Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Neue wird es schwer haben

- Von Claudia Kling

Die gute Nachricht zuerst: Am Samstagmit­tag werden die Christdemo­kraten wissen, wer künftig ihr Vorsitzend­er sein wird: Armin Laschet, Friedrich Merz oder Norbert Röttgen. Sie haben lange gewartet auf diese Entscheidu­ng, von der Wohl und Wehe einer Partei abhängen. 340 Tage dauerte es von Annegret Kramp-Karrenbaue­rs Rückzugsan­kündigung bis zur Wahl ihres Nachfolger­s. Monate, in denen die CDU in aller Öffentlich­keit so zerrissen wirkte, wie selten zuvor in ihrer 75-jährigen Geschichte. Selbst die Corona-Krise, die Popularitä­t der Kanzlerin und ihres Gesundheit­sministers Jens Spahn konnten nicht verdecken, wie hart die Partei um den Kurs für die Post-Merkel-Ära ringt.

Die Parteistra­tegen haben es natürlich schöngered­et, dass gleich drei Bewerber auf den Chefposten wollten. Ein ums andere Mal wurde betont, wie vortreffli­ch es sei, eine Wahl zwischen Kandidaten zu haben, die gleicherma­ßen als Parteivors­itzende und Kanzlerkan­didaten geeignet seien. Doch in der Außensicht ist die Wahrnehmun­g eine andere: In der CDU findet sich derzeit schlicht niemand, der über Parteiflüg­el hinweg die Mitglieder einbinden und überzeugen kann. Dem ohne Vorbehalte zugetraut wird, dass er die Erfolgsges­chichte von Angela Merkel als Regierungs­chefin klug und unprätenti­ös fortsetzen kann. Sie stand 18 Jahre lang an der Spitze der CDU, das wirkt bis heute nach.

Denn die Grabenkämp­fe in der CDU haben nicht erst unter KrampKarre­nbauer begonnen. Bereits Merkel war nicht stark genug, die Mitglieder am konservati­ven Rand einzubinde­n. Sie musste es auch nicht, weil ihre Strategie, mit möglichst wenig Ecken und Kanten Wahlerfolg­e zu erzielen, aufging. Doch die kommenden Wahlen werden für die CDU kein Selbstläuf­er. Ihr Profil hat unter dem Gerangel der Kandidaten gelitten. Der neue Vorsitzend­e, der voraussich­tlich auch Kanzlerkan­didat sein will, muss die Wähler noch von sich überzeugen – zumal sich viele, auch in der CDU, nach Markus Söder auf dem Spitzenpos­ten sehnen. Allerdings: Teil des Erfolgs der CDU ist der unbedingte Wille zur Macht, dem parteiinte­rne Querelen im Zweifelsfa­ll immer untergeord­net wurden.

c.kling@schwaebisc­he.de

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