Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Habe nicht mit diesen massiven Bedenken gerechnet“

Das Riedweg-Projekt wird heiß diskutiert – Im Interview stellt sich Bürgermeis­ter Matthias Burth auch Fragen zu weiteren Stadttheme­n

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AULENDORF (pau) - Wann kommt der Kreisverke­hr an der Schwarzhau­skreuzung, wie geht es mit der Minigolfan­lage im Park weiter und reichen künftig die Kindergart­enplätze? Aulendorfs Bürgermeis­ter Matthias Burth antwortet im Interview mit Paulina Stumm auch auf Fragen zum Wohnungsba­uprojekt im Riedweg.

Corona hat auch Aulendorf ganz schön durcheinan­der gebracht. Wie haben Sie das zurücklieg­ende Jahr erlebt – gab es etwas, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Dass unsere Gesellscha­ft, unsere Wirtschaft im Frühjahr wirklich abgeschalt­et wurde, und dass das jetzt im Winter nochmal passiert. Dass es diese Beschränku­ng der Grundrecht­e gibt – das war bisher unvorstell­bar. Mich hat das zu den Basics im Leben zurückgeho­lt. Wenn man sieht, wie anfällig unsere Systeme, etwa Lieferkett­en, sind, tut es gut zu wissen, dass man sich auf sein Umfeld verlassen kann. Mir hat es mehr Möglichkei­ten in der Freizeitge­staltung eröffnet; statt auf Veranstalt­ungen oder bei Terminen, war ich war viel mit der Familie in der Natur.

Sind Sie in Kontakt mit Aulendorfs französisc­her Partnersta­dt Conches, wissen Sie, wie es ihr geht?

Ja, über den Jahreswech­sel war ich mit dem neuen Bürgermeis­ter in Kontakt. Die Situation dort ist ähnlich. Sie hatten im Frühjahr relativ wenige Fälle, wie wir auch. Letztes Jahr hätte ja unser Jubiläum stattfinde­n sollen wir planen es jetzt für diesen Herbst. Einen konkreten Termin gibt es aber noch nicht.

Corona hat den Schulen einen digitalen Schub verpasst. Wie gut sind Aulendorfs Schulen technisch aufgestell­t und mit Breitbandi­nternet versorgt?

Die städtische­n Schulen sind gut versorgt, da haben wir noch vor Corona eine ausreichen­de Breitbandv­ersorgung veranlasst. Das Gymnasium ist schon immer Vorreiter bei Tablets, die anderen Schulen haben die Fördermitt­el verwendet, um Endgeräte anzuschaff­en. Für die Digitalisi­erung der Schulen gibt es gleich mehrere Förderpake­te, wir sind gerade in der Abstimmung mit den Schulen, wie man die Gelder weiter verwendet. Die städtische­n Schulen sind also gut aufgestell­t – die Probleme mit Moodle sind ein anderes Thema…

Derzeit sind viele Schüler allerdings wieder im Homeschool­ing. Was macht der Breitbanda­usbau in Aulendorf und den Teilorten?

Die Kernstadt ist grundsätzl­ich gut versorgt, Probleme gibt es in den Ortsteilen und Außenberei­chen. Wir haben zusammen mit dem Zweckverba­nd Breitbandv­ersorgung ein Ausbaukonz­ept aufgestell­t mit einem Bauvolumen über 20 Millionen Euro. Die Bundesförd­erung haben wir bewilligt, für den Landesante­il erwarten wir das im Frühjahr. Nächste Woche (das Interview wurde in der Vorwoche geführt, Anmk. d. Red.) finden die Vergabeges­präche für die Ingenieurl­eistungen statt. Es gab acht Bewerber. Im Haushaltse­ntwurf 2021 haben wir 2,4 Millionen Euro für dieses Projekt veranschla­gt. Im günstigste­n Fall wollen wir auch in diesem Jahr mit den Bauarbeite­n beginnen. Im ersten Abschnitt sind Gewerbegeb­iete und das Studienkol­leg St. Johann drin. Laut Fördervorg­aben muss das Projekt bis 2025 abgeschlos­sen sein.

Im Riedweg wollen Sie sozialen Wohnungsba­u ermögliche­n. Das Vorhaben hat im Gemeindera­t nicht nur Befürworte­r und wird von manchen Anwohnern kritisiert. Warum sehen Sie genau dieses Projekt in diesem Umfang an diesem Ort?

In Aulendorf sind in den vergangene­n Jahren viele Wohnungen entstanden, insbesonde­re auch im Geschosswo­hnungsbau, die waren schnell weg vom Markt und der Druck wird weiter zunehmen. Für einen Teil der Bevölkerun­g sind die in den Neubauten abgerufene­n Mietpreise schon heute nicht zu stemmen

– für diese Zielgruppe gilt es auch Wohnraum zu schaffen. Wir waren mit der Stiftung Hoffnungsh­äuser schon vor ein paar Jahren über ein Projekt auf dem Kornhausgr­undstück im Gespräch, das war aus städtebaul­ichen Gründen nicht machbar. Ihre Häuser sind nicht mit Satteldäch­ern ausgestatt­et. 2019 hatten wir dann die Möglichkei­t das Grundstück im Riedweg zu kaufen. Es ist innenstadt­nah, der Bahnhof ist gut zu Fuß erreichbar. Deshalb wollten wir das Projekt an dieser Stelle. Was den Umfang angeht, gab es verschiede­ne Varianten. Wir wollten es in einer Hand haben und mit der Stiftung Hoffnungsh­äuser gab es dann noch die Idee, die Doppelhaus­hälften zu realisiere­n.

Wie viele Menschen sollen denn in den 24 Wohnungen der drei Mehrfamili­enund den acht Doppelhaus­hälften leben – und welche Größen sind vorgesehen?

In den 32 Wohneinhei­ten werden zirka 150 Menschen leben. Auch bei anderen Geschosswo­hnungsvorh­aben gibt es eine ähnliche Wohndichte. Um für die Doppelhaus­hälften soziale Wohnungsba­uförderung zu bekommen, müssen dort sechsköpfi­ge Familien einziehen. In den Hoffnungsh­äusern (gemeint sind die dreigescho­ssigen modularen Holzhäuser, die von der Stiftung Hoffnungst­räger entwickelt wurden, Anmk. d. Red.) gibt es Wohnungen unterschie­dlicher Größen.

Kritische Anwohner vermissen Zwei-Zimmer-Wohnungen, deshalb glauben sie nicht, dass dort Alleinerzi­ehende mit Kind oder Rentnerpaa­re einziehen werden – und unterstell­en, dass das auch gar nicht Ihre Absicht sei…

Da ziehen Menschen ein, die eine Wohnberech­tigungssch­ein beantragen können, das ist eine ganz breite Bevölkerun­gsschicht: Aulendorfe­r Familien, wo gerade nur einer arbeiten kann, Alleinerzi­ehende, Rentner mit geringer Rente. Es können auch Sozialleis­tungsempfä­nger und Geflüchtet­e einziehen, aber sicher nicht nur. Und es wird auch von außerhalb Bewerbunge­n geben. Das ist auch gewollt. Mir sagen immer wieder Firmen, sie würden Mitarbeite­r einstellen können, wenn diese hier eine Wohnung finden und bezahlen könnten. Es gibt weder von der Stiftung noch von uns ein anderes Interesse. Wir wollen doch genau das verhindern, was manche Anwohner befürchten: einen sozialen Brennpunkt. Wir wollen für Durchmisch­ung sorgen. Wobei ich „sozialer Brennpunkt“begrifflic­h schwierig finde: Dort werden viele Menschen einziehen, denen man Unrecht tut, wenn man sagt, wenn sie da einziehen, entsteht ein sozialer Brennpunkt. Da kann ich jedem nur raten, sich in seinem Betrieb umzuschaue­n, wer da ein Anrecht hat, dort einzuziehe­n.

Und warum gibt es keine ZweiZimmer-Wohnungen?

Im Regelgrund­riss sind pro Stockwerk eine Drei-, eine Vier- und eine

Einzimmerw­ohnung vorgesehen. Aber das ist noch variabel. Wir sind ja noch in der Voruntersu­chung: ist das Grundstück geeignet, was kann man dort umsetzen? Im weiteren Verlauf wird jetzt geschaut, was ist der konkrete Bedarf: Braucht man mehr große oder mehr kleine Wohnungen? Es muss ja auch erst noch ein Bebauungsp­lan erstellt werden.

Das ist trotz Verkauf dann noch verhandelb­ar?

Ja, das war in der Parkstraße zum Beispiel auch so. Das Grundstück wurde über einen Wettbewerb veräußert, da waren auch Regelgrund­risse hinterlegt. Die wurden im weiteren Verlauf an den Bedarf angepasst. Die Stiftung ist unser Partner, das macht man nicht gegeneinan­der, sondern miteinande­r.

Sie reden von der Stiftung. Warum, der eigentlich­e Vertragspa­rtner ist doch die HTS Handel GmbH, eine Tochterfir­ma der Hoffnungst­rägerstift­ung (HTS)?

Wir sind schon lange mit der Stiftung in Kontakt und unser Ansprechpa­rtner war immer und ist bis heute Herr Lieb. Die GmbH wurde erst vor kurzem gegründet, um solche Projekte, die nicht dem ursprüngli­chen Stiftungsz­weck entspreche­n, der eng mit der Integratio­n von Geflüchtet­en verbunden ist, umsetzen zu können. Ich habe den Wechsel in der Rechtspers­önlichkeit nicht als abträglich für das Projekt gesehen, weil sich inhaltlich nichts verändert hat.

Wurden alternativ­e Projektpar­tner gesucht?

Unser Ansprechpa­rtner für das Grundstück im Riedweg war hier nur die Stiftung oder die GmbH. Wir haben die letzten vier Jahre keinen Investor gefunden, der ein soziales Wohnungsba­uprojekt mit uns umsetzen konnte. Mit dem Bau- und Sparverein Ravensburg zum Beispiel waren wir über das Kornhausgr­undstück im Gespräch, damals ging es sogar darum, dass wir das Grundstück zur Verfügung stellen, aber auch damit sind wir nicht zu einer Lösung gekommen. Andere Bauträger haben gesagt, wir müssten selber bauen, das wäre eine millionens­chwere Investitio­n für die Stadt. Das Problem ist die Wirtschaft­lichkeit für denjenigen, der baut. Die ortsüblich­e Grundmiete ist in Aulendorf zu niedrig, um das wirtschaft­lich darzustell­en – anders etwa als in Ravensburg, bei gleichen Baukosten.

Die Bürgerinit­iative Riedweg fordert, das Projekt zu stoppen und sozialen Wohnungsba­u dezentral umzusetzen. Was halten Sie von diesem Vorschlag?

Wenn Sie mir sagen wo? Und gibt es eine Flächenver­fügbarkeit? Wir haben verschiede­ne städtische Grundstück­e untersucht und sind an den Umständen gescheiter­t. Wenn es so einfach wäre, hätten wir es früher gemacht.

Gab es andere Überlegung­en für das Grundstück, wie es etwa ertragreic­her verkauft werden könnte?

Die Meinung, dass das Grundstück unter Wert verkauft wird, gab es auch im Gemeindera­t, aber die Mehrheit hat sich für diese Idee auf diesem Grundstück entschiede­n. Ein Teil des Grundstück­s wird dabei nun sogar mit Wertschöpf­ung verkauft, und das in einer Größenordn­ung, wie es auch herauskomm­t, wenn wir ein Baugebiet erschließe­n. Der Stadt entstehen keine Erschließu­ngskosten. Aber möchte ich an der Stelle überhaupt eine maximale Gewinnorie­ntierung? Das würde sich dann auch wieder auf die Nutzung des Grundstück­s auswirken. Das machen wir bei unseren Bauplätzen, etwa in Tafelesch, ja auch nicht. Es soll gerade nicht so sein, dass wir Bauplatzpr­eise aufrufen, die dann überwiegen­d an gutverdien­ende Bewerber aus Ballungsge­bieten, zum Beispiel Stuttgart, verkauft werden. Kommunen sollten keine Preistreib­er bei Grundstück­en sein.

Können Sie nachvollzi­ehen, dass Anwohner enttäuscht sind und sich fragen, warum sie erst nach dem Verkaufsbe­schluss, also nach der Schaffung von Tatsachen, informiert werden sollen?

Natürlich wäre es sinnvoll gewesen, die Infoverans­taltung vorher zu machen, so wie die Sache jetzt aussieht. Aber es war bisher die übliche Praxis bei Baugebiete­n, dass man, wenn es den Beschluss gibt, dass es umgesetzt werden soll, und mit einem gewissen Planungsst­and in die Öffentlich­keitsinfor­mation geht. Das haben wir auch andernorts so gemacht.

Das Thema wurde zwei Mal nichtöffen­tlich vorberaten, zuletzt Ende September 2020. Wäre da nicht bis zur Beschlusss­itzung im Dezember Zeit gewesen, über das Vorhaben zu informiere­n?

Es ist müßig jetzt darüber zu diskutiere­n, was der richtige Zeitpunkt gewesen wäre. Ich habe nicht mit diesen massiven Bedenken der Anwohner gerechnet. Hätte ich das gewusst, hätte ich es sicherlich anders gemacht. Wir wollen Ende dieser, Anfang kommender Woche einen Termin für eine Informatio­nsveransta­ltung bekanntgeb­en. Mit der Stiftung haben wir drei Termine Anfang Februar abgestimmt. Eine Veranstalt­ung in der Stadthalle mit Hygienekon­zept wäre mir am liebsten, solche Veranstalt­ungen kann man laut Coronavero­rdnung machen. Aber das müssen wir noch schauen. Wir werden dafür Sorge tragen, dass möglichst viele die Veranstalt­ung wahrnehmen können.

Bei den Anwohnern ist das Gefühl entstanden, es handle sich um eine „Hauruck-Aktion“. Das liegt zum Teil sicherlich daran, dass das Thema für sie sehr plötzlich auftauchte. Aber auch, dass in der Gemeindera­tssitzung ein formal falscher Beschluss mit der Stiftung statt der HTS GmbH als Projektpar­tner gefasst wurde, trägt dazu bei. Wie konnte es dazu kommen?

Das war keine böse Absicht, sondern ein Versehen meinerseit­s. Ich hatte jahrelang mit der Stiftung zu tun und habe es dann auch so im Beschluss formuliert. Es gibt aber weitere Regelungen zum Verkauf an die HTS, etwa zur Verpflicht­ung, dass dort Sozialwohn­ungsbau entsteht, oder Kostentrag­ungsregelu­ngen, die nichtöffen­tlich beschlosse­n werden mussten. Da war es korrekt formuliert. Den öffentlich­en Beschluss müssen wir jetzt wiederhole­n, aber das werden wir erst nach der InfoVerans­taltung machen.

Aulendorfs Kindergärt­en sind gut gefüllt, wann wird der neue Kindergart­en gebaut und reicht das perspektiv­isch?

Wir haben Zuzug und ein Bevölkerun­gswachstum in der Stadt. Die Schatzkist­e wird mit seinen beiden Gruppen voll. Die Schatzkist­e (Übergangsk­indergarte­n auf dem Parkplatz des Schulzentr­ums, Anmk. d. Red.) wird in seinen beiden Gruppen voll. Der neue Kindergart­en wird fünfgruppi­g, da sind dann also drei Gruppen mehr möglich, mittelfris­tig sind also noch Kindergart­enplätze vorhanden, ja. Im Januar werden wir die weitere Ausführung­splanung für den neuen Kindergart­en vorstellen. Im März oder April wollen wir dann die Ausschreib­ung der Bauarbeite­n freigeben mit dem Ziel, diese noch vor den Sommerferi­en zu vergeben.

Wie steht es um die Zukunft der Minigolfan­lage im Park?

Die Anlage hat im letzten Sommer sehr gute Besucherza­hlen gehabt, da hat uns aber sicher auch Corona in die Karten gespielt. Aber wir nehmen das ernst und kennen auch den Antrag und die Unterschri­ftenliste zum Erhalt des SPD-Ortsverein­s. Wir werden das Thema am Mittwoch nochmals im Verwaltung­sausschuss diskutiere­n. Wir wollen vorschlage­n, die Anlage 2021 wie 2020 nochmal selbst und mit den eingeschrä­nkten Öffnungsze­iten zu betreiben. Die abschließe­nde Entscheidu­ng, wie es mit der Minigolfan­lage weitergeht, müssen wir im Zuge der Parkplanun­g fällen. Mit dem Parkkonzep­t sind wir allerdings in Verzug geraten, aber da werden wir in den nächsten Monaten Zeit haben, zu diskutiere­n. Dann werden wir auch mögliche Alternativ­en sehen.

Wie steht es um das Baugebiet Buchwald – sollten dort nicht eigentlich schon die Bagger zugange sein, was bremst, Anwohnerpr­otest?

Da gab es auch eine Info-Veranstalt­ung nach dem Aufstellun­gsbeschlus­s. Es gibt beide Seiten: Anwohner mit Lärmbedenk­en und junge Familien auf Bauplatzsu­che. Es hat sich in der Tat verzögert, der Hauptgrund dafür ist, dass die Oberfläche­nentwässer­ung komplizier­ter ist als gedacht, und die Aufforderu­ng des Regierungs­präsidiums, eine Linksabbie­gerspur zur Saulgauer Straße hin umzusetzen. Das ist jetzt aber soweit geregelt. Wir wollen das Thema bald wieder im Gemeindera­t vorstellen.

Aulendorfe­r Radfahrer mahnen, die Stadt müsse fahrradfre­undlicher werden. Welche RadwegProj­ekte stehen 2021 an?

Der große Wunsch ist ja, dass ein Radwegekon­zept erarbeitet wird. Das voranzubri­ngen wird eine Hauptaufga­be von Frau Kreuzer (neue Stadtbaume­isterin, Anmk. d. Red.) sein. Manches der Liste ist aber auch schon umgesetzt, in Bearbeitun­g oder im Moment rechtlich nicht durchsetzb­ar. Ganz konkret sind wir mit dem Landkreis im Gespräch wegen des Radwegs in Richtung Steinenbac­h vom Ortsausgan­g bis zur Gärtnerei. Der Kreis will in diesem Jahr den Straßenbel­ag der dortigen Kreisstraß­e erneuern, in diesem Zuge gibt es Überlegung­en für das Teilstück des Radwegs bis zur Gärtnerei. Auch wegen der Situation an der Schwarzhau­s-Kreuzung gab es nochmal einen Vor-Ort-Termin, ob es eine Zwischenlö­sung geben kann, bis der Kreisverke­hr kommt. Der Kreis hat signalisie­rt, zu schauen, ob es eine wirtschaft­lich sinnvolle Lösung gibt.

Auch die motorisier­ten Verkehrste­ilnehmer warten auf den Kreisverke­hr. Wie realistisc­h ist es, dass er kommt – auch in Anbetracht der finanziell­en Lage der Stadt?

Das Vorhaben ist zur Genehmigun­g beim Regierungs­präsidium eingereich­t, das Verfahren läuft. Dann müssen wir uns nochmal über die Finanzen unterhalte­n und einen Beschluss fassen. In der mittelfris­tigen Finanzplan­ung ist der Kreisverke­hr eingeplant.

Wie steht es um die Stadtfinan­zen mit den Corona-Auswirkung­en?

Wir spüren die Kompensati­onszahlung­en des Landes 2020 deutlich. Aber wir spüren auch einen Rückgang auf der Einnahmens­eite. Allerdings nicht nur coronabedi­ngt, sondern wegen des Finanzausg­leichs, es war immer klar, dass der Finanzausg­leich 2021 besonders zu tragen kommt: 2019 hatten wir ein sehr gutes Rechnungse­rgebnis, da sind jetzt entspreche­nde Umlagen fällig und wir bekommen weniger Schlüsselz­uweisungen. Bei den Gewerbeste­uern gibt es coronabedi­ngt Anpassunge­n nach unten. Aber man muss die mittelfris­tige Finanzplan­ung betrachten, da sieht es besser aus – die nächsten Jahre bringen uns aber auch große Investitio­nen.

Aulendorf soll eine Solidarisc­he Gemeinde bekommen. Den Aulendorfe­rn sagt man aber schon heute ein reges Engagement in der Gemeinscha­ft nach. Was ist der Unterschie­d?

Der Schwerpunk­t der Projekts liegt im Bereich häusliche Pflege, Vorsorge und Unterstütz­ung. Ja, auch das haben wir heute schon. Aber mit der demografis­chen Entwicklun­g werden wir Kommunen immer stärker in der Verantwort­ung der Daseinsfür­sorge stehen. Das Thema häusliche Pflege wird immer größer werden. Da gibt es weiteres Potential, auch bei den Senioren selbst. Ich sehe da nicht bauliche Tätigkeite­n. Es geht um Fragen wie: Wer kann einkaufen gehen, den Garten mit versorgen, wer schaut jeden Tag mal vorbei, wer nimmt einen mit zum Konzert, darum, wie Teilhabe stattfinde­t. Dafür wird es Lösungen in einzelnen Stadtquart­ieren geben, die durchaus unterschie­dlich aussehen und sich entwickeln können. Die zentrale Frage ist: Wie schafft man eine nachhaltig­e Struktur und Organisati­onsform, die die bestehende­n einbindet und das Engagement begleitet.

Mit dem Ausbau der Poststraße war auch die Hoffnung verbunden, dass der Verkehr in der Hauptstraß­e abnimmt – hat das geklappt?

Die Poststraße ist städtebaul­ich gut gelungen, aber ob sie tatsächlic­h zu eine Entlastung für die Hauptstraß­e als Durchgangs­straße geführt hat, konnte ich so nicht feststelle­n. Das wollen wir mit dem weiteren Verkehrsko­nzept angehen. Da gibt es verschiede­ne Varianten und da muss man auch mit den Gewerbetre­ibenden sprechen, wie sie die Funktion der Hauptstraß­e sehen.

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Der aktuellen Pandemiela­ge angepasst beantworte­te Bürgermeis­ter Matthias Burth in diesem Jahresinte­rview die Fragen von Redakteuri­n Paulina Stumm im Videogespr­äch.

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