Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ehrenamtliche sollen Räuberbahn steuern
Betreiber bieten am Donnerstag, 21. Januar, eine digitale Denkrunde für Interessierte an
REGION - Mit der Vision von Deutschlands erster genossenschaftlich organisierten Bürgerbahn starten die Kommunen Altshausen, Ostrach und Pfullendorf in das neue Jahr. In einer kreativen Denkrunde wollen die drei Betreiber der Räuberbahn mit Interessierten ins Gespräch kommen.
„Wir sind ganz am Anfang des Projekts und wollen im Gespräch mit den Bürgern erfahren, was sie von unseren Ideen halten“, sagt Frank von Meißner, Eisenbahnbetriebsleiter auf der Strecke. Die Idee: Der Verkehr auf der Strecke zwischen Pfullendorf und Altshausen soll auf den ganzjährigen Betrieb erweitert werden. Derzeit ist der Freizeitzug an den Wochenenden in den Sommermonaten mit professionellen Lokführern der Deutschen Bahn unterwegs. Im Winter ruht der Betrieb – das soll sich ab Herbst 2022 ändern, indem in dieser Zeit ehrenamtliche Lokführer den Zug fahren. „Um den Ausbildungsumfang zu reduzieren, beschränkt sich die Fahrtstrecke für die Ehrenamtlichen auf den Bereich zwischen Pfullendorf und Altshausen“, erläutert von Meißner. Dieser Teil gehört den drei Kommunen und wird ansonsten bislang oft nur für den Holztransport genutzt. Dadurch gebe es auf der Strecke weniger komplexe Situationen und Signale zu berücksichtigen. Denn der theoretische und praktische Lernstoff soll für die Ehrenamtlichen nebenberuflich zu leisten sein. Vorgesehen ist, dass der Betrieb genossenschaftlich organisiert und in Bürgerhand ist. Um für die Fahrten in der dunklen Jahreszeit gerüstet zu sein, müssten auch die Haltepunkte noch aufgewertet werden, unter anderem mit Leuchtmitteln.
In dem ersten Austausch am Donnerstag, 21. Januar, wollen die Betreiber
mit den Bürgern über diesen Ansatz diskutieren. „Vielleicht gibt es auch andere Ideen als einen genossenschaftlichen Betrieb. Auch wollen wir über den Nutzen für die Region, ein Betriebs- und Fahrplankonzept diskutieren“, sagt der Eisenbahnbetriebsleiter. Ursprünglich war ein persönlicher Austausch bei einer Info-Veranstaltung geplant, aber bereits im Dezember aufgrund der Entwicklung der Corona-Pandemie abgesagt worden.
Durch die nun geplante digitale Variante hofft von Meißner nun aber sogar auf größeres Interesse, da die Hemmschwelle zur Teilnahme und für Fragen geringer sei.
Zusätzlich zu den Lokführern werden auch Erlebniszugbegleiter gesucht. Diese sollen vor allem in den Sommermonaten im Einsatz sein. Sie müssen aber nicht etwa wie Michael Skuppin als Räuber auftreten, sondern sollen als Service für die Fahrgäste über Angebote entlang der Strecke,
Attraktionen und aktuelle Veranstaltungen aufmerksam machen.
Die Finanzierung des Aufbaus der Bürgerbahn kommt aus verschiedenen Quellen. Rund 180 000 Euro fließen zunächst als Innovationsförderung vom Bund. Das deckt laut von Meißner rund 80 Prozent der erwarteten Kosten ab. Zudem ist ein Betriebskostenzuschuss beim Landesverkehrsministerium beantragt. Außerdem sollen unter anderem Unternehmen als Sponsoren angesprochen werden. „Auch wenn die Kosten durch das ehrenamtliche Personal deutlich reduziert werden, werden wir sie nicht allein durch den Fahrkartenverkauf decken können“, erläutert von Meißner. In diesem Jahr werde sich bei der Räuberbahn viel auf das Projekt Bürgerbahn konzentrieren. Auch solle der Ausflugsverkehr wieder konsolidiert werden, der im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie rückläufig war.
Weitere Informationen zum Leader-Programm und den Aktionsgruppen finden sich unter https:// leader.landwirtschaft-bw.de