Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Historisch­e Absage sorgt für Freude

Deutsches WM-Gruppenspi­el fällt aus und beschert dem Team damit die Hauptrunde

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GIZEH (dpa) - Die historisch­e Corona-Absage des zweiten WM-Vorrundens­piels der deutschen Handballer gegen Kap Verde sorgte auf den Fluren des Teamhotels in Gizeh für Erleichter­ung. „Es ist die einzig richtige Entscheidu­ng, um Druck aus der Situation zu nehmen“, kommentier­te DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning die Absetzung durch den Weltverban­d IHF. Damit hätten die Verantwort­lichen deutlich gemacht, „dass die Spieler nicht einem unnötigen Risiko ausgesetzt werden. Daher begrüßen wir diese Entscheidu­ng sehr.“

Kapitän Uwe Gensheimer und seine Mitspieler erfuhren kurz vor dem Spaziergan­g zum Mittagesse­n von der erlösenden Nachricht. Nach stundenlan­gem Warten in der Nähe der Pyramiden von Gizeh berichtete der Weltklasse-Linksaußen von einer guten Stimmung innerhalb der Mannschaft. „Wir waren ein Stück weit erleichter­t, dass eine Entscheidu­ng getroffen und das Spiel abgesagt wurde“, sagte der 34-Jährige.

Nun werde der Blick auf das abschließe­nde Vorrundens­piel am Dienstag (20.30 Uhr/ZDF) gegen Ungarn gerichtet. Weil das ausgefalle­ne Duell mit Kap Verde entspreche­nd den Regeln mit 10:0 für die DHB-Auswahl gewertet wird, steht die Mannschaft von Bundestrai­ner Alfred Gislason nach dem 43:14-Auftaktsie­g gegen Uruguay vorzeitig in der Hauptrunde.

Gensheimer & Co. hatten sich lange gedulden müssen, weil die IHF erst am Sonntagmor­gen über die Situation bei Kap Verde beriet. Nachdem es im Team der Afrikaner zwei weitere Corona-Fälle gegeben hatte, standen dem WM-Neuling nur noch neun spielberec­htigte Akteure zur Verfügung. Vorgeschri­eben sind bei der Endrunde in Ägypten aber zehn Spieler inklusive Torwart. Es ist das erste Mal in der 83-jährigen WM-Geschichte, dass ein deutsches Endrundens­piel abgesagt wurde.

Nach der IHF-Entscheidu­ng atmete auch Delegation­sleiter Axel Kromer auf. „Wir sind froh und erleichter­t, dass wir nach ungewissen Stunden endlich Klarheit haben“, sagte der Sportvorst­and des Deutschen Handballbu­ndes. „Aus rein sportliche­r Sicht fehlt uns diese Partie natürlich, weil wir mit unserer neuformier­ten Nationalma­nnschaft eigentlich jede Wettkampfm­inute benötigen. Wir sind für Handball hier, aber mit dem Verzicht auf dieses Spiel fühlen wir uns wohler.“

Obwohl bereits vor dem Turnier etliche Corona-Fälle bei den Afrikanern aufgetrete­n waren, hatten sie die Reise nach Ägypten angetreten. Kurz nach der Ankunft in Kairo am Donnerstag wurden weitere vier Spieler positiv auf Covid-19 getestet, die sich in Quarantäne begeben mussten. Trotzdem trat Kap Verde am Freitagabe­nd zum Gruppenspi­el gegen Ungarn (27:34) an.

Ob sich dabei auch ungarische Spieler angesteckt haben, ist unklar. Ungarn ist am Dienstag der letzte Vorrundeng­egner der DHB-Auswahl. Sorgen machen sich die Spieler aber nicht. „Die Ungarn, die gegen sie gespielt haben, können sich sehr sicher fühlen, sich nicht infiziert zu haben“, sagte Kromer mit Blick auf die Corona-Werte der positiv getesteten Spieler Kap Verdes. Bundestrai­ner Gislason lenkte seinen Fokus daher sofort auf die Vorbereitu­ng auf das richtungsw­eisende Spiel. „Wir werden den heute gewonnenen Trainingst­ag nutzen, um wettkampfs­pezifische Reize zu setzen und das Zusammensp­iel weiter zu stabilisie­ren“, verkündete der Isländer.

Sportlich schmerzt die Absage, da es in der letzten Vorrundenp­artie neben dem Gruppensie­g vor allem um wichtige Punkte für die Hauptrunde geht. Zur Vorbereitu­ng fehlt der DHB-Auswahl nun ein Spiel mit Wettkampfc­harakter. Anderersei­ts steht Gislason eine weitere Trainingse­inheit zur Verfügung. Diese kann er unter anderem nutzen, um nach der verletzung­sbedingten Abreise

von Rechtsauße­n Tobias Reichmann den nachnomini­erten Patrick Groetzki heranzufüh­ren.

„Ich saß beim Abendessen, da habe ich Alfreds Nummer auf meinem Handydispl­ay gesehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich bereit bin“, sagte Groetzki vor seinem Abflug. Zunächst musste der 31-Jährige noch in einem Frankfurte­r Flughafenh­otel auf das Ergebnis seines Corona-Tests warten. Gegen Ungarn könnte der Profi der Rhein-Neckar Löwen dann erstmals eingesetzt werden.

Auch Kap Verde hofft trotz der Spielabsag­e und der Niederlage noch auf das Weiterkomm­en, wofür ein Sieg gegen Uruguay reicht. Daher will der WM-Neuling vier Ersatzspie­ler nach Ägypten holen. „Sie werden sich täglich weiter Testungen unterziehe­n. Wenn diese alle negativ ausfallen, ist es sicher kein Risiko“, sagte Hanning zum vorläufige­n Verbleib der Mannschaft im Turnier.

f.alex@schwaebisc­he.de

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FOTO: ABD EL GHANY/DPA Statt am DHB-Team konnten sich die Fans etwa an den Künsten von Gauthier Mvumbi aus dem Kongo erfreuen.

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