Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein Sieg der Beharrlich­keit

- Von Hendrik Groth

Jetzt soll es also Armin Laschet richten. Überrasche­nd klar hat er die Wahl zum CDU-Bundesvors­itzenden gewonnen. Wahrschein­lich war dieser digitale Parteitag einer der ehrlichste­n in der Geschichte der Republik und aufgrund der Spannung eine Sternstund­e der Demokratie. Laschet wird jetzt bundesweit zeigen müssen, dass er tatsächlic­h das Vertrauen, für das er emotional geworben hat, in pragmatisc­he Politik ummünzen kann.

Und das wird schwierig, wie die Reaktionen auf seinen Sieg zeigten. Er muss auf den konservati­ven Flügel der CDU zugehen und ihn integriere­n. Die Unzufriede­nheit und Enttäuschu­ng dort ist mit Händen zu greifen. Friedrich Merz, die Ikone der Konservati­ven, verweigert weiter die Mitarbeit in der Partei und lehnt anders als Norbert Röttgen einen Posten im Präsidium ab. Merz will sich auch nach seiner zweiten Niederlage binnen kurzer Zeit nicht in die CDU einbringen. Mannschaft­sspieler sehen anders aus.

Wissend, dass er bei Angela Merkel auf Granit beißen wird, brachte er sich als Wirtschaft­sminister ins Spiel. So etwas kann kurzum als alberner Klamauk bezeichnet werden. Einen solchen hat auch Gesundheit­sminister Jens Spahn aufgeführt, als er plötzlich in der Fragerunde der Basis auftauchte und pro Laschet intervenie­rte. Auch wenn er sich tags darauf entschuldi­gte, nach dieser Aktion kann er nun ebenfalls von der Liste der möglichen Kanzlerkan­didaten gestrichen werden.

Von Laschets Geschick hängt ab, wie die Christdemo­kraten das schwierige Wahljahr 2021 überstehen werden. Sollte die Landtagswa­hl in Baden-Württember­g danebengeh­en, dann würde für das Ergebnis gewiss auch er verantwort­lich gemacht. Bitter für Laschet, denn die Südwest-CDU hatte sich in großer Mehrheit hinter Merz versammelt.

Seit Samstag wird diskutiert, wer denn nun der aussichtsr­eichste Kanzlerkan­didat ist. Bayerns Markus Söder gilt gemeinhin als Favorit. Aber die Beharrlich­keit , die Laschet in den vergangene­n Monaten gezeigt hat, belegt, dass das Rennen um den Kandidaten der Union noch offen ist.

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