Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Es tut echt so gut!“
Die Frauen-Staffel sorgt mit dem ersten Sieg seit knapp zwei Jahren für Euphorie
OBERHOF (dpa) - Der knapp verlorene Zielsprint konnte Franziska Preuß die gute Laune nicht verderben. „Ich habe alles probiert, was ich konnte, aber ich war echt so kaputt. Ich bin trotzdem richtig froh über den zweiten Platz“, sagte die Biathletin nach ihrem zweiten Coup beim HeimWeltcup in Oberhof. Am Samstag hatte die 26-Jährige die deutsche Frauenstaffel als Schlussläuferin zum ersten Teamtriumph seit fast zwei Jahren geführt, am Sonntag fehlten im Massenstart nur 3,9 Sekunden zum zweiten Einzelerfolg ihrer Karriere. „Es war trotzdem schön, auch wenn es wirklich hart war“, sagte Preuß, die sich der Französin Julia Simon auf den letzten Metern geschlagen geben musste.
Nach zuletzt zu vielen Rennen mit bitteren Rückschlägen und immer wieder ausgebliebenen Top-Resultaten geben die beiden Spitzenplätze den Skijägerinnen gerade rechtzeitig den ersehnten Auftrieb – denn in gut drei Wochen beginnt in Pokljuka/Slowenien die Weltmeisterschaft. „Wir hoffen, dass wir jetzt für die nächste Zeit jede Menge Euphorie, Motivation und Energie mitnehmen“, sagte Ex-Weltmeisterin Denise Herrmann schon nach dem euphorisch bejubelten Teamsieg.
„Bei der Staffel mit vorne dabei zu sein, ist für das Team ganz wichtig. Das ist unser großes Ziel, da auch bei der WM mitzukämpfen“, sagte die 32-jährige Herrmann: „Wir haben jetzt gezeigt: Wir sind gut drauf. Da brauchen wir uns nicht zu verstecken.“Über Jahre war die Frauenstaffel deutsche Domäne, doch längst ist die Weltspitze dicht zusammen.
Erstmals seit Februar 2019 im kanadischen Canmore hatte das Quartett des Deutschen Skiverbandes mit Vanessa Hinz, Janina Hettich, Herrmann und Preuß wieder eine Staffel gewonnen. Vor Belarus und Schweden zeigte der Vize-Weltmeister eine fehlerfreie Leistung. „Das saugt jeder von uns richtig auf. Wir schauen, dass wir den Schwung jetzt mitnehmen können“, so Preuß: „Das tut echt so gut für die ganze Mannschaft, dass einfach mal alles gut gegangen ist.“
Die Männer-Staffel hatte am Freitag nur Platz fünf belegt, weil Philipp Horn sich als Schlussläufer drei Strafrunden leistete und den möglichen Sieg vergab. Dass der 26-Jährige dafür scharf von Fans angegangen wurde, war Teamkollege Erik Lesser zu viel. „Das ist absolut fehl am Platz. Das können sich die Bundestrainer auf der Couch daheim echt sparen“, sagte der Ex-Weltmeister am Sonntag. Dass der 32-Jährige mit einem Schießfehler als Achter bester Deutscher im Massenstart wurde, geriet beim Sieg des Norwegers Tarjei Bö zur Nebensache. Lesser konnte nicht verstehen, „was ich am Freitag und Samstag in den sozialen Netzwerken über Philipp Horn lesen musste“. Das habe dieser einfach „nicht verdient gehabt. [...] Er wird trotzdem von uns wieder auf die vier gesetzt – weil er einfach ein geiler Typ ist.“
In einem Fotofinish landete der Norweger Jarl Magnus Riiber mit 0,1 Sekunden ganz knapp vor den Olympiasiegern Frenzel und Geiger, die auf der Zielgeraden beeindruckend aufgeholt hatten. „Ich bin überglücklich, dass es zum Schluss so gut funktioniert hat“, kommentierte Frenzel. Er habe im Pulk von 18 Sportlern auch „das Glück gehabt“. Das starke deutsche Teamergebnis komplettierten Fabian Rießle (8.) und Manuel Faißt (9.) Frenzel und Rießle hatten zuvor am Samstag den Teamsprint der Nordischen Kombination gewonnen.