Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die Türen öffnen sich digital
Neue Wege gehen muss das Bad Wurzacher Gymnasium Salvatorkolleg in der Corona-Krise
BAD WURZACH - Neue Wege gehen muss das Gymnasium Salvatorkolleg Bad Wurzach in der Corona-Krise: Der Tag der offenen Tür findet diesmal digital statt, und zwar ab kommenden Sonntagvormittag.
Die Entscheidung, mit dieser stets sehr gut besuchten Veranstaltung ins Netz zu gehen, ist nach den Worten von Rektor Klaus Amann bereits im Oktober gefallen. Zum einen habe frühzeitig die Einsicht geherrscht, dass „so ein Tag mit vielen Menschen im Gebäude in diesen Zeiten einfach unmöglich zu organisieren“ist. Zum anderen gab es damals bereits vom Kultusministerium das Verbot jeglicher Aktivitäten außerhalb des Schulunterrichts bis zum Ende des ersten Schulhalbjahrs.
Verzichten wollten Amann und das Kollegium aber nicht auf die Veranstaltung, und das nicht vorrangig wegen der Werbewirkung. Mit solch einer Veranstaltung erleichtere die Schule den Mädchen und Jungen den Übergang, erläutert der Rektor. „Es ist also auch ein ganz wichtiges pädagogisches Thema. Den Kindern tut es unheimlich gut, wenn sie die neue Schule kennenlernen können. Am Bildungshaus in Arnach wird das beim Übergang von Kindergarten zu Grundschule ganz stark gemacht.“
„Der Tag der offenen Tür ist wichtig. Vor allem die Kinder leben im Konkreten, wollen Atmosphäre“, erläutert Amann weiter. „Und das wollen wir nun digital transportieren.“
Dafür haben sich die Lehrer des Salvatorkollegs im Vorfeld viel Mühe gemacht. Es wurde eine eigene Website erstellt, die ab Sonntag, 31. Januar, 9.30 Uhr, über einen Link auf der Homepage des Gymnasiums (www.salvatorkolleg.de) erreichbar ist. Die Seite zusammengestellt und die Materialien eingestellt hat Frank Harteker.
Auf dieser Website wird viel angeboten. Um 11 und um 14 Uhr werden Livegespräche mit Rektor Amann und Konrektor Frank Schmuck angeboten. Es gibt eine achtminütige Führung durchs Schulhaus mit dem Impro-Theater des Kollegs zu sehen. In der kindgerecht gestalteten Rubrik „Für 4. Klässler“erzählen zum Beispiel jetzige Fünftklässler und Abiturienten vom Schulalltag.
Die stets beliebte Chemieshow gibt es unter „Einblicke“zu sehen, wo sich auch andere Fächer vorstellen. Unter „Über die Schule“kann man sich über die mentorielle Begleitung und die Spiritualität am Salvatorkolleg ebenso informieren wie über die maßgeblich von den Schülerinnen und Schülern mitgestalteten Pläne für den neuen Schulhof.
Um Pädagogik und Unterrichtsgestaltung geht es schließlich in der Rubrik „Wissen von was man redet“. Hier kann man Artikel lesen, die Salvatorkolleg-Lehrkräfte in Fachzeitschriften veröffentlicht haben.
Die aufwendige Arbeit an der Website, die sich über Wochen hinzog, wird nicht nur einen Tag online verfügbar sein, wie Amann betont. „Diese Seite ist über den Sonntag hinaus zugänglich.“Wer also am Sonntag keine Zeit hat, kann den digitalen Tag der offenen Tür später nachholen – mit Ausnahme der Livegespräche natürlich.
Am Salvatorkolleg anmelden können Eltern ihre Kinder bis zum 8. März. Auch dies digital. „Eltern müssen bei uns anrufen und erhalten dann einen Termin und einen Link für das Anmeldegespräch in einer
Videokonferenz“, erklärt Klaus Amann. Das läuft bereits und ist nach den Worten des Rektors „wirklich nett. Man hat sich dann wenigstens mal gesehen.“
Digital lief bereits am 13. Januar die Informationsveranstaltung des Salvatorkollegs ab. „Etwa 30 Leute haben an der Videokonferenz teilgenommen“, erzählt der Rektor. Es gab dabei kurze Vorträge und Präsentationen, Fragen konnten über einen Chatkanal gestellt werden. „Das hat soweit gut funktioniert. Überrascht hat mich dabei, dass auch viele Kinder zugesehen haben und offensichtlich ganz angetan waren. Und die Eltern waren sowieso dankbar für die Informationsmöglichkeit.“
Dass die Corona-Krise Eltern abhält, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken, glaubt Amann nicht, und dafür gibt es in seinen Augen auch keinen Grund. Zwar ist ihm bewusst, dass der Wissensstand des aktuellen Übertrittjahrgangs nicht der „normaler“Jahre sein wird. Aber: „Wir beschäftigen uns stets mit dem, was die Schülerinnen und Schüler an Talent mitbringen. Und notfalls kann man ja auch mal den Umfang reduzieren.“
„Im Großen und Ganzen“laufe der Fernunterricht am Salvatorkolleg gut, sagt der Rektor. Die Lehrkräfte unterrichten über Videokonferenzen und indem sie Material digital verschicken. Die größten Probleme bereitet dabei die Datenleitung, die in manchen Orten und vor allem Weilern und Wohnplätzen weit entfernt von optimal ist. „In manchen Dörfern fliegen die Schüler regelmäßig raus, da ist schon das Hochladen von Material manchmal schwierig“, erzählt der Rektor.
Zu Hause wird auch der Abschlussjahrgang unterrichtet. Die jungen Menschen hätten damit auch keine Probleme, sagt Amann. „Sie kriegen das hin, und man kann es ja auch so sehen, dass sie damit hervorragend aufs Studium vorbereitet werden.“
Die Halbjahreszeugnisse wird es dieses Schuljahr übrigens auch geben, wenngleich etwas später als sonst, nach den Fasnetsferien. „Bis zum 15. Dezember herrschte ja normaler Schulbetrieb mit Klausuren und Arbeiten“, so Amann, „sodass wir eine Grundlage für die Benotung haben.“Besonders wichtig sei das für die Kursstufe, deren Halbjahresbewertung in die Abiturnote einfließt. Zum Teil wurden hier Klausuren in Nebenfächern noch im Lockdown geschrieben. Zudem sei es durchaus auch möglich, die Onlinemitarbeit der Schülerinnen und Schüler zu benoten, betont der Schulleiter.
Auch wenn es weitgehend ordentlich läuft, hofft Klaus Amann – und mit ihm das ganze Kollegium –, dass nach den Osterferien wieder ein halbwegs normaler Schulunterricht möglich sein wird. „Die Begegnungen und Kontakte fehlen uns allen total.“