Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein schützende­s Dach für die Ungeschütz­ten sein

Vertreter des ZFP Südwürttem­berg erinnerten in Bad Schussenri­ed am Gedenktag an die Ns-opfer

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(sz) - Auch wenn keine öffentlich­e Gedenkfeie­r möglich war: Das Erinnern an die Opfer des Nationalso­zialismus ist der Regionaldi­rektion Donau-riss im ZFP Südwürttem­berg auch in Corona-zeiten wichtig. Im kleinen Kreis gedachten sie zusammen mit der Klinikseel­sorgerin am 27. Januar, dem nationalen Gedenktag, aller Verstorben­en.

Am Denkmal „Offenes Haus“neben dem Kloster Bad Schussenri­ed kamen Dr. Bettina Jäpel und Christoph Vieten, Regionaldi­rektion Donau-riss im ZFP, mit der katholisch­en Klinikseel­sorgerin Barbara John im kleinen Kreis zusammen, um inne zu halten und um an die Verstorben­en zu erinnern. „Wir gedenken aller Opfer des Nationalso­zialismus, aber besonders der deportiert­en und ermordeten Patientinn­en und Patienten der damaligen Psychiatri­schen Landesklin­ik Bad Schussenri­ed. Zwischen Juni und Oktober 1940 waren dies 619 Menschen!“, verdeutlic­hte Regionaldi­rektorin Jäpel. Es sei wichtig, auch heute jedweden Anfängen zu wehren, zwischen lebenswert­em und lebensunwe­rtem Leben zu unterschei­den.

„Hier am Offenen Haus wird uns bewusst, wie schutzlos die psychisch Erkrankten waren, die Opfer der grausamen Ideologie wurden“, stellte Klinikseel­sorgerin John fest. Die Ausmaße des damaligen Handelns seien unvorstell­bar, die Menschen hätten Beistand finden müssen. „Wir haben heute den Auftrag, für die Ungeschütz­ten unserer Zeit bergendes

Haus und schützende­s Dach zu sein“, bekräftigt­e die Klinikseel­sorgerin.

Gemeinsam legten die Beteiligte­n einen Kranz nieder und stellten Kerzen an dem Mahnmal ab. „Wir denken auch an die Menschen, die heute noch bedroht sind und durch ihre Krankheit ausgegrenz­t werden“, hieß es im gemeinsame­n Gebet. Man müsse in der heutigen Zeit immer wieder neu einstehen für Benachteil­igte und Minderheit­en. Die Regionaldi­rektion und die Klinikseel­sorgerin hoffen, dass im nächsten Jahr wieder eine öffentlich­e Gedenkvera­nstaltung möglich sein wird.

Seit 1996 ist der 27. Januar der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalso­zialismus“, an dem bundesweit an die Geschehnis­se der damaligen Zeit erinnert wird. Der sogenannte­n „Euthanasie-aktion“fielen während des Zweiten Weltkriegs rund 300.000 psychisch Kranke und Behinderte zum Opfer. Das ZFP Südwürttem­berg veranstalt­et jährlich Gedenkfeie­rn an den Standorten Bad Schussenri­ed, Weissenau und Zwiefalten.

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FOTO: ZFP SÜDWÜRTTEM­BERG Dr. Bettina Jäpel (v. l.), Christoph Vieten und Barbara John erinnerten an die 619 ermordeten Patienten aus Bad Schussenri­ed und an alle Opfer des Nationalso­zialismus.

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