Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Anrufen und gemeinsam nächsten Schritt überlegen
Beim ökumenischen „Sorgentelefon“im Kreis Ravensburg sind Fachleute unmittelbar einsatzbereit
RAVENSBURG – Unvorhersehbare Notlagen oder Unklarheiten können in diesen allgemein schwierigen Zeiten besonders bedrängend sein. Das „Sorgentelefon“bietet Menschen im Landkreis Ravensburg telefonische Beratungsgespräche ohne vorherige Terminabsprachen an. Die beiden Hauptverantwortlichen Manuela Trunk von der Diakonie und Sabrina Nestvogel von der Caritas erläutern der „Schwäbischen Zeitung“in einer Videokonferenz das Hilfsprojekt.
Seit November letzten Jahres arbeiten die beiden kirchlichen Beratungsstellen im „Sorgentelefon“ökumenisch zusammen. Beide kirchlichen Einrichtungen Diakonie Oberschwaben-Allgäu-Bodensee und Caritas Bodensee-Oberschwaben boten bereits im Frühjahr eine Beratung an, die auf durch die Pandemie verschärfte Bedürfnisse zugeschnitten war. „Der erste Lockdown mit seinen Einschränkungen war im Frühjahr plötzlich gekommen. Die Sommerpause aber nutzten die Fachkräfte, die innerhalb des Hilfesystems im Landkreis Ravensburg bereits intensiv zusammenarbeiten, sich abzustimmen und das Kooperationsprojekt „Sorgentelefon“zu entwickeln“, umreißt Sozialpädagogin
Manuela Trunk die Vorgeschichte.
„Aktuell ist die Nachfrage nach dem zusätzlichen Angebot zu den Fachdiensten der Caritas und der Diakonie noch überschaubar“, stellt Sabrina Nestvogel, Master in psychosozialer Beratung, fest. „Es ist mit seinen telefonischen Sprechzeiten auch noch zu wenig bekannt“, ergänzte Manuela Trunk. Auf die Pandemie bezogene Fragen stünden zurzeit im Vordergrund, aber auch davon unabhängige Angelegenheiten bringen Anrufer und Anruferinnen vor.
„Fragen zur Quarantäne, die wir ans Gesundheitsamt weiterleiten, kommen zur Sprache, aber zum Beispiel auch die Zuspitzung familiärer Probleme“, erklärt sie. Anrufen würden Menschen jedes Alters und jeder Schicht, Männer genauso wie Frauen, betonen die beiden Fachfrauen. Auch für Kinder und Jugendliche hat das „Sorgentelefon“ein offenes Ohr. „Wir versuchen, so weit wie möglich zu helfen und an die Fachstellen weiterzuleiten. In der Isolation der Corona-Zeit fehlt Menschen aber oft einfach jemand, mit dem sie reden können“, hat Sabrina Nestvogel erfahren. Es gehe ums Dasein, Zuhören und dann gemeinsam den nächsten Schritt zu überlegen. „Wir sind gemeinsam stark für Menschen in der Krise“, versicherte Manuela Trunk.
Auf Einzelfälle möchten die Fachberaterinnen wegen des Datenschutzes nicht eingehen. Sabrina Nestvogel gibt deshalb ein allgemeines Beispiel:
„Ein klassischer Fall wäre etwa die Frage nach Einreisebestimmungen.“Hinter der Eingangsfrage zeige sich dann das Problem, wie damit umgehen, wenn man die sterbenden Eltern nicht besuchen kann.
Ein Anrufer kann auch mehrmals mit derselben Person sprechen, sodass Beratungsprozesse entstehen. So stellt das „Sorgentelefon“auch eine Ergänzung zur Telefonseelsorge dar. Anrufer können bei Bedarf in die Regelsysteme übergeleitet werden oder weiterhin direkt vom Sorgentelefon-Mitarbeiter beraten werden. Zu den unten angegebenen Zeiten stehen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter oder Psychologinnen und Psychologen von der Diakonie oder der Caritas bereit, um unmittelbar in die Beratung einzusteigen und durch die Vernetzung im Landkreis bei Bedarf passende, weitergehende Unterstützung zu vermitteln.
Das Nottelefon von Diakonie und Caritas ist aktiv am Dienstag von 13 bis 15 Uhr und Donnerstag 10 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 0751/3625629 sowie am Mittwoch von 15 bis 17 Uhr und am Freitag von 14 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 0751/ 95223086.
Videos zum Tipp finden sich auf Instagram (kneippbund_de) und auf Youtube unter Kneipp-Bund.
aus Aulendorf zum ihrem 80. Geburtstag am 27. Januar.