Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Suche in den Trümmerber­gen

Dutzende Tote bei Erdbeben auf indonesisc­her Insel Sulawesi

- Von Carola Frentzen und Ahmad Pathoni

JAKARTA (dpa) - Mitten in der Nacht hat ein schweres Erdbeben auf der indonesisc­hen Insel Sulawesi die Menschen aus dem Schlaf gerissen und Tod und Verwüstung gebracht. Bei dem Beben der Stärke 6,2 sind am Freitag Behördenan­gaben zufolge mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen, jedoch werden weitere Opfer unter den Trümmerber­gen vermutet. 600 Menschen seien verletzt worden, 200 von ihnen schwer, teilte die nationale Such- und Rettungsag­entur mit. Auf Videos und Fotos waren weinende Menschen und Einsatzkrä­fte auf der verzweifel­ten Suche nach Überlebend­en zu sehen.

Das Unglücksge­biet befindet sich in der Region West-Sulawesi. Das Zentrum des Bebens, das die Region erschütter­te, lag bei Majene in zehn Kilometern Tiefe. Die Suchtrupps waren auch mit Baggern und Kränen im Einsatz. Die meisten arbeiteten sich aber ohne Geräte durch den meterhohen Schutt, um in den Häuserruin­en nach Lebenszeic­hen zu fahnden.

Unter anderem stürzten zwei Krankenhäu­ser, ein Hotel und ein Teil des Gebäudes der Lokalverwa­ltung in der Provinzhau­ptstadt Mamuju ein, wie die Behörden mitteilten. „Wir versuchen gerade, Menschen aus dem Verwaltung­sgebäude zu retten. Wir können ihre Stimmen hören, aber sie können sich nicht bewegen“, sagte Muhammad Idris, Sprecher des Gouverneur­s.

In der Region seien auch mehrere Erdrutsche gemeldet worden, die mehrere Straßen unter sich begruben, berichtete der Zivilschut­z. Tausende Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen. Auch die Stromverso­rgung brach zusammen. Am Donnerstag hatte sich in der Gegend bereits ein Beben der Stärke 5,9 ereignet.

Ein Video, das der Katastroph­enschutz veröffentl­ichte, zeigte ein kleines Mädchen, das unter den Trümmern eines Hauses voller Schmerzen um Hilfe schrie. „Es sind dort vier Menschen, aber wir können nichts machen, weil wir kein schweres Gerät haben“, sagte eine Männerstim­me in dem Video. In einem anderen Video zeigte eine weinende Frau auf die Trümmer ihres Hauses und sagte: „Mein Kind ist da drin“.

Experten warnten die Bevölkerun­g vor einem möglichen Tsunami, falls es stärkere Nachbeben geben sollte. Dann seien Erdrutsche auf dem Meeresgrun­d möglich, die eine große Welle auslösen könnten, zitierten Medien die Agentur für Meteorolog­ie und Geophysik.

Wenn Menschen in Küstennähe weitere Erdstöße verspürten, sollten sie sich umgehend in Sicherheit bringen, ohne eine Tsunami-Warnung abzuwarten. Allerdings wurde den Menschen wegen möglicher Abgänge von Erdmassen davon abgeraten, in die Berge zu fliehen. Die Agentur erinnerte an das verheerend­e Beben der Stärke 7,5 im Jahr 2018 auf Sulawesi, als es nach dem Erdstoß nur drei Minuten dauerte, bis eine meterhohe Flutwelle die Stadt Palu und die umliegende­n Gemeinden verwüstete. Mehr als 4000 Menschen fielen den beiden Naturkatas­trophen zum Opfer.

Der indonesisc­he Präsident Joko Widodo versprach den Menschen schnelle Hilfe. „Ich habe sofortige Notfallmaß­nahmen angeordnet, um Menschen zu retten und Verletzte zu behandeln“, sagte er. Nach Angaben der Nationalen Such- und Rettungsag­entur war auch ein Transportf­lugzeug des Typs Hercules C-130 mit Suchgerät und Einsatzkrä­ften unterwegs ins Unglücksge­biet.

Sulawesi liegt zwischen Borneo und Neuguinea. Indonesien liegt auf dem Pazifische­n Feuerring. Im Südteil des Archipels schiebt sich die Indo-Australisc­he Platte unter die Eurasische Platte, was zu häufigen Erdbeben und Vulkanausb­rüchen in der Region führt.

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FOTO: MAWARDI/AFP Eingestürz­tes Gebäude in Mamuju auf der Insel Sulawesi.

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