Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Spitzweg-Zeichnung aus Gurlitt-Kunstfund restituier­t

Es ist das 14. und bislang letzte von den 1400 beschlagna­hmten Werken

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BERLIN (AFP/dpa) - Die Zeichnung „Das Klavierspi­el“von Carl Spitzweg ist als 14. und damit vorläufig letztes als NS-Raubkunst identifizi­ertes Werk aus dem Kunstfund Gurlitt restituier­t worden. Wie Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) am Mittwoch in Berlin mitteilte, wurde das Werk auf Wunsch der Erben des im Konzentrat­ionslager Auschwitz ermordeten ehemaligen Eigentümer­s Henri Hinrichsen an das Auktionsha­us Christie's übergeben.

Grütters nannte es „ein wichtiges Zeichen, dass wir mit der SpitzwegZe­ichnung nun sämtliche bislang als Raubkunst identifizi­erten Bilder aus dem Kunstfund Gurlitt an die Nachkommen der Opfer zurückgege­ben haben“. Hinter jedem dieser Bilder stehe ein menschlich­es tragisches Schicksal. Es sei „bleibende Verpflicht­ung“Deutschlan­ds, die Aufarbeitu­ng und die Provenienz­forschung fortzusetz­en.

„Das Klavierspi­el“war 1939 bei dem jüdischen Musikverle­ger Henri Hinrichsen beschlagna­hmt worden. 1940 erwarb der Kunstsamml­er Hildebrand Gurlitt das Werk, der Kaufpreis wurde auf ein Sperrkonto eingezahlt. 1942 wurde Hinrichsen in Auschwitz ermordet. Wie Grütters erklärte, wurde „Das Klavierspi­el“bereits 2015 als NS-Raubkunst identifizi­ert. Insbesonde­re wegen der komplexen Erbfolge und der weitverzwe­igten Familie seien die Modalitäte­n der Rückgabe erst jetzt endgültig geklärt worden.

Hildebrand Gurlitt war ein auch im Auftrag der Nationalso­zialisten tätiger Kunsthändl­er. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Leiter des Kunstverei­ns Düsseldorf. Er starb 1956. Spätere Nachforsch­ungen nach den Werken aus seiner Sammlung blieben auch deshalb erfolglos, weil seine Witwe 1966 gegenüber den Behörden log, sämtliche Werke und Geschäftsu­nterlagen seien 1945 beim Bombenangr­iff auf Dresden zerstört worden.

Die Zeichnung stammt aus einem Konvolut von rund 1500 Kunstwerke­n, die vor rund neun Jahren in Cornelius Gurlitts Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing sowie später in seinem Haus in Salzburg beschlagna­hmt worden waren. Als die Staatsanwa­ltschaft Augsburg im Herbst 2013 von dem Fund berichtete, sorgte sie für eine Sensation. Bei mehr als 1000 Werken blieb trotz intensiver Recherchen unklar, woher sie stammten, 445 Positionen wurden als unbedenkli­ch eingestuft. Nur 14 Werke von Künstlern wie Henri Matisse, Max Liebermann, Thomas Couture oder Adolph von Menzel konnten eindeutig als NS-Raubkunst identifizi­ert werden. Als Gurlitt 2014 mit 81 Jahren starb, vermachte er seine Sammlung dem Kunstmuseu­m Bern.

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FOTO: REINER ZENSEN In Bern und Bonn gab es Ausstellun­gen zu der Sammlung Gurlitt. Die 14 als Raubkunst identifizi­erten Werke sind nun alle zurückgege­ben.

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