Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bad Waldsee ist dufte
Gerade habe ich gelesen, dass eine Künstlerin für den Neubau des Finanzamtes in Karlsruhe eigens einen Duft kreiert hat, quasi als Kunst am Bau. Wonach dieser Duft riecht? Nach frischen, nagelneuen Banknoten natürlich. Und im Kundenzentrum des Finanzamtes kann man das außergewöhnliche Parfüm erwerben, sofern man nach dem Besuch des Finanzamtes noch flüssig ist.
Wie wäre es also, wenn auch die Gebäude in der Bad Waldseer Innenstadt mit individuellen Düften ausgestattet werden? Bei einem Stadtbummel könnte man vielleicht folgende
Duftnoten wahrnehmen: Der Weltladen erhitzt ein paar Kaffebohnen und lässt das feine Röstaroma auf den Ravensburger Torplatz strömen. Die Reisebüros rund um den Stock locken ganz einfach mit dem Duft der großen weiten Welt. Auch für die Bäckereigeschäfte in der Innenstadt findet sich die passende Duftnote – frisch gebackenen Brötchen und ofenwarmem Brot kann kaum eine Nase widerstehen.
Würzige Aromen zuhauf gibt es im Tee- und Kräuterladen in der Wurzacher Straße, sodass man problemlos mit täglich wechselnden Düften aufwarten könnte. Auch besonders würzig, aber sicher nicht jedermanns Sache, sind ausgesuchte
Pfeifentabake, die in der Ravensburger Straße herbe Duftakzente setzen könnten. Hingegen dürfte vielen das Wasser im Munde zusammenlaufen, wenn es bei den Metzgereien nach einem gemütlich schmorenden Braten riecht. Eine Branche, bei der seit jeher der gute Duft dazugehört sind die Blumenläden – wer kennt sie nicht, die Rosen, Nelken oder Veilchen zaubern ein Lächeln.
Wäsche- und Bekleidungsgeschäfte könnten vielleicht mit Lavendelduft auf sich aufmerksam machen, denn schließlich findet man die entsprechenden Duftsäckchen in vielen Wäschetruhen. Auch Lederduft kann angenehme Assoziationen wecken, wenn die Gerbung hochwertig ist.
Ein feiner Lederduft in Waldsees Schuhgeschäften schmeichelt dem Kunden und bürgt für Qualität. Würde in St. Peter ein motorbetriebenes Weihrauchfässchen unentwegt hinund herschwenken, dann könnte der Rauch aus orientalischen Baumharzen eine gewisse Verlockung darstellen, der Kirche und dem Herrgott wieder einmal einen persönlichen Besuch abzustatten.
Wo wir gerade am Gut-BethaPlatz sind – hier findet sich ja auch die einzige Parfümerie der Stadt. Doch mit welchem ausgefallenen Duft könnte dieses Geschäft noch auf sich aufmerksam machen, wenn die Nasen der Passanten bereits derartig vielfältig stimuliert werden?