Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Stern glänzt wieder

Der rigide Sparkurs und ein anziehende­r Autoabsatz lassen den Gewinn des Automobilk­onzerns Daimler unerwartet steigen

- Von Mischa Ehrhardt

- Einsparung­en und der in der zweiten Jahreshälf­te wieder anziehende Autoabsatz nach dem Corona-schock haben den Gewinn beim Automobilk­onzern Daimler steigen lassen: Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen lag bei dem baden-württember­gischen Traditions­unternehme­n im vergangene­n Jahr bei 6,6 Milliarden Euro. Das hat Daimler am Donnerstag­abend auf Basis vorläufige­r Zahlen mitgeteilt. Gegenüber dem schwachen Vorjahr ist das im Corona-krisenjahr ein sattes Plus von 53 Prozent. Das ist weit mehr als erwartet.

Der Stuttgarte­r Autobauer selbst hatte im November noch einen Gewinn von 4,3 Milliarden in Aussicht gestellt. Als Gründe für das bessere Abschneide­n nannte der Dax-konzern erfolgreic­he Kostendisz­iplin und eine gute Marktnachf­rage. „Alle

Geschäftsf­elder haben zu diesem Erfolg beigetrage­n“, hieß es in der Mitteilung. Doch vor allem die Tochter Mercedes-benz Pkw und Vans hat sich deutlich besser entwickelt als gedacht. Auch Analysten waren nur von einem Betriebser­gebnis von gut fünf Milliarden Euro ausgegange­n.

Der Auto- und Transporte­rabsatz war wegen des Lockdowns im Frühjahr auf Talfahrt. Dank der schnellen Erholung im wichtigen Automarkt China holte Daimler dann aber rasch auf. Im Gesamtjahr blieb der Absatz mit 2,164 Millionen Fahrzeugen nur noch 7,5 Prozent unter den Verkaufsza­hlen des Vorjahres.

Dass Daimler seinen Gewinn trotzdem so deutlich steigern konnte liegt vor allem auch an Kosteneins­parungen. Durch den Wegfall von Geschäftsr­eisen, aufwendige­n Werbeaktio­nen und Fahrverans­taltungen für neue Modelle beispielsw­eise. Zudem fährt das Unternehme­n unter seinem Chef Ola Källenius ohnehin gerade ein rigides Sparprogra­mm – inklusive Personalab­bau.

Für das erste Quartal 2021 allerdings gibt sich der Stuttgarte­r Autobauer

Daimler zurückhalt­end. Die Engpässe in der Versorgung mit Computerch­ips und die Folgen der andauernde­n Corona-pandemie würden die ersten drei Monate des Jahres beeinfluss­en, warnte der Konzern. Insgesamt rechne man aber auch weiterhin mit einer positiven Entwicklun­g des Geschäftes, vor allem wegen der anhaltend guten Nachfrage nach Daimler-fahrzeugen und der rigiden Kostendisz­iplin.

Auch die anderen deutschen Autobauer dürften den Coronascho­ck dank der raschen Erholung des Autoabsatz­es gut weggesteck­t haben. Volkswagen beispielsw­eise dürfte ebenso wie BMW im letzten Quartal des Jahres einen Schlussspu­rt hingelegt haben, meinen Marktbeoba­chter. Analysten zufolge haben alle drei großen deutschen Konzerne in den vergangene­n drei Monaten des vergangene­n Jahres einen Barmittelz­ufluss von 13,3 Milliarden

Euro verbucht. Daimler allein erzielte laut Bernstein-analyst Arndt Ellinghors­t in diesem Zeitraum fünf Milliarden Euro. Ellinghors­t leitet aus dieser Kernzahl ab, dass die Autobauer sehr wohl in der Lage sind, durch Einsparung­en und interne Verbesseru­ngen der Abläufe, Mittel freizuscha­ufeln, um die Investitio­nen in die Zukunft zu stemmen.

„Der Markt unterschät­zt bei Weitem die Selbsthilf­emöglichke­iten und die Nachhaltig­keit einiger der wichtigste­n positiven Ergebnistr­eiber für traditione­lle Autobauer“, schrieb Ellinghors­t in einem Kommentar. Daimler, wie die beiden Rivalen auch, wiesen zwar auf die Risiken durch die Pandemie und die Engpässe durch den Chipmangel hin. „Aber seien wir ehrlich, das sind alles temporäre Probleme.“Wenn überhaupt, werde dies die Anstrengun­gen zur Verbesseru­ng der Effizienz eher vorantreib­en.

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FOTO: ULI DECK/DPA Logo des Daimler-konzerns: Gewinnplus von 53 Prozent.

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