Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mehr Geld, weniger Hürden

Altmaier will Corona-Hilfen für Unternehme­n offenbar radikal vereinfach­en – Laut Medienberi­cht soll nur noch ein Kriterium maßgeblich sein

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HAMBURG (AFP) - Angesichts von Antrags- und Auszahlung­sschwierig­keiten bei den Corona-Hilfen für Unternehme­n plant Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) laut einem Medienberi­cht eine deutliche Vereinfach­ung der Anträge sowie eine kräftige Erhöhung der Hilfen.

Demnach soll für den Erhalt der Überbrücku­ngshilfen III künftig nur noch ein Kriterium gelten, berichtete das Magazin „Der Spiegel“am Samstagabe­nd. Sie müssten wegen der Corona-Pandemie im antragsber­echtigten Monat einen Umsatzrück­gang von mindestens 30 Prozent erlitten haben.

Die monatliche­n Hilfssumme­n sollen dem Bericht zufolge angehoben werden: Betriebe, die unmittelba­r von Schließung­en betroffen sind, sollten bis zu 1,5 Millionen Euro vom Bund bekommen, statt derzeit maximal 500 000 Euro. Alle anderen Betriebe könnten bis zu eine Million erhalten, schreibt der „Spiegel“. Bislang ist dieser Betrag bei 200 000 Euro gedeckelt.

Zudem plant Altmaier dem Bericht zufolge, künftig auch größere Unternehme­n in die Hilfen einzubezie­hen: Statt bei 500 Millionen Euro Jahresumsa­tz soll die Obergrenze künftig bei 750 Millionen Euro liegen. „Das ist eine deutliche Verbesseru­ng

nach oben“, heißt es dem Bericht zufolge aus dem Bundeswirt­schaftsmin­isterium.

Obendrein solle eine weitere Forderung des Einzelhand­els erfüllt werden: Altmaier plane, Unternehme­n die Möglichkei­t sogenannte­r Teilwertab­schreibung­en einzuräume­n. Wenn etwa ein Modegeschä­ft die Winterware nicht verkaufen kann, weil es schließen musste, soll es den Verlust künftig zu 100 Prozent von den Fixkosten seines Betriebs abschreibe­n können.

Die SPD hatte sich bislang dagegen gewehrt und dabei auf Betrugsmög­lichkeiten verwiesen. Der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der Partei,

Bernd Westphal, signalisie­rt aber nun Zustimmung. „Wir haben enorme Hilfsprogr­amme am Start, die auch ihre Wirkung entfalten“, sagte Westphal dem „Spiegel“. In einigen Branchen wie dem Handel müsse aber „nachjustie­rt“werden. „Der Non-Food-Handel sollte die Möglichkei­t haben, unverkäufl­iche Saisonware als Teilwertab­schreibung bei den Fixkosten erstattet zu bekommen“, wurde der SPD-Politiker zitiert.

Die neugestalt­eten Überbrücku­ngshilfen III sollen rückwirken­d ab vergangene­m November bis zum Juni dieses Jahres laufen. Für Unternehme­n, die die Bedingunge­n für

November- und Dezemberhi­lfen erfüllen, sollen diese weiterhin ausgezahlt werden. Laut dem Bericht ist Altmaiers Vorstoß bislang nicht mit dem Bundesfina­nzminister­ium von SPD-Politiker und Vizekanzle­r Olaf Scholz abgestimmt. Zudem müssten die Anhebung der Hilfszahlu­ngen sowie die höheren Obergrenze­n für die Unternehme­nsgröße von der EU-Kommission genehmigt werden.

Die Corona-Hilfen für Betriebe werden nicht nur von der Opposition, sondern auch von diversen Wirtschaft­sverbänden als zu komplizier­t und bürokratis­ch kritisiert. Dadurch verzögere sich die Auszahlung.

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