Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein Vorwand
Das großartigste Ende der großartigsten Präsidentschaft aller Zeiten. So in etwa dürfte es in Trumps Kopf aussehen, abgesehen von der vielen Finsternis. Und doch sollte man bei allem Schauwert, den der Sturm des Kongresses zweifellos hat, nicht vergessen, dass auch hierzulande ein ganz ähnliches Ereignis noch nicht allzu lange her ist. Der einzige Unterschied dürfte tatsächlich sein, dass hier nicht jeder Hanswurst mit einer geladenen Waffe rumrennen kann und größere Schusswechsel eher unwahrscheinlich waren. Es sollte aber genau deshalb umso wichtiger sein, Derartigem schon im Vorfeld zu begegnen. Und ich meine damit nicht, dass man die Rädelsführer wie Hildmann, Wendler, Naidoo und wie sie alle heißen, bekehren sollte. Nein, es wäre sehr viel wichtiger, all jene mitzunehmen, die aus Angst und Unsicherheit Demagogen hinterherlaufen. Aufklärungskampagnen wären hierbei sinnvoll, etwa Broschüren, die die Wirkungsweise von mRNA-Impfstoffen erklären oder auch gerne weiterführende Infos.
Benjamin Schäfer,
Unlingen
Geschrei um nichts
Zur Kritik am Impfstart:
Das Lamento von Politikerinnen und Politikern um die falsche Strategie bei der Bestellung und Beschaffung von Impfstoffen findet doch nur statt, weil dieses Jahr noch gewählt wird. Da geht es nicht um die Sache. Anstatt uns Bürger zu einem Zusammenhalt zu ermutigen, jammern einige nur und hätten alles viel besser gemacht. Dabei haben alle politischen Parteien reichlich Möglichkeiten in Sachen Fridays for Future, Lieferkettengesetz, Waffenstopp/Verteidigungshaushalt, Umgang mit Menschen, die migriert sind und so weiter ein eigenes Profil zu entwickeln. Gehen wir zum Wählen und schauen uns vorher die ernst gemeinten Programme an!
Norbert Vonier, Biberach
Zur Debatte um den Lockdown:
Der zweite Shutdown wäre schon im Oktober notwendig und wirksamer gewesen, und er hätte vermutlich härter sein, aber weniger lang dauern müssen. Er trifft den privaten Bereich noch empfindlicher als der erste, genauso wie Gastronomie und Kultur, die ihre Hauptsaison komplett eingebüßt haben, sowie deren (private) Kunden, die all das schmerzlich vermissen. Und es ist einfacher, Schulen zu schließen als Belüftungsanlagen einzubauen, dafür gibt’s drei milliardenschwere Hilfspakete für TUI. Die neueste Verschärfung betrifft nur noch den privaten Bereich, Firmen wird das Homeoffice nur wachsweich empfohlen. Aber Kinder, die nirgendwo allein hingehen können, werden praktisch isoliert. Kitakinder müssen neu eingewöhnt werden, Kinder und Jugendliche büßen Lernen und Entwicklung und Begegnungsräume ein, manche auch ihren Schutz vor heimischer Trostlosigkeit und manchmal gar vor Gewalt. Das Recht auf Bildung wird wieder als erstes zur Disposition gestellt. Der produzierende Bereich dagegen arbeitet, und bei Gottesdiensten in geschlossenen Räumen gibt es keine Höchstzahl, im Freien sind bis zu 500 Personen erlaubt. Gerecht? Verhältnismäßig? Epidemiologisch begründet? Oder eher erfolgreiche Lobbyarbeit? Vor allem: Willkürlich! Vera Niedermann-Wolf, Rottweil
Grotesker Vorschlag
Zu „Wer die höhere Kohlendioxid-Abgabe beim Heizen zahlen soll“(8.1.): Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), die Bundesjustizministerin
Christine Lambrecht (SPD), der Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, Sören Bartol, ein Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, sowie der Bundesverband der Verbraucherzentralen scheinen mit deren Forderung, dass die Vermieter einen Teil der Zusatzkosten, der den Mietern wegen der CO2-Bepreisung entsteht, der einfachen Logik des Verursacherprinzips nicht folgen zu können. Die Kostenübernahme durch die Vermieter wird damit begründet, dass die Mieter keinen Einfluss auf die im Haus installierte Heizung haben. Das würde bedeuten, dass die Mieter, wenn sie heizen, so behandelt würden, als wären sie keine Verursacher eines CO2-Ausstoßes.
Hans Graf,
Bingen
Zu „Holpriger Schulstart im Südwesten“(12.1.):
Der holprige Schulstart war zwei große Artikel – mit heftiger Kritik an Kultusministerin Susanne Eisenmann – wert. Heute wissen wir, dass ein Hackerangriff auf die Lernplattform Moodle die Ursache für die Störung des Fernunterrichts an 200 Schulen, also zehn Prozent aller Schulen, war. Vor Hackerangriffen ist niemand gefeit. Mehr als die Hälfte der Schulen arbeitet statt mit Moodle mit kommerziellen Systemen wie Cisco Webex Teams oder Microsoft 365. Daran regt sich Kritik von einigen Eltern und hauptsächlich von linken Interessenvertretungen. Jetzt wurde offensichtlich ein Bündnis von 20 Gruppen gebildet, um der Kritik mehr Gehör und Durchschlagskraft bei Politik und Medien zu verleihen. Unter dem Vorwand des Datenschutzes versucht man, die den Schulen vom Kultusministerium eingeräumte Freiheit, sich selbst die geeignete Lernplattform auszuwählen, zu torpedieren. Ideologische Vorbehalte sollen Vorrang haben vor sachlichen Überlegungen der Schulen. Das geht gar nicht. Zugegeben: Die Server der von US-Unternehmen entwickelten Software stehen in den USA und dort gelten andere Datenschutzbestimmungen. Aber was gibt es an den Schulen auszuspionieren – Staatsgeheimnisse, sensible Daten aus Forschung oder Industrie? Vielleicht Unterrichtsmethoden von Lehrer A oder B? Die Verwendung von Hard- und Software von US-Unternehmen ist privat und geschäftlich gang und gäbe. Der Landtagswahlkampf hat begonnen.
Anton Blank, Erolzheim
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