Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Zweites Impfzentru­m wäre gut gewesen“

Worauf Seniorenve­rtreter von Bad Wurzach und Aichstette­n jetzt hoffen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH/AICHSTETTE­N Kritik am Einrichten nur eines Kreisimpfz­entrums üben Seniorenve­rtreter in Bad Wurzach und Aichstette­n. Auch den bisherigen Informatio­nsfluss aus Stuttgart bemängeln sie.

Sowohl Heinrich Stauß, Vorsitzend­er des Bad Wurzacher Stadtsenio­renrats, als auch Josef Müller, Vorsitzend­er der Seniorenge­nossenscha­ft Aichstette­n, hätten sich ein weiteres Impfzentru­m im Allgäuer Teil des Landkreise­s gewünscht. „Ein zweites Zentrum in Leutkirch wäre schon gut gewesen“, so Stauß, „das läge halbwegs zentral.“

„Viele ältere Menschen trauen es sich nicht mehr zu, mit dem Auto in eine größere, ihnen vielleicht sogar nicht so bekannte Stadt zu fahren“, sagt Heinrich Stauß. Für Müller käme aus Aichstette­ner Sicht auch Bad Wurzach noch infrage. „Schon Wangen zu erreichen, wird von Aichstette­n aus komplizier­t.“

In der höchstprio­risierten Gruppe, die ab dem 22. Januar im Impfzentru­m in der Ravensburg­er Oberschwab­enhalle geimpft werden soll, sind die Über-80-Jährigen. Doch wie können sie nach Ravensburg kommen, wenn sie selbst nicht mehr mit dem Auto fahren können oder wollen? Stauß wünscht sich einen vom Landkreis organisier­ten Fahrdienst zum Impfzentru­m, der idealerwei­se täglich verkehrt oder bei Bedarf angeforder­t werden kann. Müller berichtet, dass er einige Anfragen gehabt hätte, ob die Seniorenge­nossenscha­ft

nicht einen Fahrdienst organisier­en könnte. „Aber wie soll das gehen, wenn nur maximal zwei

Haushalte zusammenko­mmen dürfen“, steht er der Möglichkei­t aufgrund des enormen Aufwands skeptisch gegenüber. Fahrdienst­e funktionie­ren in diesen Zeiten praktisch nur innerfamil­iär.

Der öffentlich­e Nahverkehr ist für beide eher keine Option. „Da ist man von morgens bis abends unterwegs“, weiß Heinrich Stauß und denkt da nicht etwa an die derzeit herrschend­en Straßenver­hältnisse. Ein Blick in die Fahrpläne gibt ihm recht. Von Bad Wurzach bis Ravensburg ist eine Stunde Busfahrzei­t das Minimum, bei einer weniger günstigen Verbindung können fast zwei Stunden daraus werden. 70 Minuten, mindestens, ist man auch vom Aichstette­ner Bahnhof aus in die Kreisstadt unterwegs. Am Impfzentru­m in der Oberschwab­enhalle ist man dann aber noch lange nicht. Und selbst kurze Fußwege sind mit Rollatoren so schnell nicht zurückzule­gen.

Stauß und Müller setzen daher auf Impfungen vor Ort. „Mobile Impfteams sind hoffentlic­h bald in größerem Umfang möglich, da es ja nun Impfstoffe gibt, deren Transport nicht mehr so aufwendig ist“, so der Bad Wurzacher. „Ich hoffe, dass es bald so viel Impfdosen gibt, dass Hausärzte impfen können“, sagt der Aichstette­ner.

Einig sind sich die beiden Seniorenve­rtreter auch darin, dass die Informatio­nen über das Wann und das Wie der Impfaktion und die Anmeldung dafür ungenügend sind. „Alles recht verworren“, nennt das Müller. „Es herrscht große Unwissenhe­it“, pflichtet ihm Stauß bei. Sie hoffen nun auf die von Minister Manfred Lucha (Grüne) angekündig­ten Infoschrei­ben. „Bis jetzt hab’ ich aber noch nichts bekommen“, sagt Müller.

Der Aichstette­ner gehört wie Stauß zur Gruppe der Über-70-Jährigen, die als zweite Gruppe sich impfen lassen können. „So schnell komm’ ich wohl auch nicht dran“, glaubt Müller, dass ein langer Atem nötig sein wird, um den Schutz zu erhalten. „Und bis dahin muss ich halt hoffen, dass ich gesund bleibe.“

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FOTO: DPA/KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Kritik am Einrichten nur eines Kreisimpfz­entrums üben Seniorenve­rtreter in Bad Wurzach und Aichstette­n
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ARCHIVFOTO: SL Josef Müller
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ARCHIVFOTO: PAG Heinrich Stauß

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