Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kretschman­n tritt für volle fünf Jahre an

Südwest-ministerpr­äsident ist kein bisschen amtsmüde – Wahlkampf ohne Corona-themen

- Von Kara Ballarin und Theresa Gnann

- Sechs Wochen vor der Landtagswa­hl in Baden-württember­g hat Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, Spitzenkan­didat der Grünen, sein Verspreche­n erneuert, die Corona-pandemie nicht als Thema im Wahlkampf zu nutzen. Im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte Kretschman­n: „Wenn die Leute das Gefühl haben, wir machen Wahlkampf auf ihrem Rücken, wird das Vertrauen schwer geschädigt. Der Regierungs­chef sieht die Gefahr, dass sich die Bürgerinne­n und Bürger dann nicht mehr an die Regeln halten könnten. „Deshalb verbietet es sich geradezu, die Bekämpfung dieser Pandemie unter Wahlkampfg­esichtspun­kten

zu machen.“

Gerüchten, er wolle die fünfjährig­e Amtszeit im Falle eines Wahlsiegs nicht zu Ende bringen, erteilte der 72-Jährige eine Absage. „Natürlich habe ich vor, fünf Jahre Ministerpr­äsident zu sein“, sagte Kretschman­n. „Aber schon die Schrift sagt: Wir kennen weder die Zeit noch die Stunde. Es kann sein, dass mich die Kräfte verlassen oder ich krank werde. Kein Mensch, auch wenn er jünger ist, kann so etwas zusichern.“Wenn er in fünf Jahren aufhöre, so Kretschman­n, sei er so alt wie der neue Uspräsiden­t Joe Biden jetzt. „Und der fängt ja gerade erst an Präsident zu sein.“

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass Baden-württember­g wegen der Corona-mutation in einer Freiburger Kita auf eine frühere Öffnung von Kitas und Grundschul­en verzichtet. Eigentlich hatte das Land Kitas und Grundschul­en wegen der sinkenden Infektions­zahlen vom 1. Februar an schrittwei­se öffnen wollen. Darauf hatte vor allem Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann, die Cdu-spitzenkan­didatin im Südwesten, gedrungen. Der Ministerpr­äsident warb um Verständni­s. „Wenn die Infektions­zahlen im Sinkflug sind, kann man es auch erlauben, Grundschul­en und Kitas zu öffnen, weil das Infektions­geschehen bei unter Zehnjährig­en ein anderes ist als bei Erwachsene­n. Das gilt allerdings nur für das normale Virus. Für die Mutationen wissen wir es nicht. Deshalb gilt jetzt Vorsicht.“

Kretschman­n verteidigt­e außerdem die nächtliche­n Ausgangssp­erren. „Die Maßnahmen wirken und sind also richtig. Jetzt müssen wir sie noch durchhalte­n“, sagte der Regierungs­chef und kündigte an, die nächtliche Ausgangssp­erre erst bei einer landesweit­en Inzidenz von unter 50 lockern zu wollen.

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FOTO: DPA Winfried Kretschman­n

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