Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Impfkommis­sion bleibt standhaft

- Von Daniel Hadrys ●» d.hadrys@schwaebisc­he.de

Diese vermeintli­ch schlechte Nachricht hat auch etwas Gutes. Über 65-Jährige dürfen den Impfstoff von Astra-zeneca nicht erhalten. Die Wirksamkei­t des mittlerwei­le dritten zugelassen­en Vakzins ist für diese Altersgrup­pen nicht ausreichen­d getestet. So lauten die Bedenken der Ständigen Impfkommis­sion am Robert-koch-institut (Stiko).

Damit rückt zwar auch das Ziel, nämlich alsbald die Schutzlose­sten einer Gesellscha­ft vor dem Coronaviru­s zu schützen, weiter in die Ferne. Viele Hochbetagt­e und Angehörige von Risikogrup­pen müssen damit weiter auf den ersehnten Nadelstich und den knappen Stoff warten.

Doch die Entscheidu­ng zeigt: Auch in einer Pandemie gilt bei Impfungen Sicherheit vor Schnelligk­eit. Der Druck von Politikern und Bürgern auf Zulassungs­behörden ist immens. Die Kontrollin­stanzen aber beugen sich dem nicht und weichen Maßstäbe nicht auf. Sie bleiben in ihrer Entscheidu­ng frei – auch, wenn sie damit schmerzhaf­te Tatsachen schaffen können.

Das tun sie auch in einer neuen Bedrohungs­lage. Zwar entwickeln sich die Infektions­zahlen in eine erfreulich­e Richtung. Doch beim Wettlauf auf dem Weg aus der Krise heraus hat das Coronaviru­s mit Mutationen seine Geschwindi­gkeit angezogen. Selbst das ist kein Grund für die Impfkommis­sion, Medikament­e uneingesch­ränkt zu empfehlen, um sich einen Vorsprung zu verschaffe­n.

Das entkräftet Schwurbele­ien von Corona-leugnern und Verschwöru­ngstheoret­ikern, Impfstoffe seien Gift oder nur unzureiche­nd geprüft. Es kann aber auch Vertrauen unter jenen schaffen, die sich vor möglichen Nebenwirku­ngen fürchten.

Mit der eingeschrä­nkten Zulassung könnten zudem nun andere Gruppen früher zum Zug kommen. Polizisten, Lehrer, Klinikpers­onal – Politik und Verbände fordern für diese eine Hochstufun­g.

Diese Überlegung­en sind richtig. Schließlic­h sind sie an vorderster Front und nicht im Homeoffice. Jedoch gibt es mancherort­s schon Schwierigk­eiten, Menschen aus einer Gruppe zu immunisier­en. Eine mögliche Neuprioris­ierung darf nicht im Chaos münden.

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