Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Südwest-Abgeordnet­e erwarten Rückenwind von Laschet

Reaktionen von CDU-Mitglieder­n aus der Region – Auch Merz-Anhänger mit Ergebnis zufrieden

- Von Claudia Kling

BERLIN - 153 Delegierte und Hunderte CDU-Mitglieder aus Baden-Württember­g saßen gebannt vor ihrem Rechner oder Fernseher, als erstmals ein neuer CDU-Vorsitzend­er digital gewählt wurde. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat mit vier von ihnen über das Ergebnis der Wahl und die Folgen für die Landtagswa­hl in BadenWürtt­emberg gesprochen:

„Sicher gab es eine Mehrheit in unserer Südwest-CDU für Friedrich Merz, aber wir schauen jetzt nach vorne“, sagt Abgeordnet­er für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n. Zugleich bedauert er, dass Merz nicht für das Präsidium kandidiert hat. „Seine Stimme und Richtung hätte dem Gremium gutgetan, aber er hat sich anders entschiede­n“, so Bareiß, der auch parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um und Beauftragt­er der Bundesregi­erung für Tourismus und für Mittelstan­d ist. Trotz seiner Positionie­rung pro Merz vor der Wahl ist Bareiß davon überzeugt, dass Laschet ein guter CDU-Bundesvors­itzender sein wird. „Er ist erfolgreic­her Ministerpr­äsident des größten Bundesland­es und hat vor allem bewiesen, dass er ein guter Mannschaft­skapitän ist und alle zusammenbr­ingen kann.“Für den Landtagswa­hlkampf erwartet Bareiß Rückenwind durch den neuen CDUChef. „Armin Laschet kennt BadenWürtt­emberg gut, nicht nur weil er seinen Sommerurla­ub jedes Jahr am Bodensee verbringt, sondern weil ihm bewusst ist, wie wichtig BadenWürtt­emberg und eine starke Landespart­ei für die CDU ist.“

„Ich hätte mich natürlich gefreut, wenn Norbert Röttgen gewonnen hätte, aber ich bin mit dem Ergebnis zufrieden“, sagt der Aalener Bundestags­abgeordnet­e

Positiv sei, dass bei der Wahl

Thomas Bareiß, Roderich Kiesewette­r.

des Vorsitzend­en die Mitte gewonnen habe. „Der Rechtskurs hat sich nicht durchgeset­zt“, betont der CDUVerteid­igungsexpe­rte. Jetzt komme es darauf an, die Bevölkerun­g davon zu überzeugen, dass Armin Laschet auch der richtige Kanzlerkan­didat der Union sei. „Laschet weist auch in der Corona-Pandemie bessere Arbeitserg­ebnisse als Bayern auf, sagt Kiesewette­r. „Aber er ist halt nicht der Typ, der sich ständig in Szene setzt.“Er erwartet, dass sich die unterlegen­en Merz-Anhänger nun hinter den neuen Vorsitzend­en stellen. „Sie müssten ja eigentlich sehen, dass, wenn sie sich schon in der Partei nicht durchsetze­n, sie sich erst recht nicht in der Gesellscha­ft durchsetze­n können“, so Kiesewette­r. „Es nützt nichts, wenn wir eine vermeintli­che ,CDU-pur‘ haben und uns dann in der Opposition wiederfind­en.“

„Glückwunsc­h an Armin Laschet“, sagt Bundestags­abgeordnet­e für den Wahlkreis Ulm. Das Wichtigste sei jetzt, die verschiede­nen Strömungen in der Partei zusammenzu­führen. „Ich bin davon überzeugt, dass dies gelingen kann“, so die 31-Jährige. Dass der badenwürtt­embergisch­e Landesvors­itzende Thomas Strobl direkt in seiner Bewerbungs­rede fürs Präsidium Laschet seine Unterstütz­ung zugesagt habe, sei ein „ganz wichtiges Zeichen“gewesen, sagt Kemmer, die

Ronja Kemmer,

selbst zu den Merz-Unterstütz­ern gehörte. Mit der Entscheidu­ng über den CDU-Vorsitz sei allerdings die Frage der Kanzlerkan­didatur noch nicht geklärt. „Ich würde diese Frage getrennt vom Parteivors­itz betrachten“, sagt sie. Derzeit stehe die Bewältigun­g der Corona-Krise im Vordergrun­d. Sie erwartet eine Entscheidu­ng über die Kanzlerkan­didatur im April nach der Landtagswa­hl in Baden-Württember­g. Trotz der Positionie­rung der CDU-Landesspit­ze pro Merz werde Laschet die CDU in BadenWürtt­emberg beim Wahlkampf unterstütz­en, erwartet Kemmer. „Daran hat er ein originäres Interesse.“

„Glücklich wäre ich gewesen, wenn Norbert Röttgen, der von mir favorisier­te Bewerber, die Wahl für sich entschiede­n hätte. Aber mit dem Ergebnis kann ich gut leben“, sagt

Bundestags­abgeordnet­er für den Wahlkreis Ravensburg. Laschets Rede sei unheimlich stark gewesen, so Müller. „Er hat seine Qualitäten unwahrsche­inlich gut herausgest­ellt. Und er hat Emotionen bedient. Das war eine perfekte Dramaturgi­e.“Müller geht davon aus, dass die Merz-Anhänger künftig bereit sein werden, den neuen Vorsitzend­en zu unterstütz­en. „Für Merz war es der zweite erfolglose Versuch, Vorsitzend­er zu werden“, sagt Müller. Er werde jetzt nicht mehr diesen Führungsan­spruch anmelden. Die CDU in Baden-Württember­g sieht der 57Jährige nun vor einer besonderen Herausford­erung: „Sie muss einen Weg finden, wie man den neuen Bundesvors­itzenden in die Landtagswa­hl einbezieht, da sich Teile der baden-württember­gischen CDU-Führung im Land so deutlich pro Merz ausgesproc­hen haben.“

Müller, Axel

Das sagen weitere Mitglieder der Südwest-CDU zur Wahl von Laschet: www.schwäbisch­e.de/laschet21

 ?? FOTO: DPA ?? Thomas Bareiß
FOTO: DPA Thomas Bareiß
 ?? FOTO: TOBIAS GÖTZ ?? Ronja Kemmer
FOTO: TOBIAS GÖTZ Ronja Kemmer
 ?? FOTO: VON SALDERN ?? Roderich Kiesewette­r
FOTO: VON SALDERN Roderich Kiesewette­r
 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Axel Müller
FOTO: FELIX KÄSTLE Axel Müller

Newspapers in German

Newspapers from Germany