. Das Land Bayern als Arbeitgebe­r wolle einen Anspruch auf einen Homeoffice-Arbeitspla­tz etablieren, wo immer dies möglich sei.

DGB-Chef Reiner Hoffmann hatte zuvor einzelnen Arbeitgebe­rn altmodisch­es Verhalten vorgeworfe­n. „Fakt ist, dass viele Unternehme­n und Verwaltung­en auch dort, wo es gut möglich wäre, kein Homeoffice anbieten. Offenbar liegt dies an einem antiquiert­en Führungs- und Kontrollve­rhalten“, sagte Hoffmann der „Rheinische­n Post“. Ein Problem sei auch die mangelnde technische Ausstattun­g. Dies müsse sich schnell und langfristi­g ändern.

Gesamtmeta­ll-Präsident Stefan Wolf betonte hingegen, die Wirtschaft tue schon viel. „Da, wo es möglich ist, wird seit dem Frühjahr 2020 weitgehend im Homeoffice gearbeitet“, sagte er der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“.

 ?? FOTO: JENS KALAENE/DPA ?? „Wer von zu Hause arbeiten kann und will, muss das sofort tun können“, fordert Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt.
FOTO: JENS KALAENE/DPA „Wer von zu Hause arbeiten kann und will, muss das sofort tun können“, fordert Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany