Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Stadtmauerreste aus drei Jahrhunderten
Archäologe hat die Überreste, die im Zuge der Arbeiten des Verwaltungsneubaus gefunden wurden, untersucht
BAD WALDSEE - Im Zuge der Bauarbeiten des Verwaltungsneubaus am Stadtsee sind Reste der ehemaligen Stadtmauer gefunden worden. Ein Archäologe hat diese Fundstücke genau untersucht und interessante Details herausgefunden.
Rückblick: Parallel zu den Bauarbeiten des Neubaus finden nebenan Grabungsarbeiten zur Umverlegung der bestehenden Gasleitung statt. Bei diesen Arbeiten wurden Mitte Dezember Überreste der alten Stadtmauer gefunden, woraufhin die Bauarbeiter drei Tage früher als vorgesehen in „Winterurlaub“gehen mussten. Nach Absprache mit dem Landratsamt Ravensburg sowie dem Landesamt für Denkmalpflege machte sich ein Archäologe an die Untersuchung der ehemaligen Stadtmauer. Die Funde wurden aufgenommen, vermessen und dokumentiert. Und das sind die Ergebnisse:
Wie sich herausstellte, handelt es sich um „drei verschieden alte Mauerreste der ehemaligen Stadtbefestigungen“, wie Rathaussprecherin Brigitte Göppel auf SZ-Anfrage mitteilt. Zum einen sind Reste einer Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert ausgegraben worden, zum anderen Teile der Stadtmauer der Stadterweiterung um 1403 in Richtung Wurzacher Straße. Und nicht zuletzt sind in Richtung Stadtsee Stücke der Klostermauer des ehemaligen Klosterareals des Franziskanerklosters der Tiroler Ordensprovinz um 1650 zutage getreten. „Es konnten durch die Untersuchung die Verläufe der verschiedenen Stadtmauern genauer lokalisiert und vermessen sowie dokumentiert werden“, so Göppel.
Gänzlich überraschend kamen die Mauerreste indes nicht zum Vorschein.
Durch Vorgrabungen und Untersuchungen im Sommer des vergangenen Jahres seien bereits einige Stadtmauerreste aufgespürt und vom betreuenden Archäologen untersucht worden. „Der Verlauf der verschiedenen Stadtmauern konnte damals schon in ersten Schritten rekonstruiert werden. Die nun ebenfalls freigelegten Stadtmauerreste ergänzen diese Befunde und untermauern die Verortung der Verläufe der Stadtmauern aus den verschiedenen Epochen“, erläutert die Rathaussprecherin.
Doch was passiert nun mit den Überresten aus längst vergangener Zeit? Wie aus dem Rathaus zu erfahren ist, werden die Reste der Stadtmauern, sofern sie dem Fundament nicht im Wege stehen, in der Erde belassen, „um diese für die kommenden Generationen zu konservieren“. Die Fundstücke werden der Öffentlichkeit also nicht präsentiert. „Da die Ausgrabungen sich bisher nur auf die Bereiche der freigelegten Stadtmauern im Bereich des hergestellten Rohrgrabens erstreckten, sind laut archäologischer Untersuchung keine nennenswerten Funde zutage getreten, welche gezeigt werden können“, erklärt die Rathaussprecherin. Weitere Maßnahmen seien derzeit nicht geplant.
Eigentlich hätten die Bauarbeiten des Verwaltungsneubaus Anfang dieser Woche fortgesetzt werden sollen. Doch nicht nur die Ausgrabungen der Mauerreste wirken sich auf die Baustelle aus – auch das Wetter. „Aufgrund der seit Jahresbeginn 2021 sehr tiefen Temperaturen und der derzeitigen längerfristigen Wettervorhersage von Schneefall und von maximalen Tiefsttemperaturen bis -20 Grad Celsius am kommenden Wochenende kann die Baustelle derzeit nicht wieder in Betrieb genommen werden“, verdeutlicht Göppel, dass die Baustelle vorerst ruht. Das weitere Vorgehen und der weitere Ablauf der Baustelle würden in enger Absprache mit dem Landratsamt Ravensburg und dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt.