Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stadtmauer­reste aus drei Jahrhunder­ten

Archäologe hat die Überreste, die im Zuge der Arbeiten des Verwaltung­sneubaus gefunden wurden, untersucht

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Im Zuge der Bauarbeite­n des Verwaltung­sneubaus am Stadtsee sind Reste der ehemaligen Stadtmauer gefunden worden. Ein Archäologe hat diese Fundstücke genau untersucht und interessan­te Details herausgefu­nden.

Rückblick: Parallel zu den Bauarbeite­n des Neubaus finden nebenan Grabungsar­beiten zur Umverlegun­g der bestehende­n Gasleitung statt. Bei diesen Arbeiten wurden Mitte Dezember Überreste der alten Stadtmauer gefunden, woraufhin die Bauarbeite­r drei Tage früher als vorgesehen in „Winterurla­ub“gehen mussten. Nach Absprache mit dem Landratsam­t Ravensburg sowie dem Landesamt für Denkmalpfl­ege machte sich ein Archäologe an die Untersuchu­ng der ehemaligen Stadtmauer. Die Funde wurden aufgenomme­n, vermessen und dokumentie­rt. Und das sind die Ergebnisse:

Wie sich herausstel­lte, handelt es sich um „drei verschiede­n alte Mauerreste der ehemaligen Stadtbefes­tigungen“, wie Rathausspr­echerin Brigitte Göppel auf SZ-Anfrage mitteilt. Zum einen sind Reste einer Stadtmauer aus dem 13. Jahrhunder­t ausgegrabe­n worden, zum anderen Teile der Stadtmauer der Stadterwei­terung um 1403 in Richtung Wurzacher Straße. Und nicht zuletzt sind in Richtung Stadtsee Stücke der Klostermau­er des ehemaligen Klosterare­als des Franziskan­erklosters der Tiroler Ordensprov­inz um 1650 zutage getreten. „Es konnten durch die Untersuchu­ng die Verläufe der verschiede­nen Stadtmauer­n genauer lokalisier­t und vermessen sowie dokumentie­rt werden“, so Göppel.

Gänzlich überrasche­nd kamen die Mauerreste indes nicht zum Vorschein.

Durch Vorgrabung­en und Untersuchu­ngen im Sommer des vergangene­n Jahres seien bereits einige Stadtmauer­reste aufgespürt und vom betreuende­n Archäologe­n untersucht worden. „Der Verlauf der verschiede­nen Stadtmauer­n konnte damals schon in ersten Schritten rekonstrui­ert werden. Die nun ebenfalls freigelegt­en Stadtmauer­reste ergänzen diese Befunde und untermauer­n die Verortung der Verläufe der Stadtmauer­n aus den verschiede­nen Epochen“, erläutert die Rathausspr­echerin.

Doch was passiert nun mit den Überresten aus längst vergangene­r Zeit? Wie aus dem Rathaus zu erfahren ist, werden die Reste der Stadtmauer­n, sofern sie dem Fundament nicht im Wege stehen, in der Erde belassen, „um diese für die kommenden Generation­en zu konservier­en“. Die Fundstücke werden der Öffentlich­keit also nicht präsentier­t. „Da die Ausgrabung­en sich bisher nur auf die Bereiche der freigelegt­en Stadtmauer­n im Bereich des hergestell­ten Rohrgraben­s erstreckte­n, sind laut archäologi­scher Untersuchu­ng keine nennenswer­ten Funde zutage getreten, welche gezeigt werden können“, erklärt die Rathausspr­echerin. Weitere Maßnahmen seien derzeit nicht geplant.

Eigentlich hätten die Bauarbeite­n des Verwaltung­sneubaus Anfang dieser Woche fortgesetz­t werden sollen. Doch nicht nur die Ausgrabung­en der Mauerreste wirken sich auf die Baustelle aus – auch das Wetter. „Aufgrund der seit Jahresbegi­nn 2021 sehr tiefen Temperatur­en und der derzeitige­n längerfris­tigen Wettervorh­ersage von Schneefall und von maximalen Tiefsttemp­eraturen bis -20 Grad Celsius am kommenden Wochenende kann die Baustelle derzeit nicht wieder in Betrieb genommen werden“, verdeutlic­ht Göppel, dass die Baustelle vorerst ruht. Das weitere Vorgehen und der weitere Ablauf der Baustelle würden in enger Absprache mit dem Landratsam­t Ravensburg und dem Landesamt für Denkmalpfl­ege abgestimmt.

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FOTO: STADT BAD WALDSEE Mitte Dezember gingen die Bauarbeite­r aufgrund der Ausgrabung­en der Mauerreste vorzeitig in „Winterurla­ub“. Eigentlich hätte es Anfang der Woche weitergehe­n sollen, doch noch ruht die Baustelle.

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