Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kämpfen und siegen
EV Lindau Islanders in guter Form – Low präsentiert sich als starker Neuzugang
LINDAU - Der Druck auf den Importspielern in der Eishockey-Oberliga Süd lastet schwer. Weil gerade einmal zwei pro Mannschaft zulässig sind, stehen sie besonders im Fokus und müssen immer ihre Leistung abliefern. Idealerweise machen sie den Unterschied, wenn es um die Frage nach Sieg oder Niederlage geht. Brayden Low hat dementsprechend am Sonntag für die EV Lindau Islanders einen richtig guten Job gemacht.
Drei Tore und 15 Assists lautete die Leistungsbilanz des schwedischen Stürmers Linus Lundström, als ihm die Islanders freundlich, aber bestimmt mitteilten, dass das leider zu wenig sei, um weiterhin auf der deutschen Seite des Bodensees sein Geld zu verdienen. Und wie es im Eishockey nun mal in schöner Regelmäßigkeit ist, startete zügig das Personalkarussell. Lundström kam in Feldkirch in Österreich unter, die Lindauer verpflichteten den Kanadier Brayden Low, der zuletzt bei den Reading Royals in der nordamerikanischen ACHL gespielt hatte. Der 26-Jährige betrat Neuland: europäisches Eis mit größerer Fläche. Ein Wagnis? Zumindest keines, das im Eishockey nicht üblich wäre. EVL-Coach Gerhard Puschnik zeigt sich jedenfalls nach seinen ersten Eindrücken zufrieden. „Man hat gemerkt, dass Brayden erstmals in Europa ist. Das hat ein paar Tage gedauert. Er ist ein Kämpfer, ein Beißer, ein Profi durch und durch, er arbeitet hart. An ihm werden wir noch viel Freude haben“, sagte Puschnik am Sonntagabend nach dem 3:1 der Lindauer gegen den EV Füssen.
Einer der entscheidenden Spieler bei diesem Sieg war Brayden Low. Nach 60 harten und umkämpften Minuten stand ein Assist und ein Tor für den Importspieler zu Buche. Besonders
seine Vorlage stach dabei hervor. Low brachte die Scheibe tief ins Füssener Drittel, fuhr direkt aufs Tor zu, ein Schuss erschien naheliegend, doch der Kanadier spielte im goldrichtigen Moment in die Mitte, wo Daniel Schwamberger stand und mit seiner ganzen Erfahrung zum 2:1 (52.) traf. Für Low war die Szene mit dem Pass aber nicht abgeschlossen. Wie es sich für diese Partie, in der die Schiedsrichter insgesamt 40 Strafminuten verteilten, gehörte, wurde er vom Füssener Lubos Velebny abgeräumt und krachte in die Bande.
Die Szene verdeutlichte: Der Sieg würde an diesem Abend nur über Kampf, Leidenschaft und Schmerzen gelingen. Zu allem waren die Lindauer bereit. Von Beginn an. „Es war teilweise nicht einfach, wir waren viel in Unterzahl“, sagte Puschnik. Weil er sich aber ganz besonders auf Goalie Lucas Di Berardo, der 50 Schüsse aufs Tor bekam und nur einen Gegentreffer zuließ, verlassen konnte, brannte in den vielen Powerplays der Füssener
– bis auf eine Ausnahme – fast nichts an.
Und vorne fanden die Lindauer trotz vieler vergebener Chancen am Ende doch noch die Mittel, die ihnen den Sieg brachten. Nach Schwambergers Treffer zum 2:1 setzte Füssen alles auf eine Karte und nahm in den Schlussminuten den Goalie vom Eis. Dieses Risiko sollte sich nicht auszahlen, weil Lindau gut verteidigte, der Puck bei Low landete – und dieser entscheidend zum 3:1 ins leere Netz traf. Es war für ihn sein zweites Tor im dritten Spiel für die Lindauer.
„Wir sind mittlerweile ein supertoller Haufen geworden. In den letzten paar Wochen hat die Mannschaft zusammengefunden“, freute sich Puschnik über einen Sieg, den er wegen der „super Moral“der Islanders als „verdient“bezeichnete. „Jeder kämpft für jeden. Es macht einfach Riesenspaß“, lobte der Trainer seine Mannschaft überschwänglich. Die belohnte sich derweil selbst mit dem Sprung in Play-off-Regionen.