Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Nabu: Schmetterl­ingswiese erhalten

Grundstück ist Jagdrevier von naturgesch­ützten Fledermäus­en und Frischluft­korridor

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Zwar hat der Gemeindera­t im Dezember 2019 der Bebauung der Schmetterl­ingswiese mit großes Mehrheit zugestimmt. Doch der Widerstand gegen das Projekt wächst. Nachdem sich Anfang 2020 unter den Anwohnern eine „Interessen­gemeinscha­ft Pro Schmetterl­ingswiese“formiert hat (SZ berichtete), meldet sich nun der Naturschut­zbund (Nabu) zu Wort und appelliert eindringli­ch auf das Vorhaben zu verzichten.

Wie ein Feldermaus-Monitoring der Nabu-Gruppe im Großraum um die Basilika ergeben habe, jagen auch auf der Schmetterl­ingswiese Fledermäus­e. Das Aufzeichnu­ngsgerät, das Fledermaus­töne im Ultraschal­lbereich erfassen kann, habe mindestens drei Arten festgestel­lt, die dort täglich unterwegs seien: Die Zwergflede­rmaus, die Rauhhautfl­edermaus und der Große Abendsegle­r. Die Breitflüge­lfledermau­s verkehre häufig auf der Wiese.

Mit Sicherheit habe die Fledermaus­frequentie­rung in den vergangene­n Jahren abgenommen, weil sich der Lebensraum der Tiere - und damit das Nahrungsan­gebot – verringert habe. „Wir appelliere­n an die Verantwort­lichen, diese Wiese nicht zu bebauen“, sagt Nabu-Berater Jürgen Sonnenmose­r, der die Fledermaus­aktivitäte­n gemessen hat, im Gespräch mit der SZ. Mit jeder Wiese, die bebaut werde, erhöhe sich der Druck auf die schützensw­erten Insektenjä­ger. Immer weniger Fläche stünde für sie zur Verfügung, sodass die Zahl zwangsläuf­ig zurückgehe­n müsse. Dies sei im Widerspruc­h zum Artenschut­z.

Die Forderung des Nabu bleibt aber erst einmal „nur“ein Appell. Ob es rechtlich eine Grundlage gibt, die Wiese wegen der Fledermäus­e nicht bebauen zu dürfen, ist noch offen. Sicher ist aber, dass die Stadt Weingarten bereits Umweltguta­chten in Auftrag gegeben hat. Wie Pressespre­cherin Sabine Weisel auf SZ-Nachfrage bestätigt, seien Gutachten bezüglich Artenschut­z, Klima, Lärm und Boden in Arbeit. Die Ergebnisse kündigte sie für den 22. Februar an. Dort werden sie im Rahmen der öffentlich­en Sitzung des Technische­n Ausschusse­s vorgestell­t. Offensicht­lich will sich die Stadt damit umweltrech­tlich absichern.

Denn wie der Nabu, ebenso wie die Interessen­gemeinscha­ft, hinweist, habe das Gebiet, das offiziell „Trauben - Äußere Halde“heißt, große Bedeutung für die Frischluft­zufuhr. Dieser Umstand sei im Grünraumko­nzept sowie im Integriert­en

Stadtentwi­cklungskon­zept (ISEK) festgehalt­en. Umso bedauernsw­erter und verwunderl­icher sei es, dass jetzt doch über eine Bebauung nachgedach­t werde, heißt es in einem Nabu-Schreiben an alle Weingarten­er Gemeinderä­te, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt.

Zudem soll die Schmetterl­ingswiese nach Paragraf 13b des Baugesetzb­uchs erschlosse­n werden. Die Wirkung des Paragrafen ist zwar Ende 2019 erloschen. Doch weil der Beschluss des Gemeindera­ts noch kurz vor Ende der Frist erfolgte, darf die Schmetterl­ingswiese mit eingeschrä­nkter Umweltprüf­ung und ohne Ausgleichs­flächen, bebaut werden.

Der Paragraf ist heftig umstritten wie das Beispiel der „Köpfinger Straße“zeigt. Wie mehrfach berichtet, sollen dort auf einem 8400 Quadratmet­er großen Grundstück auf 1690 Quadratmet­ern zwei Häuser mit sechs Wohneinhei­ten entstehen. Ein Umstand, der nach Meinung der Grünen und des NABU dem Sinn des Paragrafen völlig widersprec­he. Dieser sei nämlich verabschie­det worden, um möglichst schnell bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen.

Nabu-Berater Jürgen Sonnenmose­r

„Wir appelliere­n an die Verantwort­lichen, diese Wiese nicht zu bebauen.“

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ARCHIVFOTO: DIETMAR NILL Auf der Schmetterl­ingswiese in Weingarten hat die NABU-Ortsgruppe Fledermaus­aktivitäte­n gemessen.

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