Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Politischer Aschermittwoch der Grünen fällt aus
Wer als Redner in Biberach geplant war und warum sich die Partei gegen eine digitale Lösung entschieden hat
BIBERACH (sz/gem) - Der Politische Aschermittwoch von Bündnis 90/Die Grünen in Biberach findet dieses Jahr nicht statt. Der veranstaltende Kreisverband Biberach hat sich gemeinsam mit dem Landesverband auf die Absage verständigt und teilte dies am Montagmorgen der Presse mit. Auch eine digitale Alternative wird es nicht geben.
Man habe das Thema Politischer Aschermittwoch in den vergangenen Wochen in zig Gremien hin- und hergewälzt“, sagte Anja Reinalter, Mitglied des Grünen-Kreisvorstands, im Gespräch mit der SZ. „Die Entscheidung für die Absage ist uns nicht leichtgefallen. Jedoch passt eine heitere und ausgelassene Veranstaltung nach Ausfall der Fasnet unserer Auffassung nach nicht in die aktuelle pandemische Lage.“Man habe hier auch eine Vorbildfunktion.
Deshalb sei die Entscheidung auch bewusst gegen eine Verlegung der Veranstaltung in den digitalen Raum gefallen, so Reinalter. „Der Aschermittwoch lebt davon, dass die Rednerinnen und Redner vor einer vollen Halle sprechen und auch mal ein paar deftige Sprüche klopfen. Zunächst hatten wir überlegt, ob wir diese Stimmung mit einem passenden Format ins Digitale übertragen können“, sagt Reinalter. „Im Hinblick auf den verlängerten Lockdown und die Kraftanstrengung, die für die Bürgerinnen und Bürgern damit verbunden ist, scheint uns jedoch keines davon angemessen“. Auch ein politisches Gespräch am Aschermittwoch in der leeren Halle, das dann ins Internet übertragen wird, sei kein adäquater Ersatz, so Reinalter.
„Wir verzichten schweren Herzens auf diese Traditionsveranstaltung in unserem politischen Veranstaltungskalender, aber aus unserer Sicht ist die Entscheidung für die Absage nachvollziehbar und richtig“, so Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg in einer Pressemitteilung.
Schmerzlich ist die Absage auch deshalb, weil der Politische Aschermittwoch in Wahljahren immer auch dazu diente, die eigene Wählerschaft zu mobilisieren und um neue Wähler zu werben. Die Besucher hätte in diesem Jahr wieder eine prominente Rednerliste erwartet. So seien laut Reinalter die Auftritte von Cem Özedmir und dem Bundesvorsitzenden Robert Habeck bereits fix gewesen.
Der Politische Aschermittwoch der Grünen findet seit 1996 in Biberach statt. Die 25. Auflage im vergangenen Jahr war wegen Sanierungsarbeiten in der Stadthalle in die Gigelberghalle verlegt worden. Rund 800 Besucher hatten am 26. Februar 2020 die Reden von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der GrünenBundesvorsitzenden Annalena Baerbock beklatscht. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner wissen konnte: Es war die letzte große öffentliche Veranstaltung in der Stadt, die noch ohne Corona-Auflagen über die Bühne ging. Die Anwesenheit Hunerter demonstrierender Landwirte vor der Halle sorgte dafür, dass die Agrarpolitik in den Reden von Baerbock und Kretschmann großen Raum einnahm. Das Coronavirus war damals zumindest am Rednerpult noch kein Thema.