Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Zweites Impfzentrum wäre gut gewesen“
Worauf Seniorenvertreter von Bad Wurzach und Aichstetten jetzt hoffen
BAD WURZACH/AICHSTETTEN Kritik am Einrichten nur eines Kreisimpfzentrums üben Seniorenvertreter in Bad Wurzach und Aichstetten. Auch den bisherigen Informationsfluss aus Stuttgart bemängeln sie.
Sowohl Heinrich Stauß, Vorsitzender des Bad Wurzacher Stadtseniorenrats, als auch Josef Müller, Vorsitzender der Seniorengenossenschaft Aichstetten, hätten sich ein weiteres Impfzentrum im Allgäuer Teil des Landkreises gewünscht. „Ein zweites Zentrum in Leutkirch wäre schon gut gewesen“, so Stauß, „das läge halbwegs zentral.“
„Viele ältere Menschen trauen es sich nicht mehr zu, mit dem Auto in eine größere, ihnen vielleicht sogar nicht so bekannte Stadt zu fahren“, sagt Heinrich Stauß. Für Müller käme aus Aichstettener Sicht auch Bad Wurzach noch infrage. „Schon Wangen zu erreichen, wird von Aichstetten aus kompliziert.“
In der höchstpriorisierten Gruppe, die ab dem 22. Januar im Impfzentrum in der Ravensburger Oberschwabenhalle geimpft werden soll, sind die Über-80-Jährigen. Doch wie können sie nach Ravensburg kommen, wenn sie selbst nicht mehr mit dem Auto fahren können oder wollen? Stauß wünscht sich einen vom Landkreis organisierten Fahrdienst zum Impfzentrum, der idealerweise täglich verkehrt oder bei Bedarf angefordert werden kann. Müller berichtet, dass er einige Anfragen gehabt hätte, ob die Seniorengenossenschaft
nicht einen Fahrdienst organisieren könnte. „Aber wie soll das gehen, wenn nur maximal zwei
Haushalte zusammenkommen dürfen“, steht er der Möglichkeit aufgrund des enormen Aufwands skeptisch gegenüber. Fahrdienste funktionieren in diesen Zeiten praktisch nur innerfamiliär.
Der öffentliche Nahverkehr ist für beide eher keine Option. „Da ist man von morgens bis abends unterwegs“, weiß Heinrich Stauß und denkt da nicht etwa an die derzeit herrschenden Straßenverhältnisse. Ein Blick in die Fahrpläne gibt ihm recht. Von Bad Wurzach bis Ravensburg ist eine Stunde Busfahrzeit das Minimum, bei einer weniger günstigen Verbindung können fast zwei Stunden daraus werden. 70 Minuten, mindestens, ist man auch vom Aichstettener Bahnhof aus in die Kreisstadt unterwegs. Am Impfzentrum in der Oberschwabenhalle ist man dann aber noch lange nicht. Und selbst kurze Fußwege sind mit Rollatoren so schnell nicht zurückzulegen.
Stauß und Müller setzen daher auf Impfungen vor Ort. „Mobile Impfteams sind hoffentlich bald in größerem Umfang möglich, da es ja nun Impfstoffe gibt, deren Transport nicht mehr so aufwendig ist“, so der Bad Wurzacher. „Ich hoffe, dass es bald so viel Impfdosen gibt, dass Hausärzte impfen können“, sagt der Aichstettener.
Einig sind sich die beiden Seniorenvertreter auch darin, dass die Informationen über das Wann und das Wie der Impfaktion und die Anmeldung dafür ungenügend sind. „Alles recht verworren“, nennt das Müller. „Es herrscht große Unwissenheit“, pflichtet ihm Stauß bei. Sie hoffen nun auf die von Minister Manfred Lucha (Grüne) angekündigten Infoschreiben. „Bis jetzt hab’ ich aber noch nichts bekommen“, sagt Müller.
Der Aichstettener gehört wie Stauß zur Gruppe der Über-70-Jährigen, die als zweite Gruppe sich impfen lassen können. „So schnell komm’ ich wohl auch nicht dran“, glaubt Müller, dass ein langer Atem nötig sein wird, um den Schutz zu erhalten. „Und bis dahin muss ich halt hoffen, dass ich gesund bleibe.“