Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Schneelast-Gefahr auf Häusern, Idylle in der Natur
Feuerwehr warnt: Dächer können einstürzen – Winter regt zum Sport an – Kaum Verkehrsunfälle im Kreis Ravensburg
BAD WALDSEE/KREIS RAVENSBURG (sz/kik/len/dhe) - In der Nacht auf Sonntag hat es in der Region erneut stark geschneit und auch am Sonntag fielen noch etliche Schneeflocken vom Himmel. Viele Menschen haben die weiße Pracht für Winterspaziergänge oder Schneesport genutzt, auch rund um Bad Waldsee und Aulendorf. Auf den Straßen im Kreis Ravensburg blieb es indes weitestgehend ruhig. Derweil warnen die Feuerwehren im Landkreis: Schneelast kann Dächer zum Einsturz bringen.
Nur wenige Zwischenfälle habe es auf den Straßen im Kreis zunächst gegeben, teilte die Polizei mit. Einzelne Fahrzeuge seien steckengeblieben. Auch durch Schneebruch, also abgebrochene Äste, sei es vereinzelt zu Behinderungen gekommen. Für die Wetterverhältnisse sei die Lage aber relativ entspannt, was auch daran liege, so die Polizei, dass viele Landkreisbewohner das Auto einfach stehen ließen.
Am späten Nachmittag kam es zu einem schweren Unfall auf der A 96 bei Kißlegg in Fahrtrichtung Lindau. Die A 96 war zunächst auf Höhe der Unfallstelle total gesperrt.
Leicht verletzt wurde bei einem schneebedingten Unfall in den vergangenen Tagen eine 27-jährige Autofahrerin, die mit einem Traktor zusammengestoßen war, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Die Frau wurde bei dem Unfall bei Magenhaus leicht verletzt. Zu dem Unfall kam es, als ein 35-jähriger Fahrer eines Traktors mit Schneeräumschild von Untermöllenbronn an die Einmündung zur Landstraße heranfuhr und aufgrund der Schneeglätte in die Vorfahrtstraße hineinrutschte. Dort prallte die heranfahrende 27-Jährige mit ihrem Peugeot gegen das Schneeräumschild des Traktors. Das Auto musste von einem Abschleppdienst abtransportiert werden. Die leichten Verletzungen der Frau wurden der Polizei erst nachträglich bekannt, wie es in der Pressemitteilung heißt. Es entstand Sachschaden in Höhe von rund 7000 Euro.
Die Feuerwehren warnen derweil davor, dass die Last von Schnee Dächer beschädigen oder sogar einstürzen lassen kann. Darauf weisen die Feuerwehren im Landkreis Ravensburg in einer aktuellen Pressemitteilung hin. „Die Schneelast auf Dächern ist enorm, je nach Menge und abhängig von der Witterung kann sich eine zunächst unscheinbare Schneedecke in eine tonnenschwere Belastung wandeln.“An privaten Gebäuden sind die Eigentümer für die Situation verantwortlich und sollten laut Pressemitteilung im akuten Gefahrenfall Experten hinzuziehen.
Die „Fachberater-Bau“der Feuerwehr raten in der Pressemitteilung, rechtzeitig Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und Dachkonstruktionen bereits vor Beginn der Wintersaison von Experten auf Mängel oder eventuelle Beschädigungen prüfen zu lassen. Sobald eine Dachkonstruktion durch Feuchtigkeit, Materialermüdung oder durch zusätzliche Aufbauten schon vorab beeinträchtigt ist, könne sie unter Umständen nicht mehr die volle vorgesehene Schneelast tragen.
„Zur Begutachtung sind Unternehmen des Baugewerbes oder auch Statiker die richtigen Ansprechpartner. Informationen und Kontaktdaten können unter anderem bei der Kreishandwerkerschaft erfragt werden“, so die Feuerwehr. Nur bei akuter Gefahr für Leib und Leben dürfen
Feuerwehr und Technisches Hilfswerk Dächer von Privathäusern von gefährlicher Schneelast befreien. Ob eine solche akute Gefahr tatsächlich vorliegt, entscheidet der Einsatzleiter der jeweiligen Feuerwehr, das örtliche Rathaus oder die Polizei.
Bei einer Beratung – ob im Vorfeld oder im Akutfall – sollten Eigentümer statische Berechnung ihres Gebäudes griffbereit haben, damit die Fachberater rasch die wichtigsten Informationen zur Statik des Daches erfahren und dann abschätzen können, wie kritisch die aktuelle Situation wirklich ist und welche weiteren Maßnahmen zu veranlassen sind.
Angefordert werden können solche Mess- und Beurteilungstrupps im akuten Gefährdungsfall über die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle Bodensee-Oberschwaben, so Kreisbrandmeister Oliver Surbeck laut Pressemitteilung.
In der Regel übernimmt die Feuerwehr nur die Räumung von Dächern der öffentlichen Infrastruktur. Dazu zählten etwa Rettungswachen, Bauhöfe, Straßenmeistereien und Feuerwehrhäusern oder Krankenhäuser, Altenpflegeheime, Schulen und Kindergärten.
Die Höhe des Schnees sagt laut Feuerwehr nicht unbedingt etwas über das Gewicht aus. So könnten sich auf einem Dach verschiedene Schneeschichten mit unterschiedlicher Dichte bis hin zum Eis bilden. Wechseln sich Frost- und Tauperioden ab, können demnach kritische Überlasten entstehen. Gebäude mit Flachdächern oder nur leicht geneigten Dächern seien dann besonders gefährdet. Zusätzliche Aufbauten wie zum Beispiel Photovoltaikanlagen auf solchen Dächern können das
Problem noch verschärfen, wie es weiter heißt.
Problematisch seien auch die sogenannten Sheddächer, die man von Fabrikhallen kenne und von der Seite betrachtet aussähen wie Sägezähne. „Fallen große Schneemassen, rutschen diese nach unten und sammeln sich wie in einem Trichter, was die Schneelast enorm erhöhen kann. Bei Spitzdächern von Privathäusern dagegen besteht eher die Möglichkeit, dass sich Schneemassen mit der Zeit lösen und unkontrolliert vom Dach rutschen“, so die Feuerwehr.
Mit Schneemassen haben auch die Winterdienste der städtischen Baubetriebshöfe die vergangenen Tage reichlich zu tun gehabt. Auch für alle Hausbesitzer wurde das Schneeschaufeln angesichts der anhaltenden Schneefälle zur sportlichen Herausforderung.
Die angenehmen Seiten der weißen Pracht konnten jedoch ebenfalls ausgiebig genossen werden – sei es beim Langlaufen, Rodeln, Winterwandern, Schneemann- und Iglubauen oder bei Schneeballschlachten. Vernünftig im Sinne des Infektionsschutzes haben sich die Waldseer im weitläufigen Schneefreizeitgebiet Hopfenweiler verhalten. Am Samstagnachmittag hat es keine besonderen Probleme oder Massenansammlungen gegeben. Der Parkplatz war zwar voll, die Leute waren aber fast ausschließlich allein oder paarweise unterwegs – sowohl Langläufer und einige Spaziergänger, wie die „Schwäbische Zeitung“vor Ort beobachten konnte.
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