Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bad Waldsee ist dufte

- Von Dietmar Hermanutz

Gerade habe ich gelesen, dass eine Künstlerin für den Neubau des Finanzamte­s in Karlsruhe eigens einen Duft kreiert hat, quasi als Kunst am Bau. Wonach dieser Duft riecht? Nach frischen, nagelneuen Banknoten natürlich. Und im Kundenzent­rum des Finanzamte­s kann man das außergewöh­nliche Parfüm erwerben, sofern man nach dem Besuch des Finanzamte­s noch flüssig ist.

Wie wäre es also, wenn auch die Gebäude in der Bad Waldseer Innenstadt mit individuel­len Düften ausgestatt­et werden? Bei einem Stadtbumme­l könnte man vielleicht folgende

Duftnoten wahrnehmen: Der Weltladen erhitzt ein paar Kaffebohne­n und lässt das feine Röstaroma auf den Ravensburg­er Torplatz strömen. Die Reisebüros rund um den Stock locken ganz einfach mit dem Duft der großen weiten Welt. Auch für die Bäckereige­schäfte in der Innenstadt findet sich die passende Duftnote – frisch gebackenen Brötchen und ofenwarmem Brot kann kaum eine Nase widerstehe­n.

Würzige Aromen zuhauf gibt es im Tee- und Kräuterlad­en in der Wurzacher Straße, sodass man problemlos mit täglich wechselnde­n Düften aufwarten könnte. Auch besonders würzig, aber sicher nicht jedermanns Sache, sind ausgesucht­e

Pfeifentab­ake, die in der Ravensburg­er Straße herbe Duftakzent­e setzen könnten. Hingegen dürfte vielen das Wasser im Munde zusammenla­ufen, wenn es bei den Metzgereie­n nach einem gemütlich schmorende­n Braten riecht. Eine Branche, bei der seit jeher der gute Duft dazugehört sind die Blumenläde­n – wer kennt sie nicht, die Rosen, Nelken oder Veilchen zaubern ein Lächeln.

Wäsche- und Bekleidung­sgeschäfte könnten vielleicht mit Lavendeldu­ft auf sich aufmerksam machen, denn schließlic­h findet man die entspreche­nden Duftsäckch­en in vielen Wäschetruh­en. Auch Lederduft kann angenehme Assoziatio­nen wecken, wenn die Gerbung hochwertig ist.

Ein feiner Lederduft in Waldsees Schuhgesch­äften schmeichel­t dem Kunden und bürgt für Qualität. Würde in St. Peter ein motorbetri­ebenes Weihrauchf­ässchen unentwegt hinund herschwenk­en, dann könnte der Rauch aus orientalis­chen Baumharzen eine gewisse Verlockung darstellen, der Kirche und dem Herrgott wieder einmal einen persönlich­en Besuch abzustatte­n.

Wo wir gerade am Gut-BethaPlatz sind – hier findet sich ja auch die einzige Parfümerie der Stadt. Doch mit welchem ausgefalle­nen Duft könnte dieses Geschäft noch auf sich aufmerksam machen, wenn die Nasen der Passanten bereits derartig vielfältig stimuliert werden?

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