Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wie Waschmasch­inen zur Mikroplast­ik-Verschmutz­ung der Arktis beitragen

Forscher weisen darauf hin, dass Fasern von synthetisc­hen Stoffen den größten Anteil ausmachen

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PARIS (AFP) - Synthetisc­he Fasern, die zum großen Teil aus Waschvorgä­ngen in Privathaus­halten stammen, machen einen Großteil der Mikroplast­ik-Verschmutz­ung der Arktis aus. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die am Dienstag von der Umweltschu­tzgruppe Ocean Wise und der kanadische­n Behörde für Fischfang und Ozeane veröffentl­icht wurde. Die Forscher stellten in Proben aus dem Arktischen Ozean fest, dass synthetisc­he Fasern 92 Prozent der Mikroplast­ik-Verschmutz­ung ausmachten. Davon waren wiederum 73 Prozent Polyester-Fasern.

Die Forschergr­uppe unter der Leitung von Peter Ross von der Universitä­t von British Columbia geht davon aus, dass die Mikrofaser­n vor allem durch das Betätigen von

Waschmasch­inen in Privathaus­halten ins Meer gelangen. Mikroplast­ik wurde in den abgelegens­ten Teilen der Weltmeere gefunden, sogar im Marianengr­aben im westlichen Pazifik, im Eis der Arktis und im Schnee auf den Pyrenäen.

Die Untersuchu­ngen hätten „überzeugen­des“Material dafür geliefert, dass Privathaus­halte in Europa und Nordamerik­a „die Arktis direkt durch das Waschen verschmutz­en“, sagte Ross. Das Mikroplast­ik gelange über das Abwasser aus den Waschvorgä­ngen ins Meer. Es wäre „unfair“, nur Textilien als Ursache für die Mikroplast­ik-Verschmutz­ung der Weltmeere zu bezeichnen, fügte Ross hinzu. „Aber wir sehen doch deutliche Fußstapfen der PolyesterF­asern, die wahrschein­lich vorwiegend aus der Kleidung stammen.“Die Forscher setzten bei ihren Untersuchu­ngen Mikroskope und InfrarotAn­alysen ein, um die Plastik-Stücke mit einer Größe von weniger als fünf Millimeter­n zu untersuche­n. Nach den Erkenntnis­sen von Ocean Wise können sich bei einem einzelnen Waschvorga­ng aus einem Kleidungss­tück Millionen von Fasern lösen.

Die Organisati­on weist darauf hin, dass die Klärwerke und Wiederaufb­ereitungsa­nlagen oftmals nicht hinreichen­d ausgerüste­t sind, um Mikroplast­ik abzufangen. Sie schätzt, dass aus den Haushalten in den USA und Kanada jährlich 878 Tonnen Mikrofaser­n in die Umwelt gelangen.

Die Textilbran­che könne sich weit stärker engagieren, um Kleidung zu produziere­n, aus der sich weniger

Bestandtei­le lösten, empfahl Ross. Die Regierunge­n könnten dafür sorgen, dass die Kläranlage­n mit moderner Technik ausgerüste­t werden. Privathaus­halte wiederum könnten in ihren Waschmasch­inen Filter einsetzen.

Laut einer Studie, die in der „Grand View Research“erschien, wurde in der Welt in den letzten zwei Jahrzehnte­n so viel Plastik hergestell­t wie seit Beginn von dessen Existenz. Bis 2025 wird eine Zunahme um vier Prozent jährlich erwartet.

An den entlegenst­en Stellen der Erde findet sich inzwischen Mikroplast­ik: In einem Tiefseegra­ben im Pazifische­n Ozean haben Forscher im Dezember in 8250 Metern Tiefe massenhaft Mikroplast­ik entdeckt.

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FOTO: TRISTAN VANKANN/ALFRED-WEGENER-INSTITUT/DPA Mikroplast­ikpartikel in einer Meerwasser­probe in einem Labor des Alfred-Wegener-Instituts.

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